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Sport: Sieben Mal Marseillaise, Deutsche Bahnradfahrer sind nur die Nummer zwei

Wer zu den Stamm-Zuschauern der Bahnrad-WM im Velodrom gehörte, dem dürfte die Marseillaise nun flott über die Lippen kommen. Gleich sieben Mal wurde die Hymne Frankreichs intoniert, was ein eindeutiges Zeichen dafür war, welche Nation die Nummer eins während der vier Tage in Berlin war.

Wer zu den Stamm-Zuschauern der Bahnrad-WM im Velodrom gehörte, dem dürfte die Marseillaise nun flott über die Lippen kommen. Gleich sieben Mal wurde die Hymne Frankreichs intoniert, was ein eindeutiges Zeichen dafür war, welche Nation die Nummer eins während der vier Tage in Berlin war. "Wir haben die Vorherrschaft des Trikolore-Teams nicht brechen können. Das ist nach Sydney vertagt worden. Wir sind aber ein großes Stück weiter gekommen", sagte Manfred Böhmer. Der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer war nicht unzufrieden mit dem Abschneiden der Gastgeber ein Jahr vor den Olympischen Spielen. Das konnte er auch kaum sein, denn mit insgesamt elf Medaillen - sogar eine mehr als Frankreich, aber eben vier goldene weniger -, wurde der Platz in der Weltspitze einmal mehr bestätigt. Im Gegensatz zu den Australiern und Italienern, die sehr viel von ihrer einstigen Klasse eingebüßt haben. Und das alles im Velodrom, dessen Lattenoval aus nordischer Fichte zwar scheußlich aussah, aber von allen Trainern und Fahrern einhellig gelobt wurde. "Eine eminent schnelle Piste. Für unsere Sportart ist sie ein Glücksfall", sagte der französische Trainer und ehemalige Radsprinter Daniel Morelon.

"Wir hoffen nur, dass es nicht wieder 86 Jahre dauert, bis wir erneut für Bahnrad-Weltmeisterschaften ausgewählt werden", bilanzierte der WM-Organisationschef Burckhard Brehmer. Berlins Rad-Präsident Wolfgang Scheibner stimmte ihm zu: "Für uns war es enorm wichtig, dass sich mit Doppel-Champion Robert Bartko, dem Vierer-Titelträger Guido Fulst sowie Sören Lausberg und Eyk Pokorny einige Aktive aus der Stadt sehr gut in Szene setzen konnten. Nur so bekommen wir weiterhin die nötigen Zuschüsse, worauf letztlich auch unsere Nachwuchsarbeit basiert." Gerade diese Alterskategorie wird nach Sydney gefragt sein.

Für den BDR-Präsidenten Manfred Böhmer stellt sich die Situation letztlich doch etwas kritischer da, als es zunächst zu vermuten war. Ihn sorgt die Zukunft. "Die Diskrepanzen sind eher größer geworden. Die Franzosen haben ein perfektes System installiert, nachdem sie 1990 viele Trainings- und Wissenschaftsunterlagen aus der ehemaligen DDR übernommen haben. Die haben das letzte Geheimnis des DDR-Sports bekommen, nicht wir. Unser Abstand ist trotz der sichtbaren Zuwächse sogar größer geworden." Eine Tatsache ist auch, dass nach wie vor fast alle BDR-Spitzenfahrer aus den neuen Bundesländern kommen. "Wer im Westen etwas werden will, muss in ein Leistungszentrum im Osten wechseln", meinte Böhmer.

Nun soll die WM-Euphorie genutzt werden, damit es weiter aufwärts gehen kann. Wolfgang Scheibner kündigte bereits für das kommende Jahr das nächste Highlight für das Velodrom an. "Nach Olympia und der WM im kommenden Oktober in Manchester, soll in einer Ein-Tages-Veranstaltung die Creme des Bahnradsports präsentiert werden. Nach dem Vorbild der "Open des Nations" in Paris-Bercy, die auch unter den Fahrern als etwas Besonderes gelten. Manfred Böhmer hat sich während der WM mit Jean-Marie Leblanc, dem Päsidenten der Societe du Tour de France, die das Rennen in Bercy organisiert, unterhalten. "Er ist sehr interessiert", sagte Böhmer. Denkbar wäre ein Modell ähnlich der Golden Four in der Leichtathletik.

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