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Bis hierhin und nicht weiter. Profi Derek Fisher bei den Verhandlungen. Foto: Reuters

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Sport: Spielfrei auf unbestimmte Zeit Der Tarifstreit in der NBA eskaliert

Berlin - Die Szene erinnerte an eine Trauerfeier. Im schwarzen Anzug samt schwarzer Krawatte trat Derek Fisher vor die Zuhörerschaft, er atmete tief durch, dann begann er zu reden.

Berlin - Die Szene erinnerte an eine Trauerfeier. Im schwarzen Anzug samt schwarzer Krawatte trat Derek Fisher vor die Zuhörerschaft, er atmete tief durch, dann begann er zu reden. Der erfahrene Point Guard, der seit 1996 in der National Basketball Association (NBA) spielt und in dieser Zeit fünf Meisterschaften mit den Los Angeles Lakers gewann, wählte seine Worte bewusst. Während seiner Ausführungen wanderte Fishers Blick mehrfach in Richtung Fußboden. Kobe Bryant, Paul Pierce, Kevin Garnett und andere Superstars aus der nordamerikanischen Profiliga, die am Dienstagabend als Zeichen der Unterstützung ebenfalls nach New York gekommen waren, taten es Fisher gleich. Keine Frage, die Situation war den Sportlern sichtlich unangenehm, das konnte kaum einer von ihnen verbergen.

Schließlich waren es keine guten Nachrichten für Basketballfans, mit denen Fisher in seiner Funktion als Vorsitzender der Spielergewerkschaft NBPA vor die versammelten US-Sportmedien trat. Weil sich Klubbesitzer und Spielergewerkschaft nach vier Stunden „intensiver Verhandlungen“ erneut nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnten, ist es mehr als fraglich, ob die Saison wie geplant am 1. November beginnen kann. An diesem Tag sollten die Dallas Mavericks um den deutschen Superstar Dirk Nowitzki die Spielzeit gegen die Chicago Bulls eröffnen. Daraus wird nun aller Voraussicht nach nichts werden. „Der Saisonstart ist ernsthaft gefährdet“, sagte Fisher. „Heute war nicht der Tag, an dem wir die Lücke schließen konnten.“ In diesem Fall heißt Lücke: die finanzielle Diskrepanz.

Im Streit um den neuen Tarifvertrag geht es nämlich vor allem um Geld und die Verteilung der Gewinne. Geschätzte 4,3 Milliarden Dollar nimmt die NBA pro Jahr ein. Bislang fließen allein 57 Prozent dieser Summe in Spielergehälter. Weil in den vergangenen Jahren viele Klubs negative Bilanzen aufwiesen, soll nun mit dem neuen Tarifvertrag eine zwingende Gehaltsobergrenze (45 Millionen Dollar pro Team) eingeführt werden.

Grundsätzlich scheint die Spielergewerkschaft auch nicht abgeneigt zu sein, wenn es um finanzielle Zugeständnisse geht. „Selbst wenn wir Basketballspieler sind, ist das kein Spiel für uns“, sagte Derek Fisher. „Wir wollen wieder auf den Court, wollen wieder Basketball spielen.“ Das Angebot der NBPA, den eigenen Anteil auf 53 Prozent zu reduzieren, lehnten allerdings die Klubbesitzer ab, die lediglich 47 Prozent offerierten – wiederum kein faires Angebot aus Sicht der Spieler. Liga-Chef David Stern berichtete sogar von einem „50-50-Angebot“ in der jüngsten Verhandlungsrunde, das von der Spielergewerkschaft ebenfalls abgelehnt wurde. „An diesem Punkt schien es keinen Sinn mehr zu machen, mit den Verhandlungen fortzufahren“, sagte ein sichtlich geknickter Stern. „Wir haben keine Pläne mehr.“

Die Situation ist also festgefahren, zumal die Interessenvertreter – im Gegensatz zu den Treffen in den Monaten zuvor – keine neuen Verhandlungstage festlegten. Damit rückt der erste Lockout seit der Spielzeit 1998/99 immer näher. Damals wurde die Saison auf 50 statt der üblichen 82 Partien in der Regular Season reduziert. Sollten sich Klubbesitzer und Spielergewerkschaft nicht bis zum 10. Oktober auf neue Verhandlungsrunden einigen, kündigte Stern ähnliche Konsequenzen an: In diesem Fall werde er alle Partien der ersten beiden Wochen der neuen Saison streichen. Alle 43 Vorbereitungsspiele hat der Liga-Chef bereits am Dienstag abgesagt. Dadurch droht der NBA ein weiterer Einnahmeverlust in Höhe von geschätzten 200 Millionen Dollar. Christoph Dach

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