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Ich schieß dann mal. Der eingewechselte Ronny war der entscheidende Mann auf Seiten von Hertha BSC. Ein Tor erzielte der Brasilianer selbst, wie im Foto zu sehen ist, später bereitete der den erneuten Ausgleich von Sami Allagui per Freistoß vor. Foto: Fishing4

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Sport: So schmeckt die Zweite Liga

Hertha BSC antwortet gegen den SC Paderborn zwei Mal auf einen Rückstand und schafft noch ein 2:2.

Berlin - Es klang wie Zweite Liga, es sah aus wie Zweite Liga, es fühlte sich an wie Zweite Liga. Die Sonne hatte sich am Freitagabend schon verzogen, die Bratwurst schmeckte verkohlt nach Abstieg und das Olympiastadion war mit 23 404 Zuschauern nur zu einem Viertel gefüllt. Es fällt schwer, sich daran zu gewöhnen, aber Berlin wird es müssen. Genau wie Hertha BSC, das sich im Auftaktspiel zweimal an einen Rückstand gewöhnen musste, aber gegen den SC Paderborn doch noch ein 2:2 (0:1) erreichte. Ronny und Sami Allagui brachten Hertha zweimal zurück. Kampf und Leidenschaft waren vorhanden bei der Mannschaft, der Rest muss noch kommen. Einen Aufstiegsrausch von Beginn an, wie vor zwei Jahren, wird es diesmal wohl nicht geben, das wurde klar.

Vor Anpfiff wurden Patrick Ebert und Maikel Aerts mit Blumen und Bewegtbildern aus besseren Tagen verabschiedet. Statt des „Rowdy“-Lieds für Ebert sang die Ostkurve allerdings „Fußball-Mafia DFB“. Dieser immer wieder angestimmte Gesang war die am stärksten geäußerte Unmutsbekundung angesichts des Zuschauer-Teilausschlusses. Das Halbgeisterspiel trug wenig zu erstligaähnlicher Atmosphäre bei. Ganze 309 Paderborner, teils in gestreifter Knastkluft, waren nur erschienen, sodass selbst die vom Verband verordnete Zuschauerobergrenze von 27 500 nicht erreicht wurde.

Luhukay hatte überraschend mit Niemeyer, Kluge und Lustenberger drei zentrale Mittelfeldspieler aufgeboten und nur einen Stürmer. Meist war es Kluge, der Allagui vorne unterstützte. Die beiden waren allerdings auch in ihrem Bemühen, Fußball zu spielen, oft auf sich allein gestellt.

Dabei begann Hertha zunächst so, wie es Luhukay sehen will: aggressiv und direkt. In den ersten fünf Minuten hatte Allagui gleich zwei Gelegenheiten, direkt zu verwandeln. Hertha rackerte. Lange ist es her, dass man im Olympiastadion zwei Grätschen hintereinander bewundern durfte. Nach einer Viertelstunde stellten die Berliner dann aus unerfindlichen Gründen die Jagd auf Gegner und Ball ein. Dazu liefen sich die Berliner gegen die gut organisierten Gäste kaum einmal frei. Teilweise schien der Ball gar nicht mehr den Boden berühren zu wollen, so lange flog er durch die Luft. Offensiv lief kaum noch etwas zusammen, außer einem Freistoß von Marcel Ndjeng, der nach einer halben Stunde knapp über das Tor segelte. Aber auch die Paderborner wurden nicht wirklich gefährlich.

Bis Nico Schulz drei Minuten vor der Halbzeit einen Aussetzer hatte: Er verlor unkonzentriert einen Zweikampf im Mittelfeld, der Ball sauste über die Außenbahn weiter in den Berliner Strafraum, wo Deniz Yilmaz zum 0:1 einschob.

Ein Fan war sich beim Pausengewinnspiel dennoch sicher: „Hertha gewinnt 2:0!“

In der zweiten Halbzeit war Peer Kluge meist der Einzige, der den Gegner früh störte, der Rest schien verunsichert. Trotz zweier Chancen durch Allagui und Knoll wurden die Berliner nicht wirklich gefährlich. Nach einer Stunde erlöste Adrian Ramos Beichler. Bei der Einwechslung wurde der offen wechselwillig lebende Kolumbianer ausgepfiffen. Als dann kurz darauf Ronny kam, wurden Erinnerungen wach, an den Zweitligastart vor zwei Jahren gegen Oberhausen, als der Brasilianer nach seiner Einwechslung mit die Wende gebracht hatte. Diesmal brachte er einen verspielten Hinternwackler und einen Flachschuss mit seinem schwächeren rechten Fuß, aber die Wirkung war ähnlich befreiend: Nach dem Ausgleichstreffer ließ es die Ostkurve dröhnen, als wäre das Stadion voll. Ronny verteilte Handküsse und formte Handherzen.

Paderborn tat den Berlinern diesen Gefallen nicht, blieb unnachgiebig. Obwohl die Berliner nun leidenschaftlicher agierten, kamen die Gästen zu einigen vielversprechenden Chancen. Zur besten freilich mit Berliner Hilfe: Fünf Minuten vor dem Ende erwischte Roman Hubnik beim Klären neben dem Ball auch den Fuß von Thomas Bertels. Die Entscheidung auf Elfmeter war hart, aber vertretbar. Alban Meha traf zum 2:1, die Zweite Liga schien in dem Moment gar nicht zu schmecken. Die Berliner Fans zeigten wie vor Monaten als schlechte Verlierer, statt Bengalos warfen sie Bierbecher und schimpften auf den DFB. Die eigene Mannschaft beruhigte sie. Wieder war es Ronny, der mit einem harten Freistoß für Gefahr sorgte. Paderborns Torwart Lukas Kruse ließ den Ball vor die Füße von Allagui prallen, der Neuzugang erzielte mit seinem ersten Tor den Ausgleich und hübschte den Geschmack kurz vor Schluss doch noch auf.

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