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Sport: Schwimmwettkämpfe: Im Kielwasser der Konkurrenz

Es war ja keiner dabei. Kein Journalist jedenfalls.

Es war ja keiner dabei. Kein Journalist jedenfalls. Aber es hat gekracht, es hat bestimmt ganz heftig gekracht. Antje Buschschulte hat das zugegeben. Nicht so deutlich natürlich. Sie hat gesagt: "Es gab aus dem Team Vorwürfe gegen mich wegen der verpatzten Staffel. Das ist nicht ganz fair abgelaufen", aber damit wusste man Bescheid. Nicht ganz fair? Buschschulte hat die 4x-100-m-Freistil-Staffel in den Sand gesetzt in Sydney. Rang vier statt Gold. Überhaupt, die deutschen Schwimmer: Bislang haben sie fast nur enttäuscht. Andererseits sind die Wettkämpfe noch lange nicht beendet. Noch gibt es keinen Grund für allgemeine Katastrophenstimmung.

Aber die Staffelpleite lässt sich festmachen, an Buschschulte nämlich. Sie wollte unbedingt anschwimmen. Ausgerechnet Buschschulte. Im Team hält man sie auf Position eins für unzuverlässig. Staffel-Mitglied Franziska van Almsick riet ab, Staffel-Mitglied Sandra Völker ebenfalls, Frauen-Bundestrainer Achim Jedamsky aber sagte: "Doch." Und dann schwamm Buschschulte eine Sekunde langsamer als bei ihrem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften. Da war alles gelaufen, die anderen konnten den Rückstand nicht mehr aufholen. "Warum war ich so langsam? Ich weiß es nicht", sagte Buschschulte. Sie scheiterte ja gleich nochmal. Sie verpasste mit 1:01,91 Minuten den Endlauf über 100 m Rücken. Bei den Deutschen Meisterschaften war sie noch 1:01,01 Minuten geschwommen. Gut möglich, dass sie sich einfach zu viel aufhalste. Sie will in Sydney zwölf Mal an den Start gehen. So ein Programm verkraftet psychisch nicht jeder.

Aber Sandra Völker patzte ja auch. Das Finale über 100 m Rücken verpasst, in indiskutabler Zeit, das ist für sie eine mittlere Katastrophe. "Ich habe mehr Freistil als Rücken trainiert", sagte sie, aber das kann nicht wirklich eine Erklärung sein. Sie ist auch optimal vorbereitet, das zeigte ihre Leistung in der Freistilstaffel. Sie schwamm 54,70 Sekunden, 33 Hundertstelsekunden schneller als bei der Deutschen Meisterschaft. Möglicherweise war sie wegen der Staffelleistung verunsichert, aber das würde überraschend. Völker gilt als überaus nervenstark.

Aber warum schwamm auch Hannah Stockbauer hinterher über 400 m Freistil? Sie galt auch als Medaillenfavoritin, als Goldkandidatin sogar. Ihr Paukenschlag war schuld daran. Sie hatte bei den Deutschen Meisterschaften die 400 m Freistil in 4:06,55 Minuten gewonnen. Das bedeutete: Platz eins der Weltrangliste, das bedeutete: Hoffnungsträgerin. In Wirklichkeit war sie mit dieser Rolle überfordert. Sie war ja nie wirklich eine Goldkandidatin. Die 4:06,55 Minuten täuschen. Das ist nicht ihr häufig abrufbares Leistungsvermögen. Sie verbesserte sich damals um sechs Sekunden, das bedeutet, dass die Zeit ein einmaliger Ausrutscher nach oben war. Zumindest kurzfristig dürfte sie sich kaum im Bereich von 4:07 Minuten stabilisieren. Zudem ist sie erst 18 und ohne große internationale Erfahrung. Sie hat ja nicht mal speziell für die 400 m Freistil trainiert. Ihre Spezialstrecke sind die 800 m. Dort wurde sie 1999 Europameisterin. In Sydney kam sie schlicht mit den Erwartungen nicht zurecht. Der Druck war zu groß.

Und noch einer, der enttäuscht aus dem Wasser stieg: Mark Warnecke, 1996 noch Olympia-Dritter über 100 m Brust. Er verpasste mit 1:02,85 Minuten das 100-m-Brust-Finale. 1:02,85 - diese Zeit schwimmt Warnecke normalerweise mit Bergstiefeln. Aber in Sydney verschluckte sich der Medizinstudent nach 45 Metern an seinem eigenen Schleim, und damit war sein Rhythmus unterbrochen. Pech. Warnecke hätte normalerweise locker das Finale erreicht.

Aber jetzt wäre er am liebsten heimgefahren, und wer weiß, ob der frühere Weltklasseschwimmer Klaus Steinbach nicht am liebsten mitgeflogen wäre. Steinach ist jetzt Chef de Mission der deutschen Olympia-Mannschaft. Und Steinbach sagt: "Das alles tut mir in meiner Schwimmer-Seele weh."

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