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Sport: Sein Unfall war "eine extreme Erfahrung"

Michael Schumacher wirkte nachdenklich. Der Unfall in Silverstone scheint tiefe Spuren hinterlassen zu haben, auch wenn der zweimalige Formel-1-Weltmeister körperlich wieder fit ist.

Michael Schumacher wirkte nachdenklich. Der Unfall in Silverstone scheint tiefe Spuren hinterlassen zu haben, auch wenn der zweimalige Formel-1-Weltmeister körperlich wieder fit ist. Fester Gang, kein Humpeln mehr und kein Anzeichen von Schmerzen, doch den Eindruck, dass er sich nach 98-tägiger Zwangspause auf das Comeback freut, konnte der Ferrari-Star bei seinem mit Spannung erwarteten ersten Auftritt vor dem Großen Preis von Malaysia am Sonntag nicht vermitteln.

Genau 22 Minuten gab er einen Einblick in sein Gefühlsleben. Mit ruhiger Stimme gab er zum ersten Mal zu, dass er sogar an das Ende seiner Karriere gedacht habe. "Der schwere Unfall war für mich ein erstes Zeichen, mit dem Motorsport aufzuhören. Das war eine extreme Erfahrung. Man muss abwarten, wie ich damit in Zukunft umgehe", erklärte der 30-Jährige. Nie habe er allerdings daran gedacht, Ferrari zu verlassen und zu McLaren-Mercedes zu wechseln, wie spekuliert worden war: "Ich habe täglich mit meinem Team telefoniert. Ich habe einen Vertrag bis 2002, den ich erfülle, weil ich mich in diesem Team wohl fühle." Schumacher dementierte auch, dass sein Sinneswandel nach dem zunächst verkündeten Saison-Aus erst auf Druck von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone oder von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo erfolgt ist: "Ich bin alt genug, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Es gibt Momente, in denen es besser ist, dass man seine Meinung ändert, statt an der falschen festzuhalten." Der Startverzicht für die letzten Rennen in Malaysia und in Japan sei zu voreilig gewesen.

Schumacher gab zu, dass er unter der angespannten Situation gelitten habe. Mehrfach scheiterten Comeback-Pläne nach dem Unfall am 11. Juli in Silverstone, wo der zweimalige Weltmeister einen Bruch des rechten Schien- und Wadenbeins erlitten hatte. "Bei solchen Rückschlägen kriegt man automatisch schlechte Laune", berichtete er, räumte aber auch Fehler ein: "Ich bin manchmal über das Ziel hinausgeschossen, doch man muss an seine Grenzen gehen, um die Ziele neu zu definieren." Die ungewohnte Rolle, jetzt den Helfer für seinen Teamkollegen und WM-Kandidaten Eddie Irvine (Nordirland) spielen zu müssen, macht Schumacher nichts aus: "Ich fahre selbst nicht mehr um den WM-Titel. Ich komme aber zurück, um dem Team zu helfen, auch Irvine. Ferrari interessiert es wenig, wer diesen Titel holt. Wenn Eddie das nun schafft, werde ich mich auch für Ferrari freuen", sagte Schumacher.

Ralf Loweg

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