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Stiloffensive: Balken statt Augenbrauen

An dieser Stelle schreibt Verena Friederike Hasel im Wechsel mit Esther Kogelboom über die modischen Verirrungen bei der EM. Heute hält sie Gericht über die Europameisterschaft.

Dreierlei wird man nie vergessen von dieser EM: Wie die Türken das Spiel gegen die Schweiz in den letzten Minuten noch drehten. Wie die Türken das Spiel gegen Tschechien in den letzten Minuten noch drehten. Und wie die Türken das Spiel gegen Kroatien in den letzten Minuten noch drehten. Damit auch anderes erinnerlich bleibt, hier die stilistische Top- oder Flop, In- oder Out- und Hui- oder Pfui-Liste der EM 2008. Zum Abheften, Aufheben und Auswendighersagen.

Top waren die dunklen Balken, die Philipp Lahm dort hat, wo andere ihre Augenbrauen haben, ein Flop war dagegen die Wasserstoffblondine Bastian Schweinsteiger. Wenig überzeugen konnte auch sein Deutschlandhut, sehr dagegen das deutsche Trikot, das in der gleichen schlichten und blütenweißen Eleganz erstrahlte wie das Löwhemd – ein starker Zugewinn gegenüber dem Hofnarrenkostüm der deutschen Mannschaft bei der WM 1994. Nicht sonderlich kleidsam war nur das froschgrüne Leibchen von Jens Lehmann, international betrachtet waren die V-Ausschnitte vieler Trikots ein geschmacklicher Ausreißer. Dafür gehören die Angestellten der SBB, der Schweizer Verkehrsbetriebe in die In-Liste. Normalerweise tragen sie eine orangefarbene Uniform. Nachdem holländische Fans einem SBB-Angestellten aber wie treue Gänse quer über die Gleise gefolgt waren, weil sie dachten, er sei einer der ihren, wechselten die SBB-Leute für die Dauer der EM in ein gelbes Kostüm.

Stichwort Trainerverhalten: Gut war Raymond Domenech, der nach der Niederlage Frankreichs gegen Italien die Journalisten erst einmal darüber informierte, er werde nun seine Freundin Estelle heiraten, anstatt über seinen Rücktritt zu sprechen. Keine Punkte gibt es für Otto Rehhagels Auftritt nach dem Ausscheiden der Griechen. Wie lange die Akropolis schon steht, sollte er noch mal nachschlagen. Ebenfalls geschmacklos: Das Victoria-Zeichen, mit dem Jürgen Klopp vor dem Halbfinale die deutschen Soldaten in Afghanistan grüßte. Und die Uefa, die Szenen, die ihr nicht passten, herausschnitt, zum Beispiel einen Flitzer in der Partie Österreich – Kroatien. Ein Glück, dass das Bild ausfiel, als Deutschland gegen die Türkei spielte: Das ZDF musste das unzensierte SF1 anzapfen und so kamen wir in den Genuss, den protibetischen Flitzer zu sehen. Er war schon bei der Rugby-WM unterwegs – volle Punktzahl.

Jimmy Jump
Und zack! Jimmy Jump wird ordentlich getackelt.

© dpa

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