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Viktoria Rebensburg fuhr in Lake Louis auf Platz zwei.

© Eric Bolte/USA TODAY Sports/Reuters

Ski Alpin: Von wegen Lake Lindsey

Mit Platz zwei gelingt Viktoria Rebensburg bei der Abfahrt im kanadischen Lake Louise eine Überraschung – Favoritin Lindsey Vonn enttäuscht.

Das Akkordeon musste der Bayerin Viktoria Rebensburg gefallen haben. Unerschütterlich dudelte die Melodie von Heimat zwischen dem Lärmen von Kuhglocken. Es mutete freilich im kanadischen Kontext etwas exotisch an. Aber was war schon nicht exotisch an diesem Samstag beim Ski-Alpin-Weltcup von Lake Louise – immerhin hatte eine deutsche Technikspezialistin gerade den zweiten Platz in der Abfahrt geholt. Geschlagen wurde Rebensburg nur knapp von einer anderen Slalomliebhaberin: die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin sicherte sich mit 13 Hundertstel Sekunden Vorsprung ihren ersten Abfahrtssieg.

Dabei war am Vormittag noch überhaupt nicht abzusehen, ob das Rennen stattfinden kann. Ein Stromausfall hatte den Skilift zum Stehen gebracht. Erste Gerüchte unten im Dorf wollten ein Feuer in der Technik ausgemacht haben. Die Wahrheit war dann zwar weniger dramatisch – ein Baum war auf die Anlage gefallen. Sie blieb aber nicht ohne Konsequenzen. Einige der Fahrerinnen waren bereits auf dem Weg nach oben und folglich im Lift stecken geblieben. Auch Rebensburg hing buchstäblich in der Luft. Sie befreite sich allerdings mit einem beherzten Sprung aus eineinhalb Metern aus der frostigen Angelegenheit.

Manche mag sich in der Folge an ihre Kindheit erinnert gefühlt haben, als die Pistenraupe die Athletinnen im Dutzend angeseilt zum Start hinaufhievte. Das Rennen war da schon gut 70 Minuten verspätet. Zum Glück der Frauen – denn plötzlich klarte die Sicht auf. Früh im Feld, hatte Rebensburg keine Mühe mehr mit Nebel oder flachem Licht, das die Urteilskraft am Hang getrübt hätte. Mit Topspeed von 139 Kilometern pro Stunde sauste sie ins Tal. Am Ende nur knapp geschlagen von Ausnahmetalent Shiffrin, für die es der erste Downhill-Sieg war. Ausgerechnet am Berg, den sie hier auch „Lake Lindsey“ nennen. Shiffrin entschuldigte sich auch gleich bei der Kollegin Vonn, die auf Rang zwölf landete. „Es ist ihr Platz. Sie war nach dem Sturz gestern vielleicht bei 70, 80 Prozent.“

Der verlegte Start runter auf die Super-G-Strecke war Shiffrin und Rebensburg sichtlich entgegengekommen. Erwartet hatte die Deutsche das Resultat ungeachtet der außergewöhnlichen Umstände selbst nicht. „Das ist mein erstes Podium hier, und ich weiß nicht, wie viele Jahre ich hier schon herkomme.“ Eigentlich hatte man die 28-Jährige nach zwei Siegen im Riesenslalom zuletzt eher für selbige Disziplin am Sonntag auf dem Papier. „Offen gestanden habe ich in den letzten Monaten gar nicht so viel Speed trainiert.“ Doch Rebensburg ist in der olympischen Saison früh in bestechender Form. Nach dem bitteren Saisonaus von Felix Neureuther kann der deutsche Ski-Verband eine ernsthafte Edelmetall-Kandidatin für Pyeongchang gut gebrauchen. Dort starten wird wohl auch Kira Weidle. Die 21-Jährige löste mit Platz acht überraschend das Ticket für die Olympischen Spiele.

Weniger gut lief es für Viktoria Rebensburg am Sonntag beim Super-G in Lake Louise. Sie verpasste mit 1,44 Sekunden Rückstand auf Siegerin Tina Weirather aus Liechtenstein die Top Ten: Nach 31 Starterinnen lag sie auf dem zwölften Platz. Nach ihrem glanzvollen Auftritt am Vortag konnte sie das aber verschmerzen. Die Abfahrt war schließlich wichtiger.

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