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Sarah Köhler wird Siebte über 800 Meter Freistil und schwimmt dabei so schnell wie noch nie zuvor in ihrer Karriere.

© dpa

Schwimm-WM in Kasan: Sarah Köhler: Im Sog der Weltrekordlerin

Sarah Köhler profitiert bei der Schwimm-WM in Kasan von der überragenden US-Amerikanerin Katie Ledecky.

Am vorletzten Tag der Schwimm-WM hatte Sarah Köhler ein Erlebnis der besonderen Art. Eine Konkurrentin wurde angefeuert – und die 21-Jährige von der SG Frankfurt profitierte davon. Die lauten Schreie, die am Samstagabend aus tausenden Kehlen durch die große Kazan Arena hallten, galten Katie Ledecky. Die Ausnahmeschwimmerin aus den USA war gerade dabei, ihr grandioses Gesamtwerk in Russland zu vollenden. Zwei Weltrekorde und vier Siege hatte sie im Lauf der WM-Woche schon angehäuft – und in beiden Kategorien kam über 800 Meter Freistil nun noch ein weiterer Strich dazu.

„Ich habe zwischendurch beim Atmen mal ihren Namen gehört, ansonsten aber nichts von ihrem Rennen mitbekommen“, sagte Köhler. Das änderte sich jedoch auf Ledeckys letzter Bahn. „Da habe ich natürlich gemerkt, wie die Halle am Toben war. Und auch wenn ich wusste, die schreien nicht wegen mir: Das hat mir noch mal extra Adrenalin gegeben.“ Von den unglaublichen Fähigkeiten der Amerikanerin haben also auch andere etwas. So verbesserte Köhler ihre persönliche Bestzeit über die 16 Bahnen Kraul auf 8:23,67 Minuten und landete im Finale auf Rang sieben.

Katie Ledecky gelingt eine historische Leistung

„Ich bin mehr als zufrieden, das hätte ich nicht gedacht. Zumal ich am Freitag noch einen Infekt hatte“, sagte die deutsche Schwimmerin. Doch das war nichts gegen die Freude, die die sonst fast scheue Ledecky nach ihrem Anschlag offenbarte: Für ihre Verhältnisse völlig außer Rand und Band drosch sie mit der rechten Hand zwei Mal vor Begeisterung auf das Wasser. Nach einer kurzen Pause wiederholte sie das mit der linken Hand.

Um sagenhafte dreieinhalb Sekunden hatte die 18-Jährige den eigenen, erst 13 Monate alten Weltrekord unterboten. Am Ende war Ledecky, die schon mit Michael Phelps verglichen wird, 16 Sekunden schneller als Sarah Köhler. „Wenn Katie weiter das macht, was sie jetzt macht, auch psychisch stark bleibt – dann ist sie in den nächsten vier, fünf Jahren nicht zu schlagen“, sagte Köhler.

Nach vorübergehender Ebbe bei der Rekordjagd trumpfte Ledecky vor dem Abflug aus Russland also noch einmal groß auf. Sie schaffte den elften Weltrekord in Kasan – ehe das US-Quartett in der gemischten Freistilstaffel das Dutzend vollmachte. Und sie vollbrachte eine sporthistorische Leistung: Vor ihr hatte noch kein Schwimmer bei einer WM alle Kraulkonkurrenzen von 200 bis 1500 Meter gewonnen. „Es ist wirklich nett, wenn du sagen kannst, du hast etwas geschafft, was vor dir noch keiner geschafft hat“, kommentierte Ledecky ihre Show in Kasan. „Ich werde dieses Gefühl ein paar Tage genießen. Danach gehe ich wieder an die Arbeit – und hoffentlich kommt da noch mehr.“

Nach Rio de Janeiro 2016 richtet sich auch der Blick von Jenny Mensing. Denn während Dorothea Brandt (50 Meter Freistil) und Carl Louis Schwarz (50 Meter Rücken), die beiden deutschen Halbfinalisten am Samstag, den Endlauf verpassten, war neben Köhler auch die zweite Finalistin des DSV sehr einverstanden mit ihrem Tagwerk.

Beim Sieg der Australierin Emily Seebohm sprang für die 29-jährige Mensing ein passabler fünfter Platz heraus – was sie zu schätzen wusste. „Besser hätte es nicht laufen können“, sagte sie mit blinkenden Augen. Einfach nur losgeschwommen sei sie, zu verlieren habe sie ja nichts gehabt. Frei nach dem Motto: Das Beste kommt zum Schluss. „Ich war heute wirklich sehr entspannt, hatte einfach keinen Druck“, sagte Mensing und beantwortete die Frage, ob sie gerade das richtige Rezept für die Spiele in Rio gefunden habe, schlicht mit: „Ja.“

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