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Sport: Selig im Viertelfinale

Von Claus Vetter Karlstad. Dass die „Löfbergs Lila Arena“ in Karlstad am Sonntag nicht den Höhepunkt der Eishockey-Weltmeisterschaft in Schweden erleben würde, war zu erahnen.

Von Claus Vetter

Karlstad. Dass die „Löfbergs Lila Arena“ in Karlstad am Sonntag nicht den Höhepunkt der Eishockey-Weltmeisterschaft in Schweden erleben würde, war zu erahnen. Schließlich absolvierten mit der deutschen Nationalmannschaft und den USA zwei bereits für das Viertelfinale qualifizierte Teams ihr letztes Spiel der Zwischenrunde. Ganz so niveaulos, wie es ein an Höhepunkten armes erstes Drittel versprach, wurde es dann doch nicht. Die Deutschen erreichten gegen die mit 15 Profis aus der National Hockey-League (NHL) angetretenen Nordamerikaner ein verdientes 2:2 (0:1, 1:0, 1:1) und spielen nun im Viertelfinale gegen Schweden.

Lou Vairo ist um seinen Job nicht zu beneiden. Jahr für Jahr muss der Trainer vom Team USA bei der WM mit den Spielern auskommen, die in den im Mai noch laufenden Play-offs der NHL ausgeschieden sind. Der schwergewichtige, aus New York City stammende Gemütsmensch nimmt es mit Humor. „Mir wäre es lieber, wenn meine Spieler nicht nur auf dem Rücken, sondern auch vorne auf ihren Helmen n hätten. So wüsste ich immer, mit wem ich es zu tun habe“, sagt Vairo. Doch was er aus den USA dieses Jahr an Spielern zur WM mitgebracht hat, ist so schlecht nicht. Die Deutschen dürfen stolz auf dieses Remis sein. Nach Jan Bendas Tor zum 2:1 hatten sie sogar bis zur 51. Minute geführt, doch Derek Plante schaffte noch das 2:2. Da den Deutschen ein Unentschieden angesichts der besseren Tordifferenz der USA nicht zum dritten Platz reichte, beorderte Bundestrainer Hans Zach in der letzten Spielminute Torwart Robert Müller zugunsten eines sechsten Feldspielers auf die Bank – eine Maßnahme, der kein Erfolg beschieden war. Dafür sorgte sie noch für ein wenig Aufregung unter den deutschen Fans unter den 5000 Zuschauern, die ansonsten meist damit beschäftigt waren, sich selbst zu feiern.

Zum Feiern war Zach nach dem Spiel nicht zumute. Der Bundestrainer hatte es eilig und scheuchte eine Gruppe Journalisten, die sich um seine Spieler gescharrt hatten, zur Pressekonferenz. Dort lobte er das Erreichte: „Ich muss meiner Mannschaft gratulieren, sie hat ein sehr gutes Turnier gespielt.“

Das klingt beinahe so, als sei die WM für die Deutschen schon zu Ende. Keine Chance gegen Schweden? Zach ist bekannt dafür, dass er in der Öffentlichkeit eher defensiv auftritt. „Egal was Dienstag passiert, an meiner Einstellung zu dieser WM ändert es nichts, die bleibt positiv“, sagte Zach. Seine Spieler könnten nun im Viertelfinale „Erfahrung sammeln". Lou Vairo nahm das Understatement seines Kollegen mit Humor. „Wir sehen uns im Finale“, sagte der US-Coach zum Abschied. Zach verzog keine Miene.

Später, nachdem Vairo gegangen war, war der Bundestrainer dann doch zum Scherzen aufgelegt. „Das einzige negative Erlebnis bei dieser WM war mein Angelausflug vor ein paar Tagen“, sagte Zach. „Bei mir hat kein Fisch angebissen, bei unserem Materialwart gleich drei.“ Ärgerlich für Zach. Angesichts des sportlichen Erfolges seiner Mannschaft sollte der Hobbyfischer aus Bad Tölz die Niederlage beim Angeln aber verschmerzen können.

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