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Sport: Schumacher überrascht sich selbst

Der Ferrari-Pilot gewinnt in Frankreich vor Weltmeister Fernando Alonso, weil sein Reifenpoker aufgeht

Es sind dies keine leichten Tage für das Sportland Frankreich. Erst verlor die Fußball-Nationalelf das WM-Endspiel und Nationalheld Zinedine Zidane seine Nerven, das Nationalereignis Tour de France wird von allerlei Dopinggerüchten verschluckt, und am Sonntag nun verhinderte ein Deutscher in einem italienischen Auto einen Sieg des Formel-1-Nationalteams beim Großen Preis von Frankreich. Michael Schumacher ließ bei seinem Sieg in Magny-Cours Fernando Alonso in der französischen Kombination Renault/Michelin deutlich hinter sich und verdarb den französischen Fans die auf vielen Transparenten geforderte „WM-Revanche“ Frankreich gegen Italien. Es war der insgesamt achte Sieg des 37-Jährigen in Frankreich – noch nie hat ein Pilot so häufig einen Grand Prix gewonnen.

Der Ferrari-Pilot reduzierte durch seinen zweiten Sieg in Folge den Rückstand auf den WM-Führenden in der Gesamtwertung auf 17 Punkte. Dritter wurde Schumachers Teamkollege Felipe Massa vor Ralf Schumacher im Toyota. Nick Heidfeld im BMW-Sauber holte als Achter vor 84 000 Zuschauern noch einen WM-Zähler, als 14. chancenlos war Nico Rosberg, der nach einem Motorwechsel am Williams-Cosworth nur von Position 19 gestartet war.

Schumachers 88. Karriere-Erfolg in einem weitgehend ereignislosen Rennen war eigentlich nie gefährdet. Bereits der Start verlief genau so, wie die Strategen bei Ferrari ihn sich erhofft haben dürften. Schumacher verteidigte seine Poleposition und sein Teamkollege Felipe Massa hielt sich mit recht kompromisslosem Einsatz vor dem Renault des WM-Führenden Fernando Alonso. „Das war sehr eng, ich war fast im Gras“, bemerkte Alonso später knapp. „Ich hatte Mühe, das Auto auf der Strecke zu halten.“

Massa erfüllte seinen Auftrag als getreuer Leutnant – sprich: Alonso abblocken – aber nur in der ersten Rennphase. „Wir haben dann unsere Strategie geändert, um Fernando wenigstens an Massa vorbei zu bekommen“, erklärte Renault-Chef Flavio Briatore. Alonso kam also nur zwei statt der vorgesehenen drei Mal an die Box und schob sich so zumindest noch auf Platz zwei vor. „Es ist schade, dass Felipe den zweiten Platz nicht halten konnte“, sagte Schumacher. „Ich habe natürlich ein bisschen darauf gehofft, nachdem er am Start vor Fernando geblieben war.“ Die 15 Runden, die sein Teamkollege dem Spanier die freie Fahrt verwehrte, genügten Schumacher immerhin, um sich entscheidend abzusetzen.

Vermutlich wäre Schumacher aber auch ohne Massas vor Alonso ins Ziel gekommen, und das war selbst für die Protagonisten eine durchaus bemerkenswerte Tatsache. „Das ist ein tolles Ergebnis, aber es kommt auch ein bisschen unerwartet, das muss man ganz ehrlich sagen“, gab Schumacher zu. Briatore hatte den Grund für die Niederlage schnell gefunden: „Die Reifen, das war doch eindeutig zu sehen.“ Offensichtlich hat sich Ferrari ausgerechnet beim Heimrennen von Renault und dessen Ausrüster Michelin auf diesem Sektor einen kleinen Vorteil verschafft. Die Bridgestone der Ferrari arbeiteten in der Hitze von Magny-Cours jedenfalls deutlich besser als die Michelin – die Sorge, dass die weiche Mischung den Temperaturen nicht standhalten würde, erwies sich als unbegründet. „Wir wussten nicht, ob die Reifen durchhalten würden, aber es hat funktioniert“, sagte Schumacher. „Ich hoffe, dass es beim nächsten Rennen in Hockenheim ähnlich gut läuft.“

Flavio Briatore war trotz des missglückten Heimrennens zufrieden. „Wir haben bei einem schwierigen Rennen nur zwei Punkte verloren, das ist doch toll“, sagte der Renault-Teamchef. Dies ist die eine Erkenntnis des Wochenendes in Frankreich. Die andere formulierte Michael Schumacher so: „Wenn wir so weitermachen, können wir den Rückstand in den kommenden sieben Rennen noch aufholen.“

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