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Schwimm-WM: Verärgerter Zweiter

In einem Foto-Finish gegen den Russen Wladimir Diatschin hat Langstreckenschwimmer Thomas Lurz in Melbourne Gold über die zehn-Kilometer-Distanz knapp verpasst. Der Schwimmer war verstimmt und sprach von einer "Amateurveranstaltung".

Melbourne - Im Wasser fühlte sich Thomas Lurz noch als Sieger. Nach 30 Minuten an Land war er nur Zweiter. Laut Anzeigetafel hatte der Würzburger den WM-Krimi über zehn Kilometer nach 1:55:32,5 Stunden zeitgleich mit dem Russen Wladimir Djatschin beendet. Zwei glückliche Sieger am Strand von St. Kilda. Doch nach verwirrenden Diskussionen um das Regelwerk wurde Djatschin in Melbourne mit 6/100 Sekunden Vorsprung zum alleinigen Weltmeister erklärt. Zum ersten Mal wurden bei einer WM der Langstreckenschwimmer Hundertstel herangezogen. Mit der handschriftlich korrigierten Siegerliste bekam es Lurz schriftlich. "Das ist ein Witz", entfuhr es ihm. "Das hat das Niveau einer Amateurveranstaltung."

Drei Tage nach seinem Triumph über 5 Kilometer musste sich der "Unbesiegbare" geschlagen geben. "Auf diesen Zweiten dürfen wir stolz sein", sagte Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes. Lurz: "Beim Endspurt habe ich gedacht, ich bin vorne." Aber der 27 Jahre alte Student, mit fünf WM-Titeln der Welt erfolgreichster Langstreckenschwimmer, wollte sich nicht lange ärgern. Seine Gratulation galt Djatschin.

8000 Euro Prämie eingebüßt

"Bei Olympia muss das professioneller, klarer und besser werden", sagte Lurz und dachte schon an die Revanche in Peking 2008: "Nächstes Mal habe ich vielleicht mehr Glück." Sein Vater Peter Lurz, Langstrecken-Teamchef im DSV, bemerkte nur: "Schade, dass es einen Zweiten gibt, eigentlich hätten beide den Sieg verdient gehabt." Bronze gewann der Russe Jewgeni Drattsew. Der Würzburger Christian Hein wurde Fünfter, nachdem er zunächst als Siebter geführt worden war. Lurz kostete der entgangene Titel rund 8000 Euro. Statt 17.500 gab es nur 9500 Euro an Prämien.

Der Würzburger hatte 100 Meter vor dem Ziel zum "Überholvorgang" angesetzt. Nach dem Anschlag wusste keiner, wer denn nun gewonnen hatte. An das Rennen erinnerte er sich nicht gern. Den Favoriten hatten alle im Visier. "Jeder klopft dir auf die Füße, schwimmt dir auf die Schultern", sagte Lurz. Um wenigstens streckenweise "in Ruhe schwimmen zu können", machte er kräftezehrende Ausweichmanöver. Dazu dann noch die vielen Feuerquallen. Lurz: "Spaß macht das auch nicht. Das sind Riesenviecher."

Der Mainzer Hein war fix und fertig, als er aus dem Wasser kletterte. "Ich habe überlegt, mal eine Nahkampfausbildung zu machen", stellte er mit Blick auf die Prügelszenen im Wasser fest. "Es war teilweise wirklich unfair. Die letzten Meter waren die Hölle, ich bin froh, dass ich das Ziel gesehen habe." (Von Richard Janssen, dpa)

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