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Ski-WM: Maria Riesch holt Gold im Slalom

Maria Riesch gewinnt nach ihrer mäßigen Bilanz bei ihrem letzten WM-Start die Goldmedaille. Sie ist die erste deutsche Slalom-Weltmeisterin seit 33 Jahren

Irgendwann sah Maria Riesch so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Das war nach ihren Sätzen: „Das ist der Hammer. Die Erleichterung ist riesig, die Felsbrocken sind nur so gepurzelt. Ich hatte ja so viel Druck, weil jeder eine Medaille erwartet hatte. Ich natürlich auch.“ Jetzt hat sie ihre Medaille, eine Goldmedaille sogar. Maria Riesch aus Garmisch-Partenkirchen ist Weltmeisterin im Slalom. Bei der alpinen Ski-WM in Val d’Isere hat sie endlich ihren erhofften Triumph, die 24-Jährige hatte ihre letzte Chance auf einen Podiumsplatz bravourös verwertet. Und sie ist die erste deutsche Slalom-Weltmeisterin seit 33 Jahren. 1976 war Rosi Mittermaiers Olympiasieg in Innsbruck auch als WM-Titel gewertet worden.

Nach dem ersten Lauf lag die 24-Jährige gestern noch auf dem sechsten Platz. Aber am Ende hatte sie 77 Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Tschechin Sarka Zahrobska. Dritte wurde Tanja Poutiainen aus Finnland. Riesch gewann nun nach Kathrin Hölzls Riesenslalom-Titel das zweite deutsche WM-Gold von Val d''Isère.

Riesch profitierte auch davon, dass mit Lindsey Vonn (USA) und der Italienerin Manuela Mölgg zwei Fahrerinnen ausschieden, die nach dem ersten Lauf ganz vorne gelegen hatten. Aber Riesch sagte auch: „Das war nicht durch Glück oder Zufall. Ich habe einen guten zweiten Lauf gezeigt. Es war sehr unterschiedlich eisig.“ Fanny Chmelar aus Garmisch-Partenkirchen belegte den achten Platz, Kathrin Hölzl erreichte Platz 18.

Im Ziel fiel Riesch dann auch ihrer Freundin Lindsey Vonn um den Hals. Allerdings mehr, um Vonn nach deren Fahrfehler zu trösten. Die US-Amerikanerin hatte sehr große Chancen gehabt, Maria Rieschs Traum vom WM-Titel zu zerstören. Fast hätte die Deutsche das aber selbst erledigt. Denn die WM war bis dahin nicht nach Plan für sie gelaufen. Maria Riesch wollte eine Medaille, aber das beste WM-Ergebnis war Platz vier in der Kombination. Bis gestern.

Nachdem klar war, dass Riesch Gold gewonnen hatte, spürte auch der deutsche Cheftrainer Mathias Berthold eine enorme Erlösung. „Ich bin völlig leer jetzt. Es ist nicht zu glauben“, sagte er nach dem Triumph. Bei der Besichtigung des Kurses zum zweiten Lauf hatte er große Bedenken. „Ich habe gedacht: Um Gottes willen, ist das ein schwerer Hang“, sagte Berthold. Und weil er so angespannt war, verzog er sich in der Mittagspause in eine abgeschiedene Hütte. „Es hat selten so eine verdiente Weltmeisterin gegeben wie sie“, sagte Berthold. Auch Wolfgang Maier, der Alpin-Direktor des DSV, war überwältigt. „Das war höchste sportliche Klasse, was sie gezeigt hat“, sagte er.

Maria Riesch und Kathrin Hölzl hatten sich gemeinsam auf diesen Slalom eingestimmt, das bot sich an; sie teilen sich bei der WM ein Zimmer. Die Einstimmung auf den Slalom bestand vor allem aus lockeren Sprüchen. Kathrin Hölzl sagte zu ihre Zimmerkollegin: „Stell dir mal vor, wir beide Weltmeister, das wäre doch Wahnsinn.“ Da antwortete Maria Riesch bloß: „Wahnsinn wäre es schon, aber leider sehr unwahrscheinlich.“

Da lag sie etwas daneben.

Jörg Köhle[Val D’Isere]

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