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Sport: Sieger mit Schmerzen

Mit verletzter Schulter gewinnt Robert Bartko an der Seite von Guido Fulst das Berliner Sechstagerennen

Berlin. Als Robert Bartko endlich vom Rad steigen durfte, setzte er sich erst einmal auf den Holzboden des Velodroms. Der Sieger des Berliner Sechstagerennens war völlig erschöpft. 13 000 Zuschauer brüllten und klatschten und warteten darauf, dass ihm und Guido Fulst der Siegeskranz umgehängt würde. 20 Runden vor Schluss hatten die beiden Berliner ihren Ausreißversuch gestartet, drei Runden vor dem Ende der Jagd über 60 Minuten die beiden führenden Teams Marco Villa/Franco Marvulli und Andreas Kappes/Andreas Beikirch überholt, die nur Zweiter und Dritter wurden.

Als Bartko wieder aufstand, fasste er sich an die rechte Schulter, ganz kurz nur, aber das Signal war deutlich. Bartko hatte Schmerzen. Schon am Sonnabend hatte er sich eine Zerrung zugezogen, in der entscheidenden letzten Nacht klebte ein riesiger Tapeverband unter seinem roten Trikot mit der weißen Nummer eins. „Die Zerrung kommt vom Ablösen“, wenn der Fahrer seinen Partner mit Schwung in die nächste Runde schickt, „das ist schon eine ganz andere Belastung als sonst“. Bartko fährt sonst für das Team Rabobank Straßenrennen.

Diese eine Stunde bei der Jagd aber riss er sich noch einmal zusammen. Am Schluss entschieden die Zuschauer. Bei der dramatischen Solofahrt hatte Bartko beobachtet, dass „alle Plätze frei waren, die Leute standen“ und feuerten an. „Das hat uns sehr geholfen“, sagte Bartko, der mit Fulst schon Olympiasieger im Vierer war, aber noch nie zuvor mit ihm ein Sechstagerennen bestritten hatte. Und lange hatte kein einheimischer Fahrer das Berliner Sechstagerennen gewonnen. Zuletzt gelang das 1973 Wolfgang Schulze und dem Münchner Sigi Renz. Vier Teams waren vor Beginn der Jagd rundengleich gewesen, nur durch 23 Punkte getrennt. Aus diesem Quartett lagen nur die Holländer Robert Slippens und Danny Stam kurz vor dem Ende hinter Bartko und Fulst. Die Deutschen hatten es keineswegs auf ein so dramatisches Ende abgesehen, sondern eigentlich auf die Wertungssprints während der Jagd gesetzt. Doch dort sammelten nur die Konkurrenten Punkte, bei einem Wechsel verständigten sich Bartko und Fulst bei mehr als 60 Stundenkilometern mit ein paar Worten über ihre neue Taktik. Und die hieß: Angriff!

Angreifen wollen die beiden auch am 10. Februar bei der nationalen Olympiaausscheidung auf der Bahn in Frankfurt/Oder. Bis dahin werden auch die Schmerzen in Bartkos Schulter abgeklungen sein.

Helen Ruwald

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