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Sport: Siegen für die Zukunft

Rostock muss aufsteigen, um nicht abzustürzen

Die Vorbereitungen für die große Aufstiegsparty laufen hinter verschlossenen Türen. „Wenn es so kommen sollte, dann machen wir das spontan“, sagt Trainer Frank Pagelsdorf ungerührt, als sei die Rückkehr von Hansa Rostock in die Fußball-Bundesliga ein unwahrscheinliches Ereignis, mit dem man sich noch nicht beschäftigen dürfe. Dabei müsste die Anspannung vor dem alles entscheidenden Spiel gegen Unterhaching am Sonntag im Rostocker Ostseestadion (14 Uhr, live bei Arena) groß sein. Mit einem Sieg gegen die abstiegsbedrohten Münchener kann Hansa nach zwei Jahren Abstinenz wieder in die Bundesliga zurückkehren und damit der zweite ostdeutsche Klub neben Energie Cottbus sein. Doch nicht nur für die nähere sportliche Zukunft wäre ein Sieg von großer Bedeutung.

Hansa hat finanzielle Probleme. In den vergangenen beiden Spielzeiten wurde ein Minus von 1,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Nach der Bilanz des Vorjahres beliefen sich die Verbindlichkeiten des Klubs auf acht Millionen Euro.

„Es wäre eine große Enttäuschung für uns alle, wenn es nicht klappt“, sagt Hansas Vorstandschef Dirk Grabow. „Der Aufstieg würde es uns finanziell einfacher machen.“ Der 35 Jahre alte Betriebswirt war bereits unter seinem Vorgänger Manfred Wimmer verantwortlich für die Finanzen. „Ich habe schon damals die schlechten Zahlen angemerkt, aber die Entscheidungen haben andere getroffen.“ Die Folge waren falsches Personal, fehlende Zuschauer, schließlich der Abstieg in die Zweite Liga.

Es hätte weitreichende Konsequenzen, wenn Hansa heute den Aufstieg verpassen sollte. „Sollten wir nicht aufsteigen, werden wir die Kosten deutlich reduzieren“, kündigt Grabow an. „Wir müssen uns dann zum Beispiel fragen, ob wir anstelle eines Charterflugs nicht auch mit dem Zug zu den Auswärtsspielen fahren können.“ Neben dem verringerten Etat von dann 15 Millionen Euro würde Grabow auch den Kader verkleinern. „Wir können uns dann nur noch 21 anstatt 26 Spieler leisten.“

Es wäre schwierig für den einstigen Vorzeigeklub der neuen Bundesländer, angesichts des kleiner werdenden finanziellen Spielraums weiter sportlich konkurrenzfähig zu sein. Der Aufstieg von Talenten aus dem Fußballinternat klappt nicht permanent, Hansa könnte in den kommenden Jahren in der Mittelmäßigkeit der Zweiten Liga verschwinden. Doch selbst im Falle des Aufstiegs muss gespart und der Kader auf 23 Akteure verkleinert werden. Vier neue Spieler sollen verpflichtet werden: ein Torhüter, zwei Verteidiger und ein Stürmer. Geld dürfen sie allerdings keines kosten.

Für Hansa geht es heute darum, wie viel Handlungsspielraum der Klub bei der Gestaltung seiner Zukunft hat. Die Vorbereitung ist entsprechend ausgetüftelt. Bereits am Freitag sind die Rostocker für zwei Tage in ein geheim gehaltenes Kurztrainingslager gefahren, um sich auf eine der wohl wichtigsten Begegnungen der Vereinsgeschichte einzuschwören. Beim Fanprojekt am Ostseestadion haben sie derweil ein großes Zelt aufgebaut. So ganz spontan scheint eine mögliche Aufstiegsparty also doch nicht zu sein.

Tino Symanzik[Rostock]

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