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Herthas Neuzugang Tunay Torun traf in Hamburg gegen seinen ehemaligen Verein zum 1:1-Ausgleich.

© dpa

Sport: So geht Bundesliga

Hertha trifft beim HSV drei Mal Latte und Pfosten und schafft noch den Ausgleich zum 2:2

Wenn man es gut meinen will mit Hertha BSC, dann darf man dem Aufsteiger bescheinigen, seit gestern in der Bundesliga angekommen zu sein. Man hatte vor einer Woche schon schlimmste Befürchtungen gehabt und den Berlinern die allgemeine Tauglichkeit für diese Spielklasse abgesprochen nach der schockierenden Auftaktniederlage. Das Jahr in der Zweiten Liga schien Hertha Können und Tempo geraubt zu haben. Gestern reichte es beim Hamburger SV immerhin zu einem 2:2 (1:1) vor 52 100 Zuschauern. Wobei Hertha weit mehr hätte erreichen können. „Wir waren die bessere Mannschaft über 90 Minuten, aber so wie es lief, müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein“, sagte Manager Michael Preetz.

Für das erste Auswärtsspiel der Saison hatte Markus Babbel einen gewagten personellen Wechsel vollzogen. Der junge Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga (13 Treffer in der Zweitligasaison), rotierte aus der Startelf auf die Ersatzbank. Seine Position in der Spitze nahm Adrian Ramos ein. Dafür rückte Raffael in die Startelf, er ist eine verkappte Spitze. Der Brasilianer gilt bei den Berlinern als ein Mann für die besonderen Momente.

Ein solcher ereignete sich nach einer gespielten halben Stunde. Zunächst hatte Herthas Rechtsverteidiger Christina Lell die große Torchance. Lell sah, dass sich der Hamburger Torwart Jaroslav Drobny zu weit vor dem Tor aufhielt. Lell, nicht unbedingt ein Feinmotoriker, entschied sich für die spektakulärste, aber auch schwierigste Lösung. Er hob den Ball über Drobny hinweg, der Ball senkte sich zu spät und segelte auf die Latte. Von da sprang er Raffael vor die Füße, doch auch der Brasilianer brachte den Ball nicht im Tor unter. Sein Nachschuss klatschte gegen den Pfosten.

In Hamburg traten die Herthaner engagiert auf. Ihrem Spiel fehlte zwar nach wie vor die Präzision, aber es war ein anderer Zug in ihren Aktionen. Der HSV dagegen agierte nach seiner Auftaktniederlage in Dortmund vergleichsweise verhalten. Und doch ging er Mitte der ersten Halbzeit in Führung. Nach einem Trikotzupfer von Andre Mijatovic im Strafraum an Mladen Petric, verwandelte Letzterer den Strafstoß. „Den kann man geben“, sagte Herthas Kapitän hinterher.

Wieder einmal war Hertha ins Hintertreffen geraten, aber die Berliner zeigten eine gute Reaktion. Sie versuchten weiter nach vorn zu spielen, und wurden kurz vor dem Halbzeitpfiff belohnt. Einen 22-Meter-Schuss von Andreas Ottl konnte Drobny zwar parieren, doch seine Abwehr geriet zu kurz, sodass der mitgelaufene Torun aus spitzem Winkel zum 1:1 traf. Es war ein feiner Schuss des einstigen Hamburgers, der im Sommer ablösefrei nach Berlin gewechselt war.

Die Berliner erwischten auch den besseren Start in die zweite Hälfte. Ramos hatte erst einen Hamburger Spieler ausgespielt, und kam wenige Meter vor dem Tor frei zum Schuss, doch der Kolumbianer verzog, sodass der Ball an den Querbalken segelte. Zumindest aber hatte Hertha Zugriff auf das Spiel bekommen. Der nervöse HSV hatte viel mit sich und seinen zahlreichen Fehlpässen zu tun, die Berliner dagegen wurden immer mutiger.

Die Schwächephase des HSV wussten sie aber nicht auszunutzen. „Mich ärgert, dass wir den Sieg zwischen der 45. und 60. Minute haben liegen lassen“, sagte Preetz. Was Hertha nicht schaffte, machte der HSV. Ein lasches Zuspiel von Maik Franz auf Peter Niemeyer führte nach einer Stunde zu einem unnötigen wie folgenschweren Ballverlust. Hamburgs Südkoreaner Heung Min Son ergatterte den Ball in der neutralen Zone, trieb ihn noch ein Stückchen vor sich her und zog dann aus 25 Metern flach und scharf ab. Thomas Kraft im Tor von Hertha kam nicht mehr heran. Wieder lagen die Berliner wie aus dem Nichts zurück.

Herthas Trainer reagierte. Babbel holte den leicht angeschlagenen Patrick Ebert vom Feld und brachte dafür Alfredo Morales. Schließlich kam auch noch Lasogga für den Torschützen Torun. Doch erst einmal verhinderte Herthas Torwart Kraft zehn Minuten vor dem Ende mit einer starken Parade gegen Töre ein weiteres Gegentor. Es wäre Herthas Knockout gewesen. Doch drei Minuten vor Schluss stieg Mijatovic nach einem Eckball von Raffael am höchsten und erzielte mit dem Kopf das hoch verdiente 2:2. „Wir haben gezeigt, dass wir mithalten können“, sagte hinterher Herthas Kapitän mit einem versöhnlichen Lächeln im Gesicht.

Hertha jubelte ob des späten Glücks. Doch bei allem Elan, den die Berliner zeigten muss gefragt werden, wo und gegen wen Hertha gewinnen will, wenn schon nicht bei einem derart wackeligen HSV.

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