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Sport: Stehen geblieben

Herthas Profis spüren schon jetzt: Es wird schwer, in dieser Saison einen Schritt nach vorn zu machen

Berlin - Artur Wichniarek atmete noch etwas schwer. Der Stürmer von Hertha BSC hatte eine längere Tour mit dem Fahrrad hinter sich. Wichniarek musste nicht mit seinen Mannschaftskollegen laufen gehen, weil er sich in Herthas erstem Saisonspiel am Samstag Nachmittag bei Hannover 96 leicht am Fuß verletzt hatte. Trotzdem war es ein guter Start in die Saison für den Polen, der am Dienstag wohl wieder mit der Mannschaft trainieren wird. Denn Wichniarek erzielte bei Herthas 2:2 ein Tor – und hat damit bereits so häufig getroffen wie in der gesamten vergangenen Saison. Darüber wollte der 28-Jährige gestern Vormittag aber nicht mehr reden.

„Wenn wir oben angreifen wollen, dann darf so etwas nicht passieren. Das ist der Unterschied zu den Spitzenteams“, sagte Wichniarek. „Die Bayern zum Beispiel hätten dieses Spiel auf jeden Fall gewonnen.“ Hertha hatte in Hannover bis zur 65. Minute 2:0 geführt und den Gegner nur zu ganz wenigen Chancen kommen lassen. „Es hätte ein ruhiger Nachmittag werden können“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. Doch in der 66. Minute kassierten die Berliner überraschend das 1:2, gut 20 Minuten später den Ausgleich.

Götz sah die Ursache für die zwei späten Gegentore in einer Szene im Mittelfeld unmittelbar vor Hannovers Treffer zum 1:2. „Der Ball braucht aus dem Mittelfeld nur nach links auf Artur Wichniarek gespielt zu werden“, sagte Götz. Doch anstatt den Ball abzuspielen, hatte Herthas Kroate Niko Kovac versucht, an drei Gegnern vorbei zu dribbeln – und den Ball verloren. „Diese Szene war die Ursache für das Unentschieden.“

Ob Hertha tatsächlich nur aufgrund dieses einen Fehlers nicht gewonnen hatte, ist fraglich. Denn gerade nach dem 1:2 vergaben die Berliner noch zahlreiche Torchancen. So lupfte Herthas Marcelinho den Ball freistehend vor Hannovers Torwart Robert Enke knapp am Tor vorbei, so vertändelte Stürmer Nando Rafael den Ball auf dem Weg dorthin. „Von diesen Chancen müssen wir einfach eine nutzen“, sagte Artur Wichniarek. Es gelang den Berlinern nicht. Sie kassierten kurz vor dem Schlusspfiff noch den Ausgleich – und so muss Hertha nach dem ersten Spieltag wieder mit einer Enttäuschung leben.

Das dürften die Berliner schon gewohnt sein. Seit 1999, damals gewann Hertha 5:2 gegen Hansa Rostock, gelang ihnen kein Sieg am ersten Spieltag mehr. Auch zum vergangenen Jahr lässt sich eine interessante Parallele ziehen. Damals hatte Hertha am ersten Spieltag gegen den VfL Bochum 2:0 geführt – und auch nur 2:2 gespielt. „Wir dürfen nicht vergessen, dass uns das im vorigen Jahr im Olympiastadion passiert ist“, sagte Dieter Hoeneß wenige Minuten nach dem Spiel. Der Manager hatte die Enttäuschung nach Hannovers spätem Tor zum Ausgleich sehr schnell überwunden.

Vielleicht werden es ja auch die anderen Berliner in ein paar Tagen, mit etwas Abstand, ähnlich sehen. Denn nach der sehr chaotischen Vorbereitung, in der Hertha kaum ein ernsthaftes Testspiel gewinnen konnte und etliche andere Zwischenfälle Unruhe in die Mannschaft gebracht hatten, wissen sie nun zumindest, dass ihr Saisonziel, erneut einen Uefa-Cup-Starplatz zu erreichen nicht völlig unrealistisch ist. Mehr wird allerdings schwierig. „Im Moment überwiegt wegen des Spielverlaufs noch Enttäuschung“, sagte Mittelfeldspieler Oliver Schröder gestern. Eine weitere positive Erkenntnis könnten die Berliner aus den Bemühungen ihrer Angreifer ziehen. Denn sowohl Nando Rafael als auch Artur Wichniarek haben in Hannover gezeigt, dass sie auf hohem Niveau mithalten können. Rafael hatte Wichniareks erstes Tor seit dem 12. Februar gut vorbereitet.

Hertha will nicht unbedingt noch einen Angreifer verpflichten. „Das hängt auch von den beiden selbst ab“, sagte Götz. Er wolle sich erst einmal die nächsten Spiele seiner Stürmer anschauen. „Wir haben ja noch Zeit bis zum 31. August.“ Dann endet die Transferperiode. Wichniarek ist das alles egal. Der Pole will sich nur auf sich selbst konzentrieren: „Ich habe schon immer gesagt, dass ich das kann und werde es auch weiterhin zeigen.“

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