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STEILPASS Fans: Ein bisschen weniger Liebe Dirk Gieselmann ärgert sich über

den Weihnachtsrausch der Bundesliga.

Manch einer denkt gern daran, wie schön Weihnachten früher war. Ich aber denke lieber daran, wie schön es war, dass es Weihnachten früher gar nicht gab – zumindest in der Bundesliga. In den 80ern, als Fußball noch eine lamettafreie Veranstaltung war. Da wäre kein Spieler auf die Idee gekommen, sich in einen roten Mantel zu hüllen und Geschenke an die Fans zu verteilen. Einziges Zugeständnis an das Hochfest der Konkurrenzreligion war der grobschlächtige Schriftzug „Frohe Weihnachten“ auf den noch nicht digitalen Anzeigetafeln.

So wurden wir alle dezent in die Winterpause verabschiedet, Hans-Peter Briegel stapfte in den Pfälzer Wald und trat eine Tanne um, Maurizio Gaudino hängte im Kreise der Familie seine Goldkette an einen Zweig. Aber eben ganz privat. Und nicht öffentlich, so wie heute, da Stadien in der Adventszeit kaum noch von einer Douglas-Filiale zu unterscheiden sind, Bratwürste nach Zimt schmecken und Rentiere über Videowürfel galoppieren. Wann ging dieser Wahnsinn los? Womöglich 1994, als Berti Vogts, damals Bundestrainer, sich mit einem Weihnachtsgedicht gegen kritische Journalisten zur Wehr setzte. „Ein bisschen mehr Freude und weniger Streit / ein bisschen mehr Güte und weniger Leid“, reimte er, „ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass / ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was.“

Nein, das wäre nichts. Nicht im Fußball. Allen, die sich dieser Tage mit einer Nikolausmütze auf dem Kopf in den Block stellen, rufe ich also zu: „Ein paar mehr Grätschen und weniger Kitsch / wenn Weihnachten ausfällt, dann wird’s richtig geil.“ Das reimt sich nicht. Und das soll es auch nicht.

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