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DFL-Ligapräsident Reinhard Rauball (rechts) und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert haben große Pläne.

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Update

Sieben Europacup-Teilnehmer gesetzt: DFL-Plan: Topklubs können erste Pokalrunde aussetzen

Die Deutsche Fußball-Liga plant offenbar große Reformen im DFB-Pokal und bei den TV-Geldern. Pep Guardiola outet sich stattdessen als Traditionalist.

In den vergangenen Wochen sprachen Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), und seine Mitstreiter immer wieder davon, wie sehr der neue Fernsehvertrag in der Premier League auch die Bundesliga unter Druck setzen würde. Wenn die englischen Klubs von der nächsten Saison an 9,6 Milliarden Euro TV-Gelder kassieren, können die deutschen Vereine damit natürlich nicht mithalten. Doch Seiferts Äußerungen bezüglich der überlegenen Premier League ließen auch einen Punkt immer mitklingen: Wenn die DFL wenigstens noch etwas dranbleiben wolle, müssten sich auch im deutschen Fußball einige Dinge ändern.

So bereitete er die traditionsbewussten Fans hierzulande auf einige mögliche Neuerungen vor - und diese werden jetzt konkret. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, plant die DFL Änderungen bei der Verteilung der Fernsehgelder und bei der Wettbewerbsstruktur des DFB-Pokals. Die Zeitung beruft sich auf ein DFL-Papier mit dem Titel "Zukünftige strategische Ausrichtung der Bundesliga". Dabei geht es vor allem darum, international nicht den Anschluss zu verlieren. "Grundsätzlich machen wir uns immer Gedanken, wie wir mit Blick auf die anderen internationalen Topliegen wettbewerbsfähig bleiben", sagt dazu Peter Peters, Vorstandsmitglied beim FC Schalke 04 und Vize-Präsident des Liga-Verbands.

Laut dem DFL-Papier sollen die Europapokalteilnehmer aus der Bundesliga in der ersten DFB-Pokalrunde aussetzen, um diese Vereine zu entlasten. Eine Variante sieht vor, dass in der ersten Runde die sieben Europapokalteilnehmer aussetzen, eine weitere schlägt deren Einstieg in den DFB-Pokal erst in der zweiten Runde vor.

Bei den TV-Geldern erwägt die DFL Neuerungen, durch die die Vereine der Zweiten Liga weniger partizipieren als bisher. Überdies mahnt die DFL auch Reformen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) an, besonders hinsichtlich der Professionalisierung - etwa durch eine DFB GmbH sowie eines Aufsichtsrates dieser GmbH. Zu weit vorpreschen wollen die DFL-Vertreter mit ihren Ideen aber wohl nicht. „Dieses Papier ist lediglich Ergebnis eines Meinungsaustausches von 16 Bundesligisten“, sagte Peters.

Pep Guardiola spricht sich weiter für das alte Format aus

Bei den Reformideen handelt es sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga nicht um offizielle Vorschläge des Ligaverbandes oder der DFL. Vielmehr würden die Informationen, über die die „Bild“-Zeitung am Freitag berichtet hatte, aus einem „unverbindlichen Gedankenaustausch“ von 16 Erstligisten stammen, zu dem der FC Schalke 04 eingeladen hatte. Die DFL sei lediglich auf Einladung als Beobachter dabei gewesen, teilte sie am Freitag mit.

Nach Wunsch der Klubs soll das Teilnehmerfeld des DFB-Pokals „bei gleicher finanzieller Ausschüttung“ in den ersten beiden Runden deutlich ausgeweitet werden. Das geht aus einer Stellungnahme des Ligaverbandes vom Freitag hervor. Statt bisher 28 könnten dann 71 Amateurklubs teilnehmen. Dafür würden die Spitzenvereine der ersten Liga erst später einsteigen. Hintergrund der Überlegung ist es, die Belastung für die international beschäftigten Klubs zu reduzieren. Der am Saisonende scheidende Bayern-Trainer Pep Guardiola hat sich dagegen für eine Beibehaltung des DFB-Pokals im aktuellen Format ausgesprochen. „Es ist richtig perfekt“, sagte Guardiola am Freitag in München. „Kleine Mannschaften verdienen es auch, gegen die großen Mannschaften zu kämpfen“, sagte Guardiola. „In Spanien ist es mit zwei Spielen sehr kompliziert, aber hier ist es mit einem Spiel sehr attraktiv und sehr interessant“, sagte der Katalane mit Blick auf die Chancen der unterklassigen Teams. Die erste Runde gegen Dritt- oder Viertligisten sei auch für Topclubs kompliziert, sagte Guardiola. „Wir können nicht vergessen: Vor Jahren haben Matthäus oder Hamann in der ersten Runde verloren“, sagte der Bayern-Trainer und erinnerte damit an das 0:1 der Münchner gegen den damaligen Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth. Für die kommenden drei Spielzeiten bis zur Saison 2018/19 wird sich an der Struktur des DFB-Pokals aber nichts ändern, da bis dahin gültige Verträge zwischen DFB und Ligaverband bestehen. In diesem Zeitraum werden weiter ab der ersten Runde alle 18 Erst- und Zweitligisten sowie 28 Amateurvereine am Pokal teilnehmen. Erst ab der Spielzeit 2019/20 wären nach Angaben des Ligaverbandes Änderungen möglich.

Bei der Verteilung der zukünftigen TV-Gelder wollen die 18 Erstligisten auch in Zukunft die Interessen der Zweiten Liga wahren. Bei einem Treffen von 16 Klubs aus dem Oberhaus sei es nach Aussage von Schalkes Vorstandsmitglied Peter Peters nicht darum gegangen, „die Solidarität mit der Zweiten Liga grundsätzlich in Frage zu stellen“. Vielmehr hätten die Vereinsvertreter bei der Zusammenkunft darüber diskutiert, welche anderen Kriterien bei der Aufteilung der Erlöse noch berücksichtigt werden sollen. Dies teilte die DFL am Freitag mit.
Bislang ist der sportliche Erfolg für die Verteilung der TV-Gelder ausschlaggebend. Laut Peters wollen einige Klubs nun Vorschläge erarbeiten, „wie zum Beispiel Fanbasis, Pay-TV-Abonnenten o.ä. berücksichtigt werden könnten“. Die endgültige Entscheidung über das künftige Verteiler-Modell ab der Saison 2017/18 wird vom Ligavorstand getroffen. Laut DFL wird dies „definitiv“ erst nach Beendigung der TV-Ausschreibung frühestens im Sommer 2016 geschehen. (dpa/Tsp)

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