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Staubiger Endspurt. Immer mehr Sportler, Journalisten und andere Olympia-Gäste kommen in Sotschi an – und finden wie hier in Krasnaja Poljana unfertige Hotels vor.

© dpa

Sotschi kurz vor Beginn der Winterspiele: Meerblick oder braunes Wasser

Kurz vor der Eröffnungsfeier wird auf dem Olympiagelände von Sotschi noch hektisch gearbeitet. Einige Sportler meckern, aber es gibt auch positive Stimmen.

Die gerade angereisten Kamerateams haben es nicht leicht, perfekte Aufnahmen vom Olympia-Park an der Küste zu machen. Die Hallen, in denen ab Freitag Eisschnellläufer und Eishockeyspieler um Medaillen kämpfen, glänzen zwar wie in einer Computer-Animation. Dazwischen allerdings stören mit Wasser vollgelaufene Baugruben das Gesamtbild, auch Kräne und Planierraupen stehen noch herum. Vor vielen Gebäuden auf dem Olympia-Gelände parken Fahrzeuge von Havarie-Diensten, Arbeiter versuchen, in letzter Minute noch etwas zu richten. Drei Tage vor der Eröffnungsfeier von Sotschi sind die Vorbereitungen auf die Olympischen Winterspiele immer noch nicht abgeschlossen.

Auf den Straßen der Stadt liegen noch jede Menge Müll und Bauschutt herum. Auf der Uferpromenade am Schwarzen Meer streunen wilde Hunde. Die Volunteers – Freiwillige, die bei der Bewältigung von Alltagsproblemen helfen und den Gästen erklären sollen, wie sei von A nach B kommen – sind hoffnungslos überfordert. Sie kommen aus anderen Regionen Russlands und kennen die Stadt so wenig wie die Gäste. Selbst Einheimische stöhnen: Wegen der verschärften Sicherheitskontrollen müssen sie häufig Umwege machen. Um rechtzeitig an ihrem Arbeitsplatz anzukommen, sagt beispielsweise die Bankangestellte Irina Morosowa, müsse sie jeden Tag eine halbe Stunde früher aus dem Haus gehen.

Nach und nach kommen immer mehr Athleten in Sotschi an – und berichten von sehr unterschiedlichen Erlebnissen. Das Olympische Dorf an der Küste ist rechtzeitig fertig geworden und bietet den 2900 Athleten aus 87 Nationen großen Komfort und Meerblick. „Es ist wie in einem Ferienclub, da muss man aufpassen, nicht in einen Urlaubsmodus zu verfallen“, sagte der deutsche Eisschnellläufer Alexej Baumgärtner. Kein Wunder: Schließlich werden die Unterkünfte der Sportler nach dem Ende der Spiele in teure Ferienappartements umgewandelt, in denen Familien aus Moskau Urlaub machen sollen.

Thomas Bach schwärmt von kurzen Wegen

Baumgärtners Zimmerkollege Nico Ihle war jedenfalls hoch zufrieden mit dem Zimmer der beiden Eisschnellläufer: „Es hat unsere Erwartungen übertroffen. Wir können sogar das olympische Feuer vom Balkon sehen, wenn es ab Freitag brennt.“ Neben der riesigen olympischen Flamme umfasst das Olympia-Gelände am Meer fünf Eishallen, ein gigantisches Medienzentrum und das Stadion, in der die Eröffnungsfeier stattfindet. Auch Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, hat im Olympischen Dorf ein Zimmer bezogen. „Die meisten Athleten können von ihren Betten aus zu den Sportstätten laufen. So etwas habe ich bei Olympischen Spielen nie gesehen“, schwärmte Bach.

Nicht ganz so viel Glück scheinen jene Athleten zu haben, die im Mountain Village – dem Olympischen Dorf in den Bergen – untergebracht sind. Hier beschwerten sich Sportler, dass braunes Wasser aus den Hähnen komme und in den Duschen die Vorhänge fehlten. Alles mache den Eindruck des Unfertigen und Provisorischen. Sotschi jedenfalls macht seinem Ruf als riesige olympische Dauerbaustelle jedenfalls alle Ehre. Bis zur letzten Sekunde. (mit dpa)

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