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Die Sportlerin des Jahres, Kugelstoßerin Christina Schwanitz und der Sportler des Jahres, Triathlet Jan Frodeno, und die Mannschaft des Jahres, die nordischen Kombinierer Tino Edelmann, Eic Frenzel und Fabian Rießle (l.n.r.) jubeln im Kurhaus von Baden-Baden.

© dpa

Sportlergala in Baden-Baden: Frodeno & Co.: Raus aus dem Kurhaus!

Die Wahl der "Sportler des Jahres" muss dringend renoviert werden. Mehr Volksnähe tut Not - dafür ist Baden-Baden nicht der geeignete Ort. Ein Kommentar

Von Christian Hönicke

Was fällt Ihnen zu Baden-Baden ein? Millionäre, Dostojewski, das Casino, Frank Elstner – und natürlich die Gala „Sportler des Jahres“. Die findet nämlich immer noch Jahr um Jahr im Kurhaus statt. Ein Relikt aus seligen Tagen der Bonner Republik, als der Sport mehr war als Bayern gegen Dortmund. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Fußball dominiert die deutsche Sportlandschaft, der Rest dahinter balgt sich um die verbliebenen Krümel. Jan Frodeno, Christina Schwanitz, die Nordischen Kombinierer, sie alle dürfen sich nun „Sportler(in) des Jahres“ nennen. Aus sportfachlich-insiderischer Sicht mehr als verdient. Der große Glanz aber fehlt.
Das liegt nicht an den Sportlern selbst, sondern daran, dass ihr Sport nur noch als Randaspekt wahrgenommen wird. Darüber können sich die Athleten beklagen, wie es jetzt etwa die Kugelstoß-Weltmeisterin Schwanitz getan hat. Die Verantwortlichen aber müssen reagieren, statt immerfort zu jammern.

Der sogenannte Restsport muss mehr Volksnähe wagen. Das gilt auch für die Sportlergala. Im Millionärsrefugium können keine Volkshelden geboren werden. Das geht nur dort, wo die einfachen Menschen leben: in den Metropolen. In der Leichtathletik versucht man das bei einzelnen Wettbewerben bereits. Warum sollten nicht auch die Sportler des Jahres in Berlin (oder Hamburg) gekürt werden? Eine Renovierung könnte auch der Modus vertragen. Bislang wählen nur Fachjournalisten ihre Favoriten. In Zeiten von Social Media und Onlinepetitionen wirkt das anachronistisch. Die Meinung der Sportfans sollte wenigstens zur Hälfte einfließen – das würde sicher auch der Identifikation mit den Sporthelden außerhalb des Fußballs nicht schaden.

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