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Felix Neureuther

© ddp

Skifahrer Felix Neureuther:: "Ich bin derzeit in einer Superform"

Felix Neureuther strotzt nach seinem zweiten Platz im Slalom von Alta Badia nur so vor Selbstvertrauen. Im Interview mit Tagesspiegel.de gibt der 23-Jährige Auskunft, wie er mit der Rolle als große Hoffnungsträger der deutschen alpinen Skiherren umgeht.

Der Sohn der berühmten Eltern Rosi Mittermaier und Christian Neureuther spricht außerdem über die Last seines großen Namens aber auch die Lockerheit, die ihn derzeit auszeichnet. Darüber hinaus verrät er, mit wem er am liebsten im Ski-Zirkus auch mal einen trinkt und was ihm Skifahren generell bedeutet.

Herr Neureuther, Ihr zweiter Platz beim Slalom in Alta Badia war ein großer Erfolg. Was haben Sie sich für das Weltcup-Wochenende in Adelboden vorgenommen?

Einfach wieder so locker Ski zu fahren wie in Alta Badia und vielleicht noch eine Schippe drauflegen. Ich bin derzeit in einer Superform, locker drauf und kann noch schneller fahren. Das will ich einfach zeigen.

Woher kommt diese Lockerheit?

Die Vorbereitung ist schon sehr gut gelaufen. In den ersten beiden Rennen bin ich schon in die Punkteränge gefahren. Dann kam der zweite Platz in Alta Badia dazu. Wenn man dreimal gepunktet hat, kommt die Sicherheit und man wird lockerer. Der erste große Druck, dass man ein gutes Ergebnis erzielen muss, ist erstmal weg. Es fällt mir zur Zeit alles ziemlich leicht.

Im Riesenslalom warten Sie seit einem Jahr und sieben Rennen auf Weltcup-Punkte. Wann platzt in dieser Disziplin der Knoten?

Eigentlich bin ich auch im Riesenslalom gut drauf, und ich weiß, dass ich nach vorne fahren kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann bei mir der Knoten platzt. Ein Erfolgserlebnis kann die Wende bringen, vielleicht ja schon am Samstag.

Sie machen einen sehr selbstbewussten Eindruck. Was ist denn nun mit dem Erfolg von Alta Badia im Rücken in dieser Saison möglich?

Möglich ist Vieles. Aber derzeit ist es so schwierig wie noch nie, ein Weltcup-Rennen zu gewinnen. Es wird an der Spitze so krass gefahren und die Leistungsdichte ist verdammt eng. Um ein Rennen zu gewinnen, müssen viele kleine Faktoren zusammenpassen. Doch bin ich derzeit absolut in der Lage, das zu packen.

Von den alpinen Herren wird nach enttäuschenden Jahren einiges erwartet. Vor allem Sie werden als Hoffnungsträger gesehen. Nervt das nicht, wenn sich alles auf Sie fokussiert?

Ich werde ja schon länger als eine Art Heilsbringer gesehen - allein wegen meines Namens. Schon von klein auf hieß es immer: Du musst in die Fußstapfen deiner Eltern treten, du musst Rennen gewinnen. Ich habe aber immer versucht, meinen eigenen Weg zu gehen. Mit der Zeit habe ich gelernt, mit dem Druck von außen sehr gut umzugehen. Aber natürlich finde ich es schade, dass ich derzeit der einzige bin, der vorne mitmischt. Doch für den Slalom am Sonntag ist Alois Vogl ein ganz heißer Kandidat für ein gutes Ergebnis. Vor allem aber für nächste Woche in Wengen, wo er schon mal gewonnen hat. Ich bin mir sicher, dass er wieder nach vorne kommt.

Das DSV-Technik-Team ist ja auch recht übersichtlich. Neben Ihnen gibt es nur noch Alois Vogl und Stefan Kogler.

Das stimmt. Ich würde mir für die Zukunft wünschen, wieder ein größeres Team zu haben, so dass man zum Beispiel zu sechst oder zu siebt Fußballspielen kann und ein Teamspirit entsteht. Wir drei verstehen uns untereinander wahnsinnig gut, doch wenn wir noch mehr wären, könnten wir uns auch untereinander besser pushen.

Sie habe zuvor schon erwähnt, dass früher durch ihren bekannten Namen großer Druck auf Ihnen gelastet hat. Glauben Sie, dass sie diese Last nun abgelegt haben?

Einfacher hat mir mein Name die Sache sicher nicht gemacht. Das hat mich in den letzten Jahren geprägt. Ich habe gelernt, mit der Situation umzugehen und es hat mich, glaube ich, stärker gemacht. Ich wurde für Olympia nominiert (2006 in Turin, Anm. d. Redaktion), obwohl ich das eigentlich nie wollte, da ich mich nicht qualifiziert hatte. Da hieß es auch, der ist nur mitgenommen worden, wegen seines Namens. Dann hat es mich noch zweimal auf die Fresse gehauen, und anschließend war ich bei den Medien der Depp. Aus diesem Tief bin ich gestärkt heraus gegangen.

Haben denn Ihre Eltern versucht, den Druck von Ihnen zu nehmen?

Ja, mein Papa hat immer versucht, so viel Druck wie möglich von mir zu nehmen. Mein Vater hat früher jegliche Medien-Anfragen abgeblockt und hat gesagt: "Lasst den Jungen erstmal machen, wenn er wirklich was erreicht hat, können wir weiter schauen." Natürlich habe ich mit meinen Eltern darüber geredet, wie ich mich gegenüber den Medien verhalten soll. Ich bin jemand, der gerade raus alles sagt, wie es ist. Das ist natürlich nicht immer so gut. Ich habe das Glück, ein Elternhaus zu haben, das hinter mir steht, auch wenn es mal nicht läuft.

Wie viele Tage im Jahr stehen Sie eigentlich auf Skiern?

Sehr viele, ich würde sagen ungefähr 120 Tage.

Bleibt da noch Zeit für Privatleben?

Ja schon. Im Winter bleibt natürlich nicht mehr viel Zeit für Freunde. Wenn die Saison vorbei ist, geht man aber mit den Jungs weg und denkt nicht nur ans Skifahren. Das ist bei mir ganz cool. Ich habe Freunde, die kenne ich von ganz klein an und auf die kann ich mich komplett verlassen. Wenn ich vom Skifahren heim komme, treffe ich mich mit denen und kann gut abschalten.

Was machen Sie in der verbliebenen Zeit?

Ich spiele wahnsinnig gerne Fußball. Aber nur eingeschränkt, da die Verletzungsgefahr zu groß ist. Aber ein bisschen Kicken mit ein paar Freunden am Nachmittag ist schon drin. Ich spiele auch gern Tennis und Golf.

Der Bayern-Fußballer Bastian Schweinsteiger ist auch ein sehr guter Skifahrer. Kennen Sie sich eigentlich?

Mit dem Basti bin ich früher zusammen Skirennen gefahren und wir haben auch zusammen Fußball gespielt.

Haben Sie Freunde im Skizirkus, oder lässt die Konkurrenz-Situation dies nicht zu?

Doch, das geht. Ich habe Silvester gefeiert mit ein paar Jungs vom Skifahren. Der Bode Miller war dabei, ein paar Kanadier und Finnen. Der Zirkus ist ein bisschen wie eine große Familie. Wir verstehen uns untereinander sehr gut, treffen uns zum Pokern, und das ist sehr schön.

Von Bode Miller weiß man, dass er ganz gern mal einen trinken geht…

Seit Juli hat er keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken, nicht mal an Silvester. Natürlich ist er kein Kind von Traurigkeit, doch in den Medien wird auch viel übertrieben.

Disziplin ist schon wichtig, oder?

Natürlich, wie bei jedem anderen Leistungssportler auch. Die Saison ist noch lang, da muss man sich zurückhalten, auch wenn wir Sylvester zusammen gesessen und viel Spaß gehabt haben.

Können Sie beschreiben, was Skifahren Ihnen bedeutet?

Skifahren ist mein Leben. Ich wollte schon Skifahrer werden, da war ich drei Jahre alt und hatte keine Ahnung, dass meine Eltern auch Skirennfahrer waren. Meine Eltern haben mich auch nie zu irgendwas gezwungen - abgesehen vom Abitur. Die haben gesagt, ohne Abitur darf ich nicht Skifahren. Das habe ich dann natürlich machen müssen, um meinen Traum zu erfüllen. Das macht einfach so viel Spaß. Im Winter darf man in die schönsten Skigebiete reisen und vor 50.000 Leuten den Hang runter fahren.

Wie sehen denn Ihre Zukunftspläne nach der Karriere aus?

Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich mich nicht am 13. Januar in die Universität Ansbach einschreibe. Da kann man ein Fernstudium für Sportmanagement machen. Das würde mich interessieren. Denn zu was habe ich sonst Abitur gemacht? Außerdem ist das ein guter Ausgleich zum Skifahren.

Das Interview führte Matthias Bossaller

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