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Sport: Spitze ohne die Besten

Wie Hertha Bastürk und Gilberto ersetzen will

Berlin - Freunde des Bergsports erzählen gerne von dem Glücksgefühl, einen Gipfel erklommen zu haben, schwärmen vom Ausblick und vergessen dabei die Leiden des mühsamen Aufstiegs. Falko Götz, Trainer von Hertha BSC, gab diesem Phänomen eine neue Note, indem er behauptete, dass das Erreichen der Spitze „Berge versetzen“ würde. Das mag geologisch umstritten sein, doch warum sollte der neue Tabellenführer der Bundesliga nicht seine eigenen Naturgesetze beanspruchen dürfen? Hertha ist auf dem Gipfel angekommen – und muss sich nun orientieren. Nicht nur, weil das Anspruchsdenken überdacht werden muss. Vor allem war der Aufstieg mit schweren Verlusten verbunden. Die spielerisch besten Berliner fallen aus: Gilberto acht Wochen und Yildiray Bastürk drei Wochen.

Bastürks Spiel hinter den Spitzen ist nach dem Weggang von Marcelinho noch wichtiger geworden. Beim Sieg gegen Schalke erlitt er einen Riss im Außenmeniskus. „Drei Wochen Pause verkraften wir noch“, sagt Pal Dardai, der im Mittelfeld hinter Bastürk bislang eine starke Saison spielt. „Wir haben mit Kevin-Prince Boateng und Patrick Ebert Spieler, um diese Zeit zu kompensieren.“ Die beiden 19-Jährigen rangeln sonst um den Platz auf der rechten Seite in der Mittelfeldraute. Boateng, der laut Trainer Götz in dieser Formation alle Positionen spielen könnte, übernähme die Spielmacherposition gerne. Boateng aber ist selbst gerade erst von einem Meniskusanriss genesen.

Schwerer wiegt der längere Ausfall von Gilberto. Der 30-Jährige hat sich das Syndesmoseband gerissen. Sofern Boateng als Ersatz für Bastürk spielt, kämen Andreas Neuendorf und Patrick Ebert für das linke Mittelfeld in Frage. Vollständig ersetzen können beide den ballsicheren brasilianischen Nationalspieler nicht. Die Probleme, die Sofian Chahed als Ersatz für Pal Dardai im Uefa-Cup-Spiel gegen Odense BK hatte, haben gezeigt, dass Leistungsträger aus dem bestehenden Kader nur schwer ersetzt werden können. Hinter den Stammspielern tummeln sich bei Hertha in dieser Saison vor allem Talente, die sich über Kurzeinsätze an die Bundesliga gewöhnen sollen. Für Trainer Götz muss ein solches Talent 40 bis 50 Spiele machen, um in der Liga anzukommen. Spieler wie Patrick Ebert, der gegen den Hamburger SV schon einmal von Beginn an spielte, müssen sich nun kurzfristig beweisen.

Bastürk wird beim Bundesligaspiel in Mainz am Samstag, beim Uefa-Cup-Rückspiel in Odense und beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart fehlen. Dann folgt eine zweiwöchige Spielpause. Bastürk könnte also im Spiel bei Bayern München sein Comeback geben. Es wird vor allem auf seine unerfahrenen Mannschaftskollegen ankommen, inwiefern das Spiel am 14. Oktober noch ein Spitzenduell sein wird. Denn oben, das wissen auch die Bergsteiger, ist die Luft dünner. Und der Abstieg ist allgemein leichter.

Stefan Tillmann

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