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Arne Maier hat sich über die Europa League bei Hertha festgespielt.

© Jan Kuppert/dpa

Spiel in Mönchengladbach: Hertha BSC will erst punkten, dann experimentieren

Hertha BSC will die Saison noch lange nicht abhaken – und die letzten Spiele sinnvoll nutzen. Am Samstag bei Borussia Mönchengladbach wird Pal Dardai aber auf die bewährten Kräfte setzen.

In seiner knapp zweijährigen Zeit bei Hertha BSC hat Sinan Kurt nur bedingt positive Schlagzeilen geschrieben. Einmal verschickte er nicht gerade jugendfreie Bilder an eine Jugendliche und handelte sich damit eine Anzeige ein. Ein anderes Mal verlangte Trainer Pal Dardai öffentlichkeitswirksam, Kurt solle „endlich seinen Arsch bewegen“. Die anhaltende Unzufriedenheit im Verein kulminierte schließlich in der Entscheidung, den 21-Jährigen, einst als hochgehandeltes Talent vom FC Bayern verpflichtet, bis auf Weiteres lieber individuell als mit der Mannschaft trainieren zu lassen. Viel schlimmer kann sich eine Degradierung für einen jungen Menschen kaum anfühlen.

Basierend auf diesen Fakten muss zuletzt Außergewöhnliches passiert sein auf dem Schenckendorffplatz, der Trainingsstätte des Berliner Fußball-Bundesligisten. „Sinan hat seine Mentalität geändert, seine Zweikampfführung, sein ganzes Auftreten“, sagt Trainer Pal Dardai, „wenn er so weiter macht, können wir uns wieder mit ihm beschäftigen.“ Dann könnte der Flügelspieler zum Ende der Saison tatsächlich eine ernsthafte Option werden und seinen überschaubaren Arbeitsnachweis von null Bundesliga-Spielen in dieser Saison aufhübschen. „Das wäre auch gut für ihn“, sagt Dardai. „Er soll zeigen, was er drauf hat.“

In naher Zukunft, also vielleicht in drei, vier Wochen, könnte Kurts Prognose Schule machen bei Hertha BSC. „Wenn die Zeit kommt, können wir einiges ausprobieren“, sagt Dardai. Bis dahin wird der Ungar allerdings keine großen Experimente wagen. „Erstmal müssen wir noch ein paar Punkte holen“, sagt Dardai vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky). Dabei ist die Dienstreise in den Borussia-Park, die etwa 1100 Fans aus Berlin antreten werden, schon jetzt prädestiniert für taktische und personelle Tüfteleien.

"Ein Sieg kann die Verkrampfung lösen"

Beide Abordnungen finden sich nach 28 Bundesliga-Spieltagen im Niemandsland der Tabelle wieder: Hertha belegt mit 36 Punkten Rang elf, Gladbach mit einem Zähler mehr Rang neun. Das Polster auf die Region der Blindfische beträgt relativ komfortable zehn respektive elf Punkte, und nach oben geht für beide Teams vermutlich auch nicht mehr viel. Oder etwa doch?

Herthas Manager Michael Preetz nennt die erneute Europapokal-Qualifikation „ein lohnendes, aber nicht realistisches Ziel“. Allerdings könne man darüber ohnehin erst sprechen, „wenn es uns gelingt, ein paar Spiele zu gewinnen.“ Genau damit tut sich Hertha BSC aber schwer in dieser Saison: Zwölf Mal haben die Berliner bereits unentschieden gespielt, nur der der VfL Wolfsburg (14) toppt diesen Wert noch. Trotzdem legen sie bei Hertha BSC Wert darauf, „dass wir eine solide Runde gespielt haben und bis hierhin nie gefährdet waren“, sagt Preetz. Als abschreckendes Beispiel für die Unwägbarkeiten einer Europapokalsaison dient der 1. FC Köln, dem der Spagat aus Bundesliga und Europa League in der Hinrunde eben so gar nicht gelungen ist. Mit den sportlichen Nachwirkungen müssen sie in Köln bis heute leben.

Bei Hertha hört sich das ganz anders an. „Wir waren erstmals seit neun Jahren wieder dabei, hatten eine zusätzliche Belastung und haben trotzdem viele Spieler eingebaut und weitergebracht, die vor der Saison noch keine Faktoren waren“, sagt Preetz. Jordan Torunarigha etwa ist ein Kandidat für die Innenverteidigung geworden, Arne Maier im Moment sogar Stammspieler, ebenso wie Valentino Lazaro. In Mönchengladbach steht das Trio wie selbstverständlich im Aufgebot. Lediglich Maximilian Mittelstädt wird am Samstagnachmittag fehlen; der Linksverteidiger hat sich im Training einen Muskelverletzung im Hüftbereich zugezogen.

„Wie jeder Fan wünsche ich mir für die verbleibenden Spieler, dass wir befreiter aufspielen als zuletzt, ein Sieg kann die Verkrampfung lösen“, sagt Preetz. „Es ist ja nicht so, dass die Jungs es nicht können“, ergänzt der Manager, „sie müssen es nur zeigen.“ Wenn man es nicht besser wüsste, wäre man geneigt zu sagen: Michael Preetz hat Sinan Kurts Karriere zusammengefasst. Aber womöglich nimmt diese ja noch eine erstaunliche Wende. Nach dem Spiel in Gladbach wird neu verhandelt.

So könnte Hertha spielen:

Jarstein – Weiser, Stark, Rekik, Plattenhardt – Maier, Lustenberger – Lazaro, Darida, Kalou – Selke.

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