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Sport: Siegen hält pumperlg’sund

Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Arsenal geht es für die Bayern auch um viel Geld

Der Mann mit dem ernsten Gesicht machte einen gelösten Eindruck. „Ich weiß wirklich nicht, was kommt. Ich taste mich in ein anderes Leben hinein“, sagte Ottmar Hitzfeld im Tagesspiegel-Interview, kurz nachdem im Mai vergangenen Jahres seine sechsjährige Amtszeit beim FC Bayern endete: „Ich bin in einer fantastischen Situation, ich bin ökonomisch frei, ich kann mich suchen.“ Wie fantastisch seine Situation tatsächlich ist, war gestern in „Bild“ nachzulesen. Pünktlich zahlt der Rekordmeister seinem beurlaubten Meistertrainer nach wie vor volles Gehalt, was sich bis zum Vertragsende 2006 auf rund vier Millionen Euro belaufe. „Die Bezüge laufen gemäß seines Vertrages weiter“, bestätigte Bayern-Vorstand Karl Hopfner. Und, so die ironische Pointe des Kontraktes, insgesamt verdient Hitzfeld immer noch mehr als sein Nachfolger Felix Magath.

Im Vergleich zur bundesweiten Konkurrenz sind das finanzielle Belastungen in sehr überschaubarem Rahmen, zumal der Klub, wie Karl-Heinz Rummenigge bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen November in hübschem Bayerisch herausstrich, „pumperlg’sund“ dasteht. In der Tat steigerte die AG ihren Umsatz um 2,2 Prozent auf 166,3 Millionen Euro, es blieb ein Gewinn von 2,8 Millionen Euro nach Steuern. Allerdings wies der Chef der FC Bayern AG darauf hin, dass es dazu wegen des fehlenden Erfolges in der vergangenen Saison einer enormen Kraftanstrengung bedurfte. Jedes weitere Jahr ohne Titel schmerzt finanziell. Umso wichtiger ist ein Weiterkommen in der lukrativen Champions League, heute Abend, bei Arsenal London (20.45 Uhr live in Sat 1 und bei Premiere/Hinspiel: 3:1).

Seit dem Triumph 2001 sind die Bayern in Europas Eliteliga kein Mal mehr über das Viertelfinale hinausgekommen, der dunkelste Moment war das Ausscheiden in der Vorrunde vor zweieinhalb Jahren, was seinerzeit erste Risse in der Verbindung Bayern/Hitzfeld hinterließ. In der vergangenen Spielzeit schieden die Münchner im Achtelfinale gegen Real Madrid aus. Immerhin aber kassierten die Bayern trotz des frühen Abschieds 19,45 Millionen Euro.

Dieses Jahr wäre es bei einem Ausscheiden in derselben Runde weniger, da sich die Bayern das Fernsehhonorar bislang mit Leverkusen und Bremen teilen mussten, also nicht so tief in den so genannten Marketing-Pool greifen konnten. „Deshalb wollen wir durch größeren sportlichen Erfolg das Geld aus dem Vorjahr einspielen”, hatte Manager Uli Hoeneß schon Anfang der Saison erklärt. Die Prämien der Uefa sind dagegen vom Erfolg der nationalen Konkurrenz unabhängig. Bislang haben die Bayern hier rund 6,5 Millionen Euro eingespielt, bei einem Einzug ins Viertelfinale wären weitere zwei Millionen Euro garantiert, im Falle des Triumphs kämen 9,3 Millionen hinzu.

Ganz so weit blicken die Bayern noch nicht, doch das Weiterkommen in Highbury ist nach dem 3:1 im Hinspiel fest eingeplant. Betonte Gelassenheit demonstrierten die Münchner vor dem Abflug nach London am Dienstagmittag, obwohl mit Roy Makaay der beste Torschütze wegen seines am Samstag erlittenen Muskelfaserrisses ausfällt. Noch behielt Trainer Felix Magath seine Entscheidung für sich, wen er anstelle des Niederländers aufbieten wird. Voraussichtlich wird Claudio Pizarro allein stürmen, unterstützt von den offensivstarken Sebastian Deisler und Zé Roberto. Hoffnung schöpfen die Bayern aber vor allem aus ihrem Abwehrverbund. In fünf Spielen kassierten die Bayern nur ein Tor, seit Martin Demichelis die Defensive festigt.

Genau dort liegt nach Ansicht eines ausgewiesenen Champions-League-Experten die Schwachstelle des Gegners. Arsenals „Defensive wackelt zu sehr, die Bayern müssen nur schnell auf Attacke umschalten“, empfiehlt Ottmar Hitzfeld. Zumindest ein Auswärtstor werde der Mannschaft dann schon gelingen. Hitzfeld selbst drückt sicher die Daumen. Schließlich wird er dem Vernehmen nach an den Prämien fürs Weiterkommen beteiligt.

Daniel Pontzen[München]

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