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Sport: Schritt zurück und Blick nach vorn

Trotz des 0:0 gegen Dortmund spricht Schalkes neuer Trainer Slomka weiter von der Champions League

Die Fans des FC Schalke 04 pfiffen. Zu trist verlief das Derby gegen Borussia Dortmund und dann wechselte der Trainer auch noch den falschen Spieler aus: Mirko Slomka bekam schon mal einen Vorgeschmack darauf, was ihn bei Schalke erwarten könnte, wenn es bei seiner Mannschaft nicht nach den Vorstellungen der Fans läuft. Nach knapp einer Stunde ersetzte der Trainer im Heimspiel am Samstag Stürmer Ebbe Sand durch Gerald Asamoah, die Schalker Anhänger tobten bei diesem Personalwechsel. Doch der Unmut galt weder dem, der kam, noch dem, der ging. „Sie haben mich ausgepfiffen“, behauptete Slomka später. Aber auch das war nur die halbe Wahrheit. Der Zorn richtete sich gegen einen Profi, der auf dem Rasen bleiben durfte, obwohl er dort in den Augen des Volkes nichts mehr zu suchen hatte: Kevin Kuranyi. Beim torlosen Derby waren die Schalker Fans besonders von der Vorstellung des Nationalstürmers enttäuscht.

Schon seit 475 Spielminuten hat Kuranyi in der Bundesliga nicht mehr getroffen. Trotzdem, den Stürmer im Spiel gegen Dortmund auszuwechseln „stand nicht zur Debatte“, sagte Slomka: „Ich weiß, dass Kevin nicht überragend gespielt hat, aber ich werde ihm weiter den Rücken stärken.“ Kuranyi stufte seine eigene Leistung gegen Dortmund überraschender Weise dann als passabel ein. „Ich habe mich nicht schlecht gesehen,“, sagte er. „Es hat nur ein Tor gefehlt.“

Doch als Stürmer gerät der für sieben Millionen Euro verpflichtete Kuranyi zwangsläufig in die Kritik, wenn eine Mannschaft wie Schalke in 19 Ligaspielen nur 22 Tore erzielt hat. Teammanager Andreas Müller verteidigte Kuranyi allerdings. „Eine solche Phase gibt es bei Stürmern immer wieder mal. Aber Kevin steht intern nicht in der Kritik. Was ihm fehlt, ist ein Erfolgserlebnis.“

Kuranyi trägt gewiss nicht die Alleinschuld an der Misere des Tabellenvierten. Sonst hätte der Trainer es einfacher. Die Schwäche liegt tiefer. Gegen diszipliniert, aber keineswegs großartig kickende Dortmunder sind die Schalker an ihre Grenzen gestoßen. Teammanager Andreas Müller drückt dezent, aber vernehmlich und verständlich aus, dass die Vorstellung im Derby ein Rückschritt war. „Die Mannschaft war in dieser Saison schon mal weiter. Acht Unentschieden sind einfach zu viel.“ Die Mannschaft war jedoch abermals außerstande, auf dem Rasen eine Stärke zu zeigen, die Spitzenmannschaften wie Bayern München an trüben Tagen auszeichnet. „In gewissen Phasen des Spiels muss auch mal Ruhe drin sein, ohne dass man dabei einschläft“, sagt Müller.

Auf die Zuschauer mag das müde Derby einschläfernd gewirkt haben – die Schalker Spieler aber wurden gerade in der zweiten Halbzeit fahrig und nervös. Am Ende missrieten die einfachsten Standardsituationen. Einwechselspieler Hamit Altintop etwa warf den Ball bei einem Einwurf sofort wieder ins Seitenaus. Je länger die Partie dauerte, desto weiter entfernten sie sich von dem Glauben, gewinnen zu können. Slomka nahm sogar seine Stürmer in Schutz. Sie wären eben viel zu wenig angespielt worden. „Die Stürmer haben ja keine Chancen vergeben“, sagte der Trainer. „Wer keine Chancen hat, kann auch keine vergeben.“

Schalke hätte sogar verlieren können. Nachdem Mladen Krstajic den Dortmunder Stürmer Salvatore Gambino im Strafraum gefoult hatte, verweigerte Schiedsrichter Knut Kircher aus München den Borussen einen Elfmeter. Hinterher bezweifelte niemand, dass es ein Fehlurteil war, nicht einmal der Unparteiische selbst, der sich allerdings erst vor dem Fernsehschirm in der Position sah, die Szene richtig wahrzunehmen.

Gemessen an ihren hohen, vielleicht überhöhten Ansprüchen sind die Schalker spielerisch an der unteren Grenze angekommen. Es sind Ansprüche, die von finanziellen Zwängen diktiert, aber nicht von sportlicher Leistung gedeckt sind. Dennoch lässt Slomka, der sich auf eine schwere Aufgabe eingelassen hat, Maßstäbe gelten, die spätestens nach diesem Spieltag unrealistisch erscheinen. 15 Runden vor Ende der Saison sehe er keinen Grund, im Kampf um die Qualifikation zur Champions League die Jagd auf Werder Bremen und den Hamburger SV, die sechs und sieben Punkte Vorsprung haben, für beendet zu erklären, sagte Slomka nach seiner Heimpremiere. „Wir spielen noch gegen beide unmittelbaren Konkurrenten und haben genug Zeit aufzuholen“, sagte er. Einfach wird es nicht, denn nun hat der Schalker Trainer auch noch personelle Sorgen: Abwehrspieler Dario Rodriguez erlitt gegen Dortmund einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel und fällt zwei bis vier Wochen aus. Am Mittwoch bei Borussia Mönchengladbach kann Slomka zudem Mittelfeldspieler Christian Poulsen nicht einsetzen. Der Däne sah gegen Dortmund seine zehnte Gelbe Karte und ist gesperrt.

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