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STEILPASS Fans: Ich bin doch nicht beflockt! Dirk Gieselmann hat nur ein Trikot im Schrank – aus gutem Grund

Ich besitze genau ein Fußballtrikot: Werder Bremen, Saison 1987/1988, vorne drauf steht „Portas – Der Renovierer Nr. 1“.

Ich besitze genau ein Fußballtrikot: Werder Bremen, Saison 1987/1988, vorne drauf steht „Portas – Der Renovierer Nr. 1“. Ich bekam es zum neunten Geburtstag. Müßig zu sagen, dass ich nicht mehr hineinpasse. Aber ich bewahre es auf, eine Erinnerung an das Jahr, als ich zum ersten Mal Meister wurde. Riedle, Otten, Reck und Schaaf: Ich werde sie nie vergessen, auch wenn keiner ihrer Namen auf den Rücken geflockt ist.

Dabei ist mir wohl bewusst, dass mein Trikot und ich aus der Zeit gefallen sind. Die modernen Fans kaufen sich jedes Jahr aufs Neue atemlos den Kollektionen ihres Vereins hinterher. Ein umgestalteter Querstreifen? Eine revolutionäre Maserung? Ein neuartiges Bündchen? Was auch immer aus der Designerhölle emporquillt, sie müssen es besitzen. Natürlich mit Beflockung. Die kostet zwar extra, aber sie wollen irgendwie die kostbaren Momente einfangen, die der eben erst geholte Star bei ihrem Klub verbringt, bevor es ihn zum nächstbesseren verschlägt.

Wohin das führen kann, haben die Anhänger von Hull City erlebt. 2009 heuerte ein niederländischer Chancentod beim englischen Klub an. Sein Vorname war kurz: Jan. Sein Nachname nicht: Vennegoor of Hesselink. 20 Buchstaben! Kosten des Trikots: 100 Pfund. Kosten des Trikots mit Beflockung: 300 Pfund. Von Niere zu Niere krümmte sich der Schriftzug um die Rückennummer 29. Es sah abscheulich aus, zumal auf orangefarbenem Grund.

Nach nur einer Saison verließ der Mann mit dem Bandwurmnamen den Klub wieder. Drei Tore hatte er erzielt. Den Fans blieb sein Trikot. Eine Erinnerung an das Jahr, als in Hull die Beflockungsmaschine glühte.

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