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Stadien-Rangliste: Dortmund? Wer ist schon Dortmund!

Die Londoner "Times" wählte jüngst das Dortmunder Stadion zum schönsten der Welt. Hat es den Titel überhaupt verdient? Unsere Fußballfreunde von "Zeit Online" haben eine ganz eigene Rangliste erstellt, die wir hier gern dokumentieren.

Fans von Borussia Dortmund wussten es längst, und nun hat es auch die Times aus England bestätigt: Das Stadion des BVB, der Signal Iduna Park, ist das schönste Fußballstadion der Welt. Die gewaltigen Ränge, die die Geräusche mit einer ohrenbetäubenden Intensität auf den Platz schleudern, machen es zum Klassiker unter den Stadien, heißt es.

In der Times-Rangliste "The top ten football stadiums" liegt das Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand auf Platz zwei vor Liverpools Stadion an der Anfield Road. Auf den weiteren Rängen folgen das Inönü Stadion in Istanbul, die Allianz Arena in München, das Bernabeu-Stadion in Madrid, La Bombonera in Buenos Aires, das Dinamo-Stadion in Bukarest, Nou Camp in Barcelona und Craven Cottage in London.

Die schönsten Stadien von ZEIT ONLINE heißen ganz anders.

1. Platz: Giants Stadium in New Jersey

Von Matthias Bossaller

Was ein amerikanisches Footballstadion mit Fußball zu tun hat? Während der Fußball-WM 1994 spielte Deutschland im Viertelfinale gegen Bulgarien in der sportlichen Heimat der New York Giants und der New York Jets. An das Spiel habe ich weniger gute Erinnerungen. Die deutsche Mannschaft, damals trainiert von Berti Vogts, verlor 1:2. Umso mehr beeindruckte mich das Giants Stadium.

Seinen Namen trägt es zu Recht, denn dieses Bauwerk ist gewaltig. An den vier Seiten der ovalen Betonschüssel ragen insgesamt acht kreisrunde Türme in die Höhe. Dort parken die Besucher ihre Autos. Außerdem gelangen die Zuschauer über Rolltreppen ins Stadion. So etwas hatte ich in Deutschland nie gesehen. Respekt einflößend waren auch die extrem steilen Ränge. Ich saß während des Spiels auf dem Oberrang, von dem ich das weit unter mir liegende Spielfeld aus der Vogelperspektive sah. Ich dachte mir: Wenn hier ein betrunkener Fan an der Brüstung entlang torkelt, kann er leicht in den Unterrang stürzen. Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen. Dafür ramponierte die deutsche Elf ihren Ruf als amtierender Weltmeister.

Das Giants Stadium wurde 1976 eröffnet. Neben den Footballteams tragen hier auch Fußballklubs ihre Spiele aus: Von 1977 bis 1984 Cosmos New York mit Franz Beckenbauer und ab 1996 die New York Metro Stars mit Lothar Matthäus. Das Stadion bietet 80.242 Zuschauern Platz.

2. Platz: Ruhrstadion in Bochum

Von Matthias Bossaller

In den achtziger Jahren habe ich immer neidisch nach England geblickt. Die Stadien waren enger, die Duelle hitziger, die Stimmung besser. Das Bochumer Ruhrstadion kam dem britischen Vorbild schon sehr nah. Es liegt wie viele Stadien auf der Insel mitten in der Stadt, die Tribünen stehen direkt am Spielfeldrand, und das gesamte Stadion ist überdacht. Damals gab es kein Bundesligastadion (außer vielleicht in Dortmund), in dem die Atmosphäre besser war als in Bochum - obwohl der VfL sich schon damals den Ruf einer grauen Maus erworben hatte.

Zwar gibt es heute kaum noch ein Stadion in Deutschland, das eine stimmungstötende und sichttrübende Laufbahn hat. Doch im Gegensatz zu den neu erbauten WM-Arenen, die irgendwie alle gleich aussehen, hat das Ruhrstadion nichts von seinem Charme eingebüßt. Es ist klein und kompakt, auf größere Umbaumaßnahmen haben die Verantwortlichen zum Glück verzichtet. Es gibt genau so viel Steh- wie Sitzplätze. Das ist eine Rarität in der heutigen Zeit, in der das Motto lautet: VIP-Logen, Familienblöcke und bunte Sitzschalen statt Stehplatzkultur. Doch auch der VfL Bochum kann sich der Kommerzialisierung nicht verschließen. Das gute alte Ruhrstadion trägt mittlerweile den gesponserten Namen Rewirpower-Stadion – das soll kein Schreibfehler sein.

Das Ruhrstadion wurde am 21. Juli 1979 mit einem Spiel gegen den Stadtrivalen SG Wattenscheid eingeweiht. Ursprünglich passten 49.522 Zuschauer in das Stadion. Diese Kapazität wurde jedoch durch zahlreiche Umbauten auf 31.300 Zuschauer verringert.

3. Platz: Estadio Monumental in Buenos Aires

Von Susanne Gough

Willkommen zum meisterwarteten argentinischen Fußballspiel des Jahres: River Plate gegen die Boca Juniors. Der Tabellen-Zweite gegen den Führenden. Die Mittelklasse gegen die Proleten. Ein Derby vom Feinsten.

Schon der Weg zum Stadion ist etwas ganz besonderes. Der Bus ist so voll, dass sich die Türen nicht mehr schließen lassen. Es ist stickig und heiß. Als ich nach einer Ewigkeit einen Sitzplatz erhasche, öffne ich als erstes das Fenster. Komisch, dass dies noch niemand vor mir getan hatte. Neben mir sitzt ein dunkelhaariger River-Plate-Fan. Er ist von Kopf bis Fuß in rot gekleidet. Dies ist das Signal, dass die am Straßenrand stehenden Boca-Juniors-Anhänger zum Anlass nehmen, Cola durch mein soeben weit geöffnetes Fenster zu schütten. Während ich mir die braune Soße von den Beinen wische, kommt schon Nachschub angeflogen – diesmal etwas dampfendes, rauchendes, brennendes! Neben mir landet ein in Flammen gesetztes River-Plate-Trikot.

Die Luft brennt nicht nur im Bus. Schon zwei Stunden vor Anpfiff ist das Estadio Monumental, auch River Plate Stadion genannt, bis zum Rand gefüllt. Mein Freund und ich finden einen schattigen Platz im Unterrang. Aufopferungsvolle River-Plate-Fans schmücken das Stadion. Sie spannen zwanzig lange und breite, weiße Bänder vom Oberring direkt an den Spielfeldrand. Damit minimieren sie nicht nur unsere Sicht auf den Rasen um etwa 90 Prozent, sondern auch die von rund 1000 anderen Zuschauern. Murren gilt nicht. Wir finden Platz im Gang zehn Meter weiter.

Als die beiden Mannschaften aufs Spielfeld rennen, fangen die Fans an zu singen und hören einfach nicht mehr auf. Selten habe ich so melodischen Fußballgesang gehört. Wir hüpfen und jubeln mit, als täten wir schon seit Jahren nichts anderes. Als das erste Tor für River Plate fällt, liegen wir uns alle in den Armen. Es fliegen Rauchbomben und Raketen.

Das Estadio Monumental wurde von 1936 bis 1938 erbaut. Es ist das größte Stadion Argentiniens. Für die Fußball-WM 1978 wurde es renoviert und bot 76.600 Zuschauern Platz. Heute passen 65.645 Menschen hinein.

4. Platz: Old Trafford in Manchester

Von Oliver Fritsch

Old Trafford: Ich war da. Fünf Mal. Bei zwei Spielen der EM 96: Im ersten schoss Jürgen Klinsmann zwei Tore gegen Russland. Im zweiten verknoteten elf Italiener zwanzig deutsche Beine. Die restlichen beiden standen im Tor und trugen den unbezwingbaren Andreas Köpke am Ende zum Titel. Im Herbst 97 sah ich den Aufstieg Manchester Uniteds in die europäische Spitzenklasse, als es Juventus Turin mit Zinédine Zidane 3:2 besiegte. Damals waren italienische Vereine englischen weit überlegen. Heute ist es umgekehrt. Ein Jahr später gewannen die "Reds" gegen die verhassten "Scousers" aus Liverpool 2:0. Und während des England-Urlaubs im Januar 2004 nahm ich meine Freundin mit zum Match. Klar, dass ein 0:0 herauskam. Immerhin konnte sie sich den Song eines Supporters aus der Tram merken: "You are my scouser, you’re only happy on Giro Day. Your mum keeps steelin’, your dad’s drug dealin’. Oh, please don’t take my hub caps away!" (Melodie: "You are my sunshine"). Das Publikum Manchesters gilt als verwöhnt und operettenhaft. Ich kann das nicht bestätigen, aber meine Besuche liegen ja auch mehr als fünf Jahre zurück. Wird mal wieder Zeit.

Das Stadion Old Trafford wurde 1910 eingeweiht. Aufgrund von Aus- und Umbauten änderte sich häufig das Fassungsvermögen. Bis 1939 passten 80.000 Zuschauer in das Stadion. Von 1994 bis 1996 bot es aufgrund des Verbotes von Stehplätzen nur noch 43.000 Menschen Platz. Mittlerweile ist die Kapazität auf 76.000 Zuschauer gestiegen.

5. Platz: Bruchwegstadion in Mainz

Von Tobias Reitz

Eng, klein und laut ist es am Bruchweg. Das Stadion ist mitten im Wohngebiet. Vor den Spielen kaufen wir unser Bier im Supermarkt gegenüber. Unsterblich verliebt habe ich mich im November 1999. DFB-Pokal-Achtelfinale: Mainz 05, damals noch Zweitligist gegen den Erstligisten Hertha BSC Berlin. Die Gästefans stehen auf der staubigen Gegengerade, ich sitze mit meinem Vater auf der neuen Nordtribüne. Die letzten Tickets, die wir kriegen konnten.

Michael Preetz trifft zur Führung der Hertha, Michael Thurk gleicht aus. Kurz vor Schluss sieht Jürgen Klopp, damals noch verbissener Verteidiger, die Rote Karte, doch Mainz schafft es in die Verlängerung. In der 99. Minute das unerwartete 2:1 für den Außenseiter. Rodrigues reißt sich das Trikot vom Leib – und muss vom Platz. Neun Mainzer und ein ganzes Stadion zittern 20 unvergessliche Minuten bis zum Sieg.

Doch bald geht es auch in Mainz an den Stadtrand. Auf Feld, Wald und Wiesen entsteht eine Arena, groß und ohne Geschichten. Doch welches Stadion könnte schöner sein als das, in dem ich nach den Aufstiegen schreiend über den Rasen rannte.

Das Bruchwegstadion hat ein Fassungsvermögen von 20.300 Zuschauern. Es wurde ursprünglich 1929 eröffnet. Von der damaligen Anlage existiert allerdings nichts mehr.

6. Platz: Bökelbergstadion in Mönchengladbach

Von Kai Kolwitz

Für Gladbach-Fans war der Bökelberg, das inzwischen abgerissene Mönchengladbacher Stadion, mehr als nur ein Bauwerk, in dem man Fußballspiele sehen konnte. Er war immer die Erinnerung an die großen Zeiten, an Netzer, Vogts, Heynckes oder Wimmer. An Spiele wie das 7:1 gegen Inter Mailand, das außer den Zuschauern im Stadion niemand gesehen hatte, weil es nicht im Fernsehen übertragen wurde. Inzwischen spielt Borussia Mönchengladbach gegen den Abstieg und auf dem Areal des Bökelbergs ist ein Neubaugebiet entstanden. Kein besonders begehrtes.

Das Bökelbergstadion wurde 1919 unter dem Namen "Westdeutsches Stadion" eingeweiht. Sanierungen erfolgten in den Jahren 1960 und 1978. Der Bökelberg war oft mit 34.500 Zuschauern ausverkauft.

7. Platz: Ostseestadion in Rostock

Von Steffen Dobbert

Es war an irgendeinem Samstag in den Neunzigern, als ich verstand, wie schön dieses Stadion ist. Mein bester Freund und ich hatten zwei Karten für die Tribüne geschenkt bekommen. Rostock gegen Hamburg. Wir fuhren mit dem Moped eine Stunde und zwanzig Minuten, bis vors Stadion. Tausende wollten rein. Wir waren jung, brauchten Geld und verkauften die Karten. Hinter dem Ostseestadion steht ein großes, hässliches Gebäude. Immer, wenn wir im Stadion waren, standen auf diesem Haus Leute, die von dort das Spiel verfolgten. Wir kletterten auf das große, hässliche Gebäude. Meine Jacke zerriss, mein bester Freund schnaufte. Als die Rostocker das erste Tor schossen, standen wir auf dem Dach. Wir waren alleine. Das neu gebaute Tribünendach versperrte die Sicht auf das Spielfeld. Wir hörten die Fans, den Stadionsprecher und sahen die Mauern, die Kurven, die Architektur des Ostseestadions. Es war schön. Die Pracht wirkte aus der Entfernung.

Das Ostseestadion wurde am 27. Juni 1954 mit den Endkämpfen der nationalen Leichtathletik-Meisterschaften der DDR eröffnet. Bis 2001 hatte das Stadion eine Kapazität von 25.500 Plätzen. Dann entstand an der Stelle des alten Ostseestadions ein reines Fußballstadion, das 29.000 Zuschauer fasst.

8. Platz: Tivoli in Aachen

Von Kai Kolwitz

Eng, alt und unfassbar laut: Nirgendwo sonst war Fußball in Deutschland so intensiv wie am alten Aachener Tivoli. Die härtesten Fans standen nicht in der Kurve, sondern auf der überdachten Gegentribüne. Und wenn der Block S, der "Stimmungsblock", loslegte, dann bekamen es sensible Spieler der gegnerischen Mannschaft mit der Angst zu tun. Das Team von Alemannia Aachen hat oft von seiner Heimstärke gelebt.

Bayern München hat die Alemannia gleich zweimal aus dem DFB-Pokal geworfen. Unvergessen ist das 2:1 unter Flutlicht aus dem Jahr 2004, als Eric Meijer kurz vor Schluss das Siegtor köpfte und das überfüllte Stadion fast zu explodieren schien. Zur neuen Saison ist Alemannia Aachen umgezogen, in den neuen Tivoli gleich nebenan. Es bleibt abzuwarten, ob die Stimmung aus der alten in die neue Spielstätte übertragen werden kann.

Der alte Tivoli wurde bereits 1928 eröffnet. In den 50er Jahren erhielt der Tivoli entscheidende Ausbauten: Zum einen wurden die Stehplatztribünen erweitert und die Sitzplatztribünen erhielten ein Dach, sodass der Tivoli 32.000 Zuschauern Platz bot. Bis zum Jahr 2009 erfolgten weitere Aus- und Umbauarbeiten. Das letzte Fußballspiel am alten Tivoli fand am 24. Mai 2009 statt.

9. Platz: Parkstadion in Gelsenkirchen

Von Johannes Kuhn

Gelsenkirchen hat Dank der neuen Arena eines der beeindruckendsten Stadien Europas. Wenn ich aber an das schönste Stadion der Welt denke, schweift mein Blick einige hundert Meter ab. Dort stehen die Reste des Parkstadions, in dem der FC Schalke zwischen 1973 und 2001 seine Heimspiele austrug.

Von der früheren Kurve, der Heimat der Fans, ist nur noch ein Grashang übrig. Die steile Gegengerade wird heute allenfalls genutzt, wenn Felix Magath seine Spieler hinaufsprinten lässt, um ihre Waden zu stärken. Doch wer Schalker ist, erinnert sich: An das Heimspiel gegen Teneriffa im Uefa-Cup-Halbfinale 1997, als wir in der Verlängerung den Evergreen "Steht auf, wenn Ihr Schalker seid!" erfanden; an das Viertelfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand 1998 als Michael Goosen in der Nachspielzeit das Ausgleichstor schoss; an den Abschied am 19. Mai 2001, als das Parkstadion zum Schauplatz des unglaublichsten und tränenreichsten Meisterschaftsfinales aller Zeiten wurde. Ist das nun Nostalgie? Nein, das ist Schalke.

Das Parkstadion fasste zunächst 70.600, nach dem Umbau 1998 immerhin noch 62.000 Zuschauer. Nachdem die Schalker in ihre neue Arena umgezogen waren, wurde das Parkstadion teilweise abgerissen.

10. Platz: Millerntor-Stadion in Hamburg

Von Hauke Friederichs

Das Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Energie Cottbus ist so lala: kampfbetontes Mittelfeld-Gekicke, gnadenlose Defensive auf beiden Seiten, Strafraumszenen sind eine Seltenheit. Doch dann kommt plötzlich auch jenseits der Bierstände im Stadion Stimmung auf. Der kreative Fanblock des FC St. Pauli macht im Millerntor-Stadion seinem Namen alle Ehre. Geldscheine schwenkend grölen die Gastgeber zum Anhang des Gegners herüber: "Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf!" Die Fans einer dieser ehemals großen Ostklubs, die nun in der zweiten Liga selbst von finanziell klammen Vereinen wie dem FC St. Pauli beim Etat übertroffen werden, rasten völlig aus.

Kaum ein Paulianer blickt noch aufs Spielfeld. Was in der gegnerischen Kurve passiert, ist spannender: Die Bereitschaftspolizei marschiert dort ein, schnappt sich die randalierenden Hooligans und bringt sie weg – unter dem Beifall der Paulianer.

Solch sensationelle Stimmung, selbst an langweiligen Spieltagen – wo gibt es das sonst? Wo sonst wird Herzblut-Fußball und Kampf bis zum Umfallen so gefeiert, wie in dem 48 Jahre alten Stadion am Rand von Hamburgs Kiez? Wenn die Fans "You’ll never walk alone" anstimmen, dann meinen sie es in Hamburg/St. Pauli auch so. Die Stimmung steckt an: Selbst Bayern-Fans feierten nach den Pokal-Niederlagen im Stadion und in den legendären Kaschemmen auf der Reeperbahn. Kein Wunder, dass das Millerntor das einzige Stadion Deutschlands mit einer eigenen Kleiderkollektion ist.

Das Millerntor-Stadion, 1961 gebaut, aber erst 1963 eingeweiht, wird derzeit bei laufendem Spielbetrieb umgebaut. 2011 soll das neue Millerntor bis zu 27.000 Fans Platz bieten.

11. Platz: Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main

Von Michael Schlieben

Das erste Mal nach dem Umbau war ich skeptisch. Toll, jetzt haben wir auch so eine neumodische Arena. Ein peinlicher Name, viel Chrom und Hochglanz und von weitem hört man schon das elektronische Gedudel irgendwelcher Fanchöre: Es klang pseudo-amerikanisch wie bei Galaxy, dem örtlichen Football-Klub. Kulturpessimistisch sehnte ich mir die Herrschaft der Trommler und Kuttenträger zurück, die zwar noch da waren, aber plötzlich deplatziert wirkten.

Dann aber im Stadioninneren: Wow, der Blick auf das Spielfeld ist schon ein anderer. Den blöden Leichtathletik-Bahnen jedenfalls trauert man keine Sekunde hinterher. Die Atmosphäre ist dichter, die Welle klappt ohne die vielen Zwischenräume besser. Und irgendwann ertappe ich mich dabei, wie auch ich mit den mechanischen Vorsingern mitgröle.

Ob Frankfurt wirklich das schönste Stadion der Welt hat? Wer die Südtribüne im Westfalenstadion gesehen hat, weiß, dass das nur nach vier Bier und einem hohen Eintracht-Sieg stimmt. Aber immerhin haben wir den besten Song. Gänzlich vormodern ist er, man singt ihn auf dem Weg von der S-Bahn durch ein Meer an Bäumen zum Stadion: "In Frankfurt gibt's e Stadion, des liegt im grüne Wald. / Da wird am Wocheende manch Fußballtor geknallt. / Und is e Tor gefalle, dann hört mans schon am schrein. / Das muss von unsrer Eintracht n Tor gewese sei!" Und alle zum Refrain: "Denn im Wald da spiel die Eintracht - halli hallo die Eintracht. / Und die schießt Tor auf Tooor."

Die Commerzbank-Arena ist seit dem 1. Juli 2005 die offizielle Bezeichnung des Waldstadions in Frankfurt am Main. Es wurde 1925 eröffnet, anlässlich der WM 2006 aber von 2002 bis 2005 als reines Fußballstadion neu errichtet. Bis zu 52.3000 Zuschauer passen in die neue Arena.

Quelle: ZEIT ONLINE

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