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Sport: Spanien erfindet sich neu

Der ewige WM-Versager startet mit einem 4:0 gegen den sehr geheimen Favoriten Ukraine

Die Ukraine macht zum ersten Mal mit bei einer Fußball-Weltmeisterschaft und wird gleich als Geheimfavorit gehandelt. Sie ist ein so geheimer Favorit, dass gestern keiner der 42 000 Zuschauer im ausverkauften Leipziger Zentralstadion etwas davon gemerkt hat. Auch der ukrainische Auftaktgegner Spanien wurde arglistig getäuscht und hatte am Ende wahrscheinlich selbst nicht begriffen, warum er so spielend leicht zu einem 4:0 (2:0)-Sieg kam. „Das hatten wir uns schon ein bisschen härter vorgestellt“, sagte Luis Garcia, der kleine Stürmer vom FC Liverpool. Sein Trainer Luis Aragones sah sich dagegen bestätigt in der Einschätzung, „dass in unserer Gruppe Tunesien der schwerste Gegner ist“.

Das war nicht gerade ein Kompliment für seinen Kollegen Oleg Blochin, der auch im Blitzlicht der Fotografen bleich war vor Wut. „Das war beschämend“, sagte Blochin. „So hoch habe ich noch nie verloren, auch nicht als Spieler. Wenn kein Wille da ist, kann man nicht gewinnen. Für diese Leistung muss ich mich bei allen ukrainischen Fans entschuldigen.“ Nach einer guten Viertelstunde und Toren von Xabi Alonso und David Villa war der Willen der Ukrainer gebrochen. Beide Toren resultierten aus Standardsituationen: Beim 1:0 wetteiferten die Liverpooler Alonso und Garcia, wer freistehend einköpfen durfte, Alonso gewann das Privatduell. Beim zweiten Tor fälschte Andrej Rusol einen Freistoß von Villa unhaltbar ab, den er zuvor mit einem Foul an Mariano Pernia selbst verursacht hatte.

„Danach war nur noch eine Mannschaft auf dem Platz, und das waren wir“, sagte Aragones und hatte völlig Recht. Angetrieben vom überragenden Barcelonesen Xavi, der gerade erst einen Kreuzbandriss auskuriert hat, bestimmten die Spanier das Geschehen nach Belieben. Als zu Beginn der zweiten Halbzeit Wladislaw Waschtschuk nach einem Trikotzupfer im Strafraum gegen Fernando Torres die Rote Karte sah und Villa den Elfmeter verwandelte, fügten sich die Ukrainer endgültig in ihr Schicksal.

„Was willst du machen bei diesen Temperaturen, wenn du schnell zurückliegst und dann nur noch zu zehnt spielst, ist nichts mehr drin“, sagte Superstar Andrej Schewtschenko, der trotz seiner Knieverletzung spielte und kaum etwas zustande brachte und deutlich im Schatten des Leverkuseners Andrej Woronin stand. Einmal stolperte Schewtschenko im Strafraum über den Ball und trat beim Nachsetzen den Spanier Carles Puyol um. Weniger prominente Spieler sehen dafür schon mal die Gelbe Karte.

Schewtschenko blieb auch nach dem vierten Tor durch Torres bis zum bitteren Ende auf dem Platz. Vielleicht wärmte er sich auch nur für das nächste Spiel gegen Saudi-Arabien auf. Darin müssen die Ukrainer gewinnen, wenn sie nicht vom Geheimfavoriten zur Enttäuschung dieser WM absteigen wollen.

Die Spanier konnten es sich sogar erlauben, den angeschlagenen Raul Gonzalez für eine halbe Stunde aktiver Rekonvaleszenz auf den Rasen zu schicken. Der Mann von Real Madrid erarbeitete sich sogar zwei Torchancen. Ob mit oder ohne Raul, diese Spanier, die sonst stets bei Weltmeisterschaften enttäuscht haben, gehören zu den ganz großen Favoriten auf den Titel. Daraus müssen sie spätestens seit gestern kein Geheimnis machen.

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