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STEILPASS Inland: Schnitzel mit Bratkartoffeln Lars Spannagel über den Clasico

in der Fußball-Bundesliga.

Der verehrte Kollege Martenstein hat einmal geschrieben, man müsse „innerlich cremig“ sein, um Sprachkolumnen zu verfassen. Er hat das nicht nett gemeint. Die Creme in mir drängt seit dem vergangenen Wochenende nach außen, seit Dortmund gegen Bayern. Das Bundesliga-Spitzenspiel wurde überall als „Clasico“ angepriesen, was übersetzt „Klassiker“ und inzwischen gar nichts mehr heißt.

Sie wissen schon: Eigentlich ist mit Clasico das Aufeinandertreffen der spanischen Rivalen Real Madrid und FC Barcelona gemeint, ein auch politisch und gesellschaftlich aufgeladenes Duell. Das Spiel BVB gegen FCB hat damit nur insofern etwas zu tun, dass es sich um die zurzeit besten deutschen Mannschaften handelt. Noch vor ein paar Jahren war Dortmund weit davon entfernt, ein ernsthafter Rivale der Bayern zu sein. Dann hätte man damals auch Bayern gegen den HSV als Clasico bezeichnen können. Tat man aber nicht. Heute, in Zeiten von Sky News HD und ähnlichen Anstalten, ist das anders. Bald schon wird der Clasico überall Einzug halten und uns wie „Innovation“, „Nachhaltigkeit“ oder „alternativlos“ mit seiner Omnipräsenz nerven. Was kommt als nächstes? Der Clasico der Frauen-Bundesliga, Turbine gegen 1. FFC Frankfurt? Der Handball-Clasico Kiel gegen Flensburg? Der Clasico der Samstagabend-Unterhaltung, Lanz gegen Raab?

Der Clasico der Spätdienst-Verköstigung der Tagesspiegel-Sportredaktion war früher übrigens die Nummer T17 vom Menü eines Asia-Imbisses in der Potsdamer Straße. Heute ist es das Schnitzel mit Bratkartoffeln der Stadtklause. Als Nachtisch kratze ich schweigend die bitter schmeckende Creme von meiner Tastatur.

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