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Reich aufgewachsen: Sängertochter Jessica Springsteen bei der Global Champions Tour.

© dpa/Britta Pedersen

Springreiten in Berlin: Bei der GCT trifft Reichtum auf Talent

Die Global Champions Tour in Berlin lockt mit hohen Prämien. Welche Reiter teilnehmen dürfen, ist jedoch manchmal eher undurchsichtig.

Von Markus Lücker

CHIO-Champion Marcus Ehning wird sich mit dem Nachbau des Brandenburger Tors zufriedengeben müssen. Die Konstruktion aus bedruckten Planen und Metallstangen markiert den Eingang auf das Wettkampfgelände beim Global Jumping Berlin. Jeder Reiter muss hier durch, wenn er an der zwölften Station der Global Champions Tour (GCT) teilnehmen will.

Es ist eine der höchstdotierten Springreit-Veranstaltungen der Welt. Allein in Berlin sollen knapp eine Million Euro an die Gewinner ausgeschüttet werden. Im Sommergarten des Berliner Messezentrums tritt Aachen-Sieger Ehning zwischen Freitag und Sonntag gegen in der Weltrangliste führende Reiter wie Daniel Deußer und Harrie Smolders aus den Niederlanden an.

Nach der Premiere im vergangene Jahr ist es schon das zweite Mal, dass die GCT in Berlin stoppt. Vor dem richtigen Brandenburger Tor reiten, so lautete einst der Plan. Durch Exklusivität und Glamour auf sich aufmerksam machen, lautet das Konzept hinter der Tour. Das betrifft nicht nur die hohen Preisgelder, sondern auch die Veranstaltungsorte: direkt am Strand von Miami, vor dem Eifelturm in Paris, Monaco, Cannes, Schanghai.

Sicherheitsprobleme am Brandenburger Tor

Die Bemühungen, in Berlins Zentrum zu reiten, scheiterten hingegen bislang an den hohen Auflagen für die Sicherheit. Direkt neben dem Brandenburger Tor stehen die Botschaften der USA und der Briten. Das Wettkampfgelände für die Pferde hätte darum eingeschrumpft werden müssen. „Unser Parcours ist ohnehin schon sehr klein“, sagt Ulrike Streeb vom lokalen Veranstalter En Garde. „Noch kleiner, und Sport auf internationalem Niveau wäre nicht mehr möglich gewesen.“

Doch sei das Team zufrieden mit dem Veranstaltungsort unter dem Funkturm. Der Vertrag mit der Messe laufe eigentlich in diesem Jahr aus, solle jedoch in den kommenden Tagen verlängert werden – „auch wenn es wahrscheinlich der teuerste Stall der Welt ist“, wie Ulrike Streeb festhält. Einen genauen Preis will sie nicht nennen. Doch müsse für die Dauer des Turniers und während der Vorbereitungszeit das gesamte Messegelände angemietet werden.

Voraussichtlich bleibt es also erstmal beim Imitat des Brandenburger Tors. Doch auch an rechtlich eher fragwürdigen Aspekten der Global Champions Tour hält eine organisatoris der länderübergreifende Organisator hinter der Tour fest. Im April verhängte die belgische Competition Authority eine Strafe gegen die Veranstalter des GCT und des angehängten Mannschaftswettbewerbs Global Champions League. 466 Euro pro Tag sollten die Verantwortlichen zahlen. Grund war die Platzvergabe für die Wettkämpfer.

Talent und Reichtum

Im Reitsport ist es üblich, dass die Teilnehmer oft nicht nur wegen ihrer Leistungen in die Wettkämpfe einziehen. Oft werden einzelne Reiter und Reiterinnen von den Veranstaltern gezielt eingeladen. Häufig werden die Zugänge aber auch an die Meistbietenden verkauft. Für die Organisatoren hat das viele Vorteile. Die Veranstalter vor Ort können lokale Stars einladen und damit ein breiteres Publikum anlocken.

Außerdem ergibt sich eine zusätzliche Quelle für Einnahmen. So gehört auch Athina Onassis zu den regelmäßigen Teilnehmerinnen, Erbin des milliardenschweren Reeders Aristoteles Onassis. Ihr Platz in der Weltrangliste: 394. Talentierte Reiter mit wenig zahlungsbereiten Sponsoren haben es da schwer.

Bei internationalen Turnieren ist es jedoch üblich, dass mindestens 60 Prozent der Teilnehmer ausschließlich nach ihrem Rang in in der Weltrangliste ausgewählt werden. Durch eine Absprache mit dem Reiterverband FEI war das bei GCT-Veranstaltungen bislang nur zu 30 Prozent nötig.

Die belgische Competition Authority sah hier Wettbewerbsverzerrung. Doch auch Monate später wurde das Vergabeprinzip noch nicht angepasst. GCT-Sportdirektor Marco Danese stellt sich auf die Strafzahlungen angesprochen unwissend. Er hält jedoch fest: „Unsere Auswahl der Teilnehmer finde in Einklang mit der FEI statt.“ An dem Vergabesystem habe sich nichts geändert.

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