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Volles Dutzend. Wewering kann in Mariendorf zum zwölften Mal gewinnen. Foto: dpa

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Sport: Sieg Nummer 16 700?

Heinz Wewering startet am Sonntag in Mariendorf.

Berlin - Unmittelbar nachdem der Traberbesitzer Roman Thomaskamp am vergangenen Dienstag bei der Startplatzauslosung für das Buddenbrock-Rennen in die Trommel gegriffen hatte, verzog er einen Moment lang das Gesicht. Der 37-jährige Promi-Frisör, dessen Salon in Zürich zu den bekanntesten in der Schweiz gehört, hatte es tatsächlich höchstpersönlich geschafft, für seine beiden Hengste die denkbar schlechtesten Ausgangspositionen zu losen. Beim Buddenbrock-Rennen, das am Sonntag (13.30 Uhr) in Mariendorf ausgetragen wird und als Generalprobe für das Deutsche Traber-Derby gilt, müssen seine beiden nach dem Golfspieler und der FC-St.-Pauli-Legende benannten Hengste Tiger Woods As und Stanislawski von ganz außen starten. Thomaskamp scherzte: „Falls es tatsächlich schlecht für unser Stallteam läuft, wissen wir wenigstens, wer der Schuldige ist.“

Dass der Pferdebesitzer die weite Reise aus der Schweiz extra nur unternommen hatte, um an der Auslosung teilzunehmen, unterstreicht zugleich die immense Bedeutung der Derby-Vorprüfung. Das einem verdienten Rennsportförderer, nämlich dem Freiherrn Heinrich von Buddenbrock gewidmete Rennen fand erstmalig 1901 statt. Im gleichen Jahr also, in dem Thomas Manns berühmtes Werk „Die Buddenbrooks“ erschien – ein reiner Zufall, denn der Adlige stand in keiner Beziehung zu den Romanprotagonisten. Das Debüt verlief gemächlich, und der damalige Sieger Carl Anthes hat im Sulky seiner Stute Emilia, die im Vergleich zu den heutigen pfeilschnellen Trabern fast im Schneckentempo um die Bahn gekrochen war, ganz sicher nicht geahnt, welch großartige Tradition sich aus seinem Erfolg entwickeln würde. Eine lange Zeitreise begann, die nun genau passend zum hundertjährigen Jubiläum der Mariendorfer Piste ihren vorläufigen Höhepunkt findet. Denn das Buddenbrock-Rennen sowie der zweite, nur Stuten vorbehaltene Lauf sind inklusive der Züchterprämie mit 82 500 Euro Preisgeld dotiert – mehr als jemals zuvor.

Betrachtet man die Aufzählung der Siegernamen, so spiegelt der Klassiker die gesamte Geschichte des deutschen Trabersports wider – spannender als jeder Roman. Es tauchen häufig dieselben Namen auf wie der von „Hänschen“ Frömming oder Charlie Mills, die das Buddenbrock-Rennen jeweils neunmal gewannen. Doch während diese Sulkylegenden längst verstorben sind, ist der Ranglistenerste trotz seines Alters von 63 Jahren noch voll aktiv: Heinz Wewering, mit aktuell 16 699 Siegen der erfolgreichste Fahrer der Welt, hat das Buddenbrock-Rennen in seiner nahezu unglaublichen Karriere elfmal gewonnen. Die Ausbeute wird sogar immer besser, denn von den letzten fünf Buddenbrock-Austragungen gingen drei an ihn. Wewering, der am Sonntag mit dem Hengst Shoemaker antritt und ebenso wie der Rennstallbesitzer Thomaskamp mit seinen Pferden auch nicht die beste Ausgangsposition erwischt hat, spricht seinem Konkurrenten indirekt Mut zu. Er sagt: „Ein wirklich herausragender Traber wird nie an seiner Startnummer scheitern.“Heiko Lingk

Heiko Lingk

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