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Spielend leicht gewinnen. Während Sebastian Vettel schon längst im höheren Level rast, fahren die anderen noch hinterher. Im Land der Computerspiele kann sich Vettel nun näher an die Highscore ranarbeiten.

© AFP

Sebastian Vettel in Japan: Ein perfekter Ort, um Weltmeister zu werden

Beim Rennen in Japan hat Sebastian Vettel schon einmal den Titel gewonnen. Damit das am kommenden Sonntag wieder klappt, braucht er allerdings die Mithilfe seiner Konkurrenten.

Eigentlich würde alles zusammenpassen, wenn Sebastian Vettel schon an diesem Sonntag in Suzuka den vierten WM-Titel seiner Karriere gewinnen würde. Die Strecke ist eine der wenigen echten Fahrerstrecken, die es noch im Kalender gibt, Vettel liebt sie wegen der vielen anspruchsvollen Kurven über alles. Und die japanischen Fans haben es besonders auf Vettel abgesehen. Schon am Donnerstag tauchten sie in großer Zahl an der Strecke auf, manche auch in Vettel-Verkleidung, mit passendem Helm und Overall, auch viele Kinder und Jugendliche, die vor allem das Siegessymbol Nummer eins, den Vettel-Finger, schon perfekt beherrschen.

Die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit, nicht nur weil Vettel mit Geschenken überhäuft wird: „Man muss ja nicht immer etwas Materielles geschenkt bekommen. Manchmal ist es schöner, wenn ein Fan einem ein paar Zeilen schreibt oder man sieht, dass sich die Leute einfach Mühe geben“, sagt Vettel. „Sie wollen, dass man so weitermacht und so bleibt, wie man ist. Es ist schön, wenn sie sich mit einem identifizieren können.“

Außerdem hat der Red-Bull-Pilot an Suzuka beste Erinnerungen – seinen zweiten Titel sicherte er sich 2011 ebenfalls hier: „Das alles ist noch ziemlich präsent, wenn auch vielleicht das Ende der Nacht damals dann nicht mehr so ganz“, erzählt er lachend. Dennoch hält sich Vettel mit Aussagen zu einem erneuten Titelgewinn am Sonntag zurück. „Unser Ziel ist es, die WM zu gewinnen, nicht die WM an einem bestimmten Ort zu gewinnen“, sagt er. „Ich wäre mehr als zufrieden, wenn wir überhaupt irgendwann etwas zu feiern haben.“

Dass trotzdem sehr viele schon vom vorzeitigen Titelgewinn in Japan ausgehen, empfindet er als Kompliment, „aber wir wissen, dass es keine Garantie für den WM-Titel gibt. Jedes Rennen ist harte Arbeit“, mahnt Vettel. „Wenn man es da schleifen lässt, kommt früher oder später der Schlag ins Gesicht. Es liegt ja nicht nur an mir, auch an den anderen.“ Sein Vorsprung beträgt derzeit 77 Punkte, sollte er hier erneut gewinnen, muss Fernando Alonso mindestens Achter werden, um die Titelentscheidung noch einmal hinaus zu schieben.

„Das schafft er normalerweise auch, deshalb glaube ich persönlich nicht, dass es hier schon passieren wird“, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. „Aber das ist ja auch nicht das Entscheidende. Entscheidend ist nur, dass wir am Ende vorne sind.“ Auch sein Fahrer will die Konkurrenz noch lange nicht abschreiben, vor allem nicht, wenn es um einzelne Rennsiege geht. „Singapur, als wir manchmal ein, zwei Sekunden pro Runde schneller waren als alle anderen, das war eine Ausnahme. Teilweise war es für uns knapper, als es vielleicht von außen ausgesehen hat“, sagt Vettel, „in Korea zum Beispiel war Lotus nicht weit weg, da konnte ich mich in den letzten Runden absolut nicht ausruhen.“

Gleiches hält er auch in Japan für möglich: „Wir versuchen, unser Bestes zu geben, die anderen aber mit Sicherheit auch. Dieses Jahr ist für uns bislang fast perfekt gelaufen, ich hatte nur einen Ausfall. Die anderen hatten es da schwieriger.“ Bei Red Bull selbst sieht Vettel noch lange keine Perfektion und auch weiterhin viel Raum für Verbesserungen. „Wir sind noch nicht bei 100 Prozent angekommen“, betont er.

Dennoch hat Sebastian Vettel auch mit fehlenden Prozenten die anderen Autos auf Distanz halten können. Als Gründe für die jüngste Erfolgswelle macht der Heppenheimer vor allem zwei Komponenten aus: das perfekte Verständnis für seinen Rennwagen sowie die verbesserte Performance in der Qualifikation. „Wir haben das Auto zu diesem Zeitpunkt der Saison in allen Facetten verstanden und können auf alle Umstände schneller reagieren und das Setup besser anpassen, sodass wir spätestens zum Qualifying absolut top sind“, sagt Vettel. Auch hier hätte sein Team in den vergangenen Rennen Stärke demonstriert, „denn zu Saisonbeginn hatte Mercedes dort definitiv einen Vorteil.“

Aber die Erfolge der jüngsten Zeit, der letzten Rennen, sind für ihn kein Anlass, um nur zufrieden darauf zurückzuschauen. „Man kann sicherlich ein wenig von einem Lauf sprechen, aber letzten Endes hakt man das letzte Rennen ab und schaut auf das nächste. Man lebt ja nicht in der Vergangenheit. Man genießt mit Sicherheit den Moment an sich und die Momente danach, aber schaut dann irgendwann nach vorne auf das nächste Rennen.“ Doch wenn Sebastian Vettel jetzt nach vorne schaut, sieht er nicht nur einen Grand-Prix-Sieg vor sich. Der vierte Weltmeistertitel ist zum Greifen nahe.

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