zum Hauptinhalt
Durchgekämpft. Serena Williams hatte bisher bei den French Open viel Mühe. Heute trifft sie im Achtelfinale auf ihre Landsfrau Sloane Stephens.

© AFP

Serena Williams bei den French Open: Kratzen, beißen, husten

Serena Williams schwächelt bei den French Open – wie viele andere Favoritinnen. Simona Halep, Caroline Wozniacki und Eugenie Bouchard sind bereits ausgeschieden.

Die Schlacht auf der roten Asche hatte sichtliche Spuren hinterlassen. Selbst eine Stunde nach dem Ende der Drittrundenpartie bei den French Open hatte sich Viktoria Asarenka am späten Samstagabend noch immer nicht beruhigt. Wie es um ihr aufgewühltes Innenleben bestellt war, bewiesen die Überreste eines Stuhls, den die Weißrussin in der Umkleide von Roland Garros wütend zertrümmert hatte. Zum zweiten Mal innerhalb der letzten vier Wochen hatte Asarenka Serena Williams bereits im Würgegriff gehabt, und doch löste sich die US- Amerikanerin noch spektakulär aus den Klauen der ehemaligen Nummer eins. Auf dem Court Philipp Chatrier war es dabei jedoch nicht ohne sprühende Funken und gegenseitige Beleidigungen abgegangen. Doch am Ende eines hitzigen Abends, hatte Williams unmissverständlich untermauert, dass sie bereit ist, für ihren 20. Grand-Slam-Titel so zu kämpfen, als hinge ihr Leben davon ab.

„Das war das beeindruckendste Match, dass ich in den letzten drei Jahren von Serena gesehen habe“, schwärmte Williams’ französischer Coach Patrick Mouratoglou, „denn ich habe sie nie so schlecht spielen und gegen so eine starke Gegnerin doch wieder aufstehen sehen. Chapeau!“

Mit einem Fuß war Williams schon draußen, bäumte sich aber schließlich zum 3:6, 6:4 und 6:2-Sieg auf. Sie hatte bereits in der Runde zuvor gegen Anna-Lena Friedsam eine derart schwache Leistung geboten, dass sogar die deutsche Außenseiterin als Weltranglisten-105. Chancen gegen die Ausnahmespielerin hatte. „Ich bin erleichtert, ich habe meine Punkte verteidigt“, scherzte Williams danach – vor einem Jahr war die 33-Jährige in der zweiten Runde in Paris gescheitert. Sand wird nie ihr Wohlfühlbelag werden, doch es gehören schon andere Kaliber dazu, sie in Roland Garros zu eliminieren. Asarenka wäre so eines gewesen. Und obwohl diese nach einer Verletzungsodyssee im vergangenen Jahr nur noch als Nummer 27 der Weltrangliste geführt wird, scheint die Weißrussin derzeit doch die größte Herausforderung für Williams zu sein.

Doch auch im neunten Anlauf konnte Asarenka sie bei einem Grand Slam nicht bezwingen, die Gesamtbilanz fällt mit 16:3 zugunsten von Williams sogar noch ernüchternder aus. „Ich weiß nicht, wie sie das macht“, fragte sich die 27-Jährige kopfschüttelnd, „wenn Serena gegen mich oder Maria Scharapowa spielt, ist ihr Level nochmal ein Stück höher.“ So liegt auch Scharapowas Bilanz gegen Williams bei mageren 2:17 Siegen, und das als Weltranglistenzweite.

Die russische Titelverteidigerin hustete sich bisher durch die ersten Runden, brach nach ihrem Erfolg über die Australierin Samantha Stosur sogar beinahe in Tränen aus. Das kennt man sonst nicht von der kühlen Blonden, die am heutigen Montag ihr Achtelfinalmatch gegen Lucie Safarowa aus Tschechien bestreiten wird. Derart angeschlagen konnte Scharapowa bisher noch nicht überzeugen, mit Simona Halep, Caroline Wozniacki und Eugenie Bouchard sind andere Mitfavoritinnen aber längst ausgeschieden. Nur vier Spielerinnen aus den Top Ten sind überhaupt noch im Wettbewerb vertreten, am Sonntag konnte mit Ana Ivanovic zumindest eine andere Mitfavoritin das Aus noch vor Beginn der finalen Turnierwoche verhindern. Die Serbin, die die French Open 2008 gewonnen hatte, zog nach einem 7:5, 3:6, 6:1-Sieg gegen Jekaterina Makarowa aus Russland ins Viertelfinale ein.

Das Feld der Damen wirkt in Paris weit offen – und doch wird die einzige Frage sein, ob es einer gelingt, Williams’ Willen zu brechen. Asarenka scheiterte daran, als sie nach einer Fehlentscheidung von Schiedsrichter Kader Nouni selbst die Nerven verlor. Die Weißrussin hatte die Partie dominiert, aber Williams kratzte und biss sich schrittweise zurück, hatte im zweiten Durchgang einen Satzball: Asarenka hatte tief an die Grundlinie gespielt, es gab einen späten Aus-Ruf, als Williams den Ball schon ins Netz gespielt hatte. Anstatt Asarenka den Punkt zu geben, entschied er auf Wiederholung und entfachte die hitzige Debatte. Asarenka warf Williams eine obszöne Geste zu, Williams schnauzte ein „Mach das gefälligst nicht mit mir!“ zurück. Die Stimmung kochte über, auch auf den Rängen. Die Zuschauer peitschten Asarenka nach vorne, doch das trieb Williams nur noch mehr an. Nach dem 0:2-Rückstand im dritten Satz gewann sie die nächsten sechs Spiele.

„Ich war wie in der Zone, ich wollte nur noch gewinnen“, sagte Williams. Es war ihr 50. Sieg bei den French Open. Sie ist nun die einzige Spielerin der Profiära, die bei allen vier Grand Slams 50 Partien oder mehr gewonnen hat. Und die Rekordjagd ist wohl noch längst nicht zu Ende.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false