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STEIL Pass: Warum nicht für Rapid sein? Stefan Hermanns über die Nachteile der Fünfjahreswertung

Ehrlich gesagt, habe ich es noch nie verstanden, warum man im Europapokal als Deutscher automatisch zu allen deutschen Mannschaften halten sollen muss, also auch zu denen, die man im richtigen Leben aus tiefem Herzen verabscheut. Wieso darf ich vor Freude feixen, wenn der Außenseiter TuS Germania 1888 Popelsdorf den SV Werder Bremen aus dem DFB-Pokal kickt, mich aber nicht daran ergötzen, wenn der ebensolche Außenseiter Rapid Wien den großen HSV in der Europa League mal so richtig vermöbelt?

Ehrlich gesagt, habe ich es noch nie verstanden, warum man im Europapokal als Deutscher automatisch zu allen deutschen Mannschaften halten sollen muss, also auch zu denen, die man im richtigen Leben aus tiefem Herzen verabscheut. Wieso darf ich vor Freude feixen, wenn der Außenseiter TuS Germania 1888 Popelsdorf den SV Werder Bremen aus dem DFB-Pokal kickt, mich aber nicht daran ergötzen, wenn der ebensolche Außenseiter Rapid Wien den großen HSV in der Europa League mal so richtig vermöbelt?

Weil dann irgendein ein Klugscheißer mit seinem Totschlagargument kommt: … aber die Fünfjahreswertung!

Die Fünfjahreswertung ist eine Pest! Sie verbietet es einem quasi aus übergeordnetem nationalen Interesse, gegen die Bayern zu sein. Dabei kennt ein echter Fan nur ein Interesse: das seines eigenen Vereins. Nehmen wir also mal an, ich bin Fan des Vereins X, und Y ist sein ärgster Konkurrent, sein ewiger Rivale, sein Erzfeind für alle Zeit – dann werde ich natürlich immer gegen Y sein. Jeder Erfolg im Europapokal würde nur Ypsilons finanzielle Situation verbessern und damit dessen Abstand auf X vergrößern.

Noch heute macht es mich sprachlos, dass eingefleischte Bayern-Hasser vor zehn Jahren Tränen in den Augen hatten, als Bayern das Champions-League-Finale in der Nachspielzeit verloren hat. Wie oft haben wir die Bayern für eben diese Duselsiege verflucht – und jetzt sollten wir plötzlich Mitleid mit ihnen haben? Nie, nie, niemals! Es hat nur einen Grund gegeben, den Verlauf dieses Finales zu bedauern. Die späte Niederlage hat das Monster FC Bayern zum ersten Mal ein bisschen menschlich gemacht. Monster aber kann man einfach besser hassen.

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