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Sport: Sehnsucht nach Berlin

Duisburgs Trainer Pierre Littbarski bewirbt sich um den Job beim 1. FC Union

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Die Wiedersehensfreude war groß. Da besuchte Pierre Littbarski um die Mittagszeit seine Mutter. Die alte Dame liegt zurzeit in einem Krankenhaus am Wannsee. Sie musste an der Hand operiert werden. Mutter und Sohn sehen sich sonst nicht allzu oft. Littbarski junior, 42 Jahre alt, ist viel unterwegs in Sachen Fußball. Zurzeit arbeitet er in Duisburg, trainiert den Zweitligaklub MSV. Der spielte Freitagabend 0:0 beim 1. FC Union in der Alten Försterei.

Für Littbarski war es eine günstige Gelegenheit, das Berufliche mit dem Familiären zu verknüpfen. „Ich bin nach dem Besuch bei meiner Mutter von Wannsee nach Treptow in unser Mannschaftshotel gefahren. Da kamen viele Erinnerungen hoch“, sagt er mit sehnsüchtigem Blick. Littbarski ist gebürtiger Berliner. Beim VfL Schöneberg und später bei Hertha Zehlendorf holte er sich das fußballerische Grundgeschick, um später zu 73 A-Länderspiele für Deutschland zu bestreiten.

Sein Arbeitsvertrag beim MSV Duisburg endet am Saisonende. Doch zuletzt verstärkte sich die Kritik an dem Weltmeister von 1990. „Ich muss sehen, was so läuft“, sagt Littbarski vage zu seiner beruflichen Zukunft. Wie der Zufall so will, sucht der 1. FC Union einen Trainer. Ein Job für Littbarski? Der schmunzelt. „Man sollte nicht sagen, da gehe ich nicht hin. Zumal Unions Mannschaft ja so schlecht auch nicht gerade ist“, sagt Littbarski. „Und meine Frau findet Berlin auch super.“ Was also hält ihn davon ab, sich beim 1. FC Union zu bewerben? „Naja“, druckst Littbarski herum. Dann huscht dieses ihm eigene spitzbübische Lächeln über sein Gesicht. „Ich werde meine Unterlagen dann wohl mal bald fertig machen.“

Das Interesse an der Arbeit bei Union hatte Littbarski schon vor dem Spiel in der „Berliner Morgenpost“ kund getan. Und er hat für derartige Berufspläne eine wichtige Fürsprecherin. „Meine Mutter hat den Artikel gelesen und sich sehr gefreut“, sagt Pierre Littbarski. Weit weniger erfreut war MSV-Präsident Walter Hellmich: „Sein Verhalten ist keine Basis für eine Zusammenarbeit.“ Die Zeichen stehen auf Trennung.

Die Union-Fans haben Littbarski schon vereinnahmt. Als Schiedsrichter Weber den Trainer einmal zurechtwies, hallte es von der Tribüne: „Lass unseren Litti in Ruhe!“ Die Freude bei einem Wiedersehen als Trainer in Berlin wäre sicherlich groß.

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