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Springer

© dpa

Schwimm-WM in Rom: Verkrampfte Neulinge

Die Sprungwettbewerbe in Rom sind vorbei, und zum ersten Mal seit vielen Jahren haben die Deutschen keine Medaille gewonnen.

Dem blauen Lappen, den sich Sascha Klein über die rechte Schulter gelegt hatte, war nichts anzusehen. Trocken zierte das gute Stück den Körper des 23-jährigen Wasserspringers. Tränen des Mannes vom SV Neptun Aachen hatte der Lappen also nicht aufsaugen müssen, die Enttäuschung stand Klein nach dem bitteren Ausgang des Synchronspringens vom 10-Meter-Turm bei der Schwimm-WM in Rom aber dennoch ins Gesicht geschrieben. Bei einem Final-Ergebnis von 455,76 Punkten fehlten Klein und dem Berliner Patrick Hausding am Ende nur 0,84 Punkte auf die Bronzemedaille. Der Rückstand auf Silber betrug nur 1,08 Punkte. Die Deutschen wurden Vierte. Nur Vierte.

„So ist es natürlich besonders hart“, sagte Klein. Und Hausding, mit dem Klein im Vorjahr noch olympisches Silber gewonnen hatte, ergänzte: „Dieser Ausgang ist einfach nur traurig, schließlich hätten wir auch beide Paare überholen können.“ Das chinesische Sieger-Duo Huo/Lin war dagegen eine Klasse für sich. Uneinholbar.

Die Sprungwettbewerbe in Rom sind vorbei, und zum ersten Mal seit vielen Jahren haben die Deutschen keine Medaille gewonnen. Lutz Buschkow, der Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbands (DSV), hatte schon Mitte vergangener Woche angekündigt, er werde sich „kritisch hinterfragen“. Nun erklärte er: „Ich kann noch keine definitive Tendenz ausgeben, wie es weitergeht. Aber wir sind bestrebt, das Ganze zu strukturieren. Ich bin keiner, der hin- und herspringt.“

Aber er konnte schon Gründe für das dürftige Gesamtergebnis benennen. Zum einen machte er bei Sascha Klein und Patrick Hausding, den größten Hoffnungsträgern des DSV, jeweils „kleine Fehler“ mit entscheidenden Auswirkungen aus, zudem war Buschkow auch mit dem Urteil der Kampfrichter nicht immer einverstanden. „In diesem letzten Wettbewerb“, lautete sein mürrischer Kommentar, „hätten wir eine Medaille verdient gehabt.“

Den zentralen Grund für diese Bilanz sieht der Sportdirektor jedoch in dem Umbruch, den die Springersparte seit dem Ende der olympischen Schlussfeier mitmacht. Buschkow wirkte geradezu erleichtert, als er hinter dem römischen Sprungbecken beim Durchzählen seiner WM-Newcomer immer weitere Neulinge entdeckte. Schließlich war er bei „sechs von zwölf Athleten“ angekommen, die zuvor noch nie bei einer Weltmeisterschaft gestartet waren. „So einen Aderlass muss man erst einmal verkraften. Jedenfalls haben wir hier reichlich internationale Erfahrung gesammelt“, sagte der Sportdirektor. Einer wie er denkt natürlich auch strategisch: „Bei den Olympischen Spielen in London 2012 werden unsere Springer wieder gute Ergebnisse abliefern, davon bin ich ganz fest überzeugt.“

Buschkow hatte aber auch noch eine weitere Erklärung für die fehlenden Medaillen. „Normalerweise haben wir immer am Anfang der Wettbewerbe Medaillen geholt, in Rom dagegen klappte das nicht. Deshalb haben wir auf eine Medaillenausbeute lauern müssen“, sagte Buschkow.

Im Klartext bedeutet das: Der Druck auf die Athleten, die noch einen Wettkampf hatten, wurde immer größer. Und damit konnten nicht alle entsprechend umgehen. „Am Ende fehlte die notwendige Lockerheit, um zu schaffen, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Buschkow. Es war also ein psychologisches Problem. Aber diese Baustelle ist im Deutschen Schwimmverband ja ohnehin bekannt.

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