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Sebastian Vettel: Schneller als Schumacher

Sebastian Vettel ist zweieinhalb Jahre jünger als Michael Schumacher bei seinem ersten Titel. Wird der neue König der Formel 1 ähnlich dominieren wie einst der alte?

Von Christian Hönicke

Abu Dhabi - Mit symbolischen Bildern ist das so eine Sache, da wird viel und gerne interpretiert, aber wenn das keines war, welches dann? Michael Schumacher herzte Sebastian Vettel nach seinem Sieg in Abu Dhabi, so wie er es vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten einst auf seiner Kartbahn von Kerpen getan hatte. Damals war Schumacher der König der Formel 1, am Sonntag nun übergab der siebenmalige Weltmeister seinem deutschen Erben quasi per Umarmung das virtuelle Zepter. Ungläubig registrierte Vettel, jetzt „in einer Reihe mit Senna oder Michael“ genannt zu werden. Nun fragt sich die Formel 1, ob Vettels Titelgewinn im Mondlicht der arabischen Wüste der Beginn einer neuen Ära sein könnte, die am Ende sogar Schumachers Regentschaft in den Schatten stellen wird.

Die Parallelen zwischen den Karrieren der beiden deutschen Raser sind tatsächlich enorm. Sie starteten ihre Karriere im Kindesalter auf der Kartbahn zu Kerpen und wurden dort von Gerhard Noack entdeckt. Inzwischen hat Vettel sein Kindheitsidol überholt – um zweieinhalb Jahre. Im Alter von 23 Jahren holte er seinen Titel – Schumacher war bei seiner ersten Weltmeisterschaft schon fast 26. Vettel hat mit seinen zehn Grand-Prix-Siegen nun schon neun mehr als einst der gleichaltrige Michael Schumacher.

So war es nicht verwunderlich, dass Vettel schon unmittelbar nach seiner Triumphfahrt auf Schumachers Rekordliste angesprochen wurde. Sieben WM-Titel und 91 Rennen sind nur zwei der Marken, die eigentlich als unerreichbar galten. „Einige Leute haben ziemlich gute Marken aufgestellt“, sagte Vettel mit viel Respekt. Aber er habe eben auch gedacht, niemand würde Lewis Hamilton den Rekord des jüngsten Weltmeisters entreißen können, bis er selbst es tat. „Das dachte ich auch über Michael, der jetzt die ganzen anderen Rekorde hält.“ Rekorde, schloss er diesen Exkurs, seien nun einmal dazu da, gebrochen zu werden.

Sebastian Vettel dürfte die Formel 1 auf Jahre hinaus prägen, Schumachers unglaubliche Zahlen werden allerdings zumindest schwer zu erreichen sein. Auch bei Hamilton und Fernando Alonso dachte die Fachwelt nach ihren frühen ersten Triumphen, sie würden die Formel 1 wie einst der Kerpener lange dominieren. Das aber trat nicht ein, weil die Formel 1 durch diverse Regeländerungen ein anderes Gesicht hat und insgesamt viel ausgeglichener geworden ist als zu den glorreichen Schumi-Zeiten Anfang des neuen Jahrtausends. Damals dominierte der Kerpener, weil sein Rennstall Ferrari einen riesigen technischen Vorsprung über ein halbes Jahrzehnt retten konnte und er selbst keinen ernst zu nehmenden Gegner hatte, weder im Team noch außerhalb. Inzwischen ist das Fahrerfeld gespickt mit hochklassigen Piloten.

In einer Angelegenheit aber kann Sebastian Vettel durchaus mit Schumacher gleichziehen: einmal für Ferrari zu fahren. „Sebastian ist seit vielen Jahren bei uns“, sagt Red Bulls Teamchef Christian Horner zwar, „und er wird auch noch viele Jahre bei uns sein.“ Ein großer Traum des Heppenheimers ist aber, auch wenn man es bei seinem jetzigen Rennstall nicht gern hört, im roten Renner über die Rennpisten dieser Welt zu jagen. So wie es fast alle Könige der Formel 1 einmal getan haben. Christian Hönicke

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