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Sport: Stars selbst gemacht

Die Bundesliga verzichtet auf große Transfers. Der Trend, auf den Nachwuchs zu setzen, hält an

Berlin - Christian Nerlinger ist sehr zufrieden mit seinem Kader. Der Manager des FC Bayern erwähnt das bei jeder Gelegenheit, ob es nun um das ewige Talent Breno geht oder den neuen Münchner Abwehrchef Jérome Boateng. Der zählt zu den spektakulärsten Transfers der Liga, er ist der teuerste Spieler aus dem Ausland. Der gebürtige Berliner, der in der Bundesliga schon für Hertha BSC und den Hamburger SV gespielt hatte, kam für 13 Millionen Euro Ablösesumme von Manchester City. Bei vielen englischen Klubs spielt Geld keine so große Rolle wie bei den deutschen. Obwohl der FC Bayern diesen Sommer mit gut 40 Millionen Euro viel bezahlt, wurden ligaweit bisher erst knapp 140 Millionen Euro Ablöse für neue Profis ausgegeben.

Das ist deutlich weniger als in den Jahren zuvor und wird sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. August nicht mehr entscheidend ändern.

Der VfL Wolfsburg wird nach dem Pokalaus vermutlich noch weiter versuchen, Mannschaftsgeist einzukaufen. Richtig Geld bezahlen will Felix Magath den Transfergerüchten nach aber nur für Marko Marin von Werder Bremen. Die anderen Klubs sind vorbehaltlich eines Fehlstarts mit ihren Planungen fertig.

Wenn in der Liga Geld investiert wird, dann am ehesten für Spieler, die man kennt. So holten die Bayern auch Rafinha vom FC Genua. Der Brasilianer hat fünf Jahre für Schalke 04 gespielt. Noch zufriedener wäre Nerlinger mit der Verpflichtung des Leverkuseners Arturo Vidal gewesen, Bayer wollte aber im Gegensatz zu früher keinen Spieler zum Konkurrenten abgeben und verkaufte Vidal an Juventus Turin. Neben Nuri Sahin, der von Borussia Dortmund zu Real Madrid ging und Miroslav Klose, der von Bayerns Ersatzbank zu Lazio Rom gewechselt ist, ist Vidal der prominenteste Spieler, der die Bundesliga verlassen hat.

Von außen dazugekommen sind keine renommierten Stars, europäische Großtransfers haben finanzielle Dimensionen, welche die Möglichkeiten der Bundesliga weit übersteigen. Der teuerste Bundesliga-Neuling ist Ivan Perisic bei Borussia Dortmund, der für 5,5 Millionen Euro vom FC Brügge gekommen ist. Sonst wurden große Summen nur in ligainterne Stars investiert. Schalkes Manuel Neuer war Bayern mehr als 20 Millionen Euro wert, Leverkusen zahlte acht Millionen an Mainz für André Schürrle, Dortmund vier Millionen für den Nürnberger Ilkay Gündogan.

Auch bei vielen kleineren Geschäften wechselten die Profis innerhalb der Liga, oder sie wurden von der zweiten in die erste Mannschaft geholt. Der Trend, auf selbst ausgebildete Spieler zu setzen, hält unvermindert an. Er ist vor ein paar Jahren auch aufgrund finanzieller Zwänge entstanden, zudem ist jetzt das so genannte Financial Fair Play des europäischen Verbandes Uefa spürbar, nach dem Klubs nicht mehr ausgeben dürfen als sie einnehmen. So richtig greift es erst ab der nächsten Saison und ohnehin nur schrittweise, von den festgeschriebenen Ausnahmen und den Möglichkeiten, es zu umgehen, ganz abgesehen.

Dazu braucht es aber Geld, und das hat die Bundesliga mit Ausnahme von Bayern München ohne Investoren nicht zur Verfügung. Trotzdem funktioniert das Produkt Bundesliga ohne neue internationale Stars prächtig. 480 000 Dauerkarten wurden verkauft, so viele wie nie zuvor. Und neben dem deutschen Nachwuchs werden sich auch ein paar internationale Spieler entwickeln. Der HSV hat gleich vier Nachwuchsprofis aus der zweiten Reihe des FC Chelsea geholt. Nicht nur Eltern wissen, dass man auch von der guten Ausbildung im Ausland profitieren kann.

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