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Sport: Schwimmen, Radfahren, Rangeln

Im deutschen Triathlon gibt es eine neue Disziplin: Die Veranstalter Frankfurt am Main und Roth bekämpfen sich

Roth. Nein, natürlich war Lothar Leders Mission nach seinem Zieleinlauf beim Triathlon in Roth noch längst nicht beendet. Statt sich endlich etwas Ruhe nach mehr als acht Stunden Schwimmen, Radfahren und Laufen zu gönnen, ließ sich der Sieger und Star des traditionellen Rennens umjubeln. Pressekonferenz, Autogrammstunde, und und und. Leder spielte seine Rolle gern. Er schwärmte von diesem „hervorragenden Wettkampf“ mit den „fantastischen Zuschauern“. Mithin: „Besser geht es nicht.“ Dieser Satz war ausgezeichnet, jedenfalls aus Sicht von Roth. Dieser Satz war natürlich eine Frechheit. Jedenfalls aus Sicht von Frankfurt am Main.

Am Sonntag findet in Frankfurt der zweite deutsche Triathlon über die klassisch lange Distanz statt. Das entzweit die Triathlon-Gemeinschaft. Denn Triathlon ist in Deutschland längst nicht mehr nur Sport – er ist inzwischen eine Religion. Für seine Anhänger auf jeden Fall. Unterschieden wird nur noch in Gut und Böse, Himmel und Hölle.

Da ist einerseits Roth, die fränkische Triathlon-Hochburg. Dort gewann Leder am Sonntag vor dem Weltklasse-Athleten Chris McCormack aus Australien. Gut 100 000 Zuschauer hatten den Wettkampf verfolgt. Mehr als in den Jahren zuvor. Doch das Roth von 2003 ist nicht mehr das Roth der vergangenen Jahre. Vor zwei Jahren gab der Veranstalter die Ironman-Lizenz nach einigem Gezänk mit dem Weltverband zurück und damit das Lockmittel für die besten deutschen Triathleten. Ein Segen war es da, dass Deutschlands Topstar Lothar Leder die Deutsche Post als Hauptsponsor hat. Denn das gleiche Unternehmen sponsert zusammen mit einem Versandhaus nun das Traditionsrennen. Damit ließe sich der bisherige Status wahren. Dachten sie in Roth.

Allerdings startet die deutsche Triathlon-Elite in diesem Jahr in Frankfurt – mit Ausnahme von Leder. Der Veranstalter hat die Ironman-Lizenz, aber auch üppige Siegprämien zu bieten. Und prompt denkt Thomas Hellriegel, der einzige deutsche Sieger des Hawaii-Triathlons, um: Nie starte ich in Frankfurt, hatte er mal getönt. Roth ist langweilig geworden, verkündet er jetzt. Auch Nina Kraft, Vorjahressiegerin in Roth, hat ihre Liebe zu Frankfurt entdeckt. Bei den Männern werden zudem die Deutschen Jürgen Zäck und Norman Stadler an den Start gehen, um sich mit ausländischen Stars wie Cameron Brown und Peter Reid zu messen. „Das ist eine tiefe menschliche Enttäuschung“, sagt Roths Veranstalter Herbert Walchshöfer.

Doch die Athleten trifft kaum Schuld. Noch vergangenes Jahr startete Leder bei beiden Wettkämpfen. Doch in diesem Jahr hat Frankfurt sein Rennen vorverlegt – fast auf den Traditionstermin von Roth. Seitdem herrscht Streit. Triathlet Zäck versucht nun zu vermitteln: Roth solle Ende August ein Langdistanz-Rennen mit verkürzter Strecke ausrichten. Später könnte dort dann die Weltmeisterschaft stattfinden. Dann hätten alle Athleten die Chance auf zwei Starts. Chris McCormack, 2003 Zweiter von Roth, findet das vernünftig. Aus nachvollziehbaren Gründen: „Dann könnte ich beide Wettbewerbe gewinnen und im Oktober auch noch Hawaii.“

Christoph Bertling

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