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Olympische Vorfreude. Anhänger der Spiele bejubeln das Wahlergebnis. Foto: dpa

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Sport: Stimmen gegen Stimmung

München sieht sich gestärkt für Olympia 2018

Berlin - Bis zum Sonntag war Garmisch-Partenkirchen noch der Ort der Aufständischen. Einen Bürgerentscheid später jedoch ist aus der Marktgemeinde ein dickes Argument für die Münchner Olympiabewerbung geworden. So sieht es zumindest Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). „Wenn man selbst im kritischsten Ort diese hohe Zustimmung hat, zeigt das, welchen Fortschritt wir in der Öffentlichkeit gemacht haben.“ Und aus lauter Fortschritten soll am 6. Juli in Durban ein voller Erfolg werden, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Winterspiele 2018 vergibt.

Der Bürgerentscheid in Garmisch-Partenkirchen verursachte zwar zunächst Verwirrung. Denn wie können gleichzeitig 58 Prozent für Olympia stimmen und 49 Prozent dagegen? Diese Gleichung geht deshalb nicht auf, weil es zwei unterschiedliche Rechnungen waren, bei der Abstimmung wurde schließlich zum einen nach der Zustimmung zum Antrag der Olympiagegner gefragt und dann nach der zum Antrag der Olympiabefürworter. Eine Stichfrage gab es auch noch, da gewann Olympia mit 55 zu 45. Doch dieses Zahlenwirrwarr könnte bald vergessen sein, hofft Bach, und dass von dieser Abstimmung nur noch ein Pluspunkt für die deutsche Bewerbung bleibt: „München ist der einzige Bewerber, der ein offizielles Bürgervotum vorweisen kann.“

Bach erwartet , dass jetzt „etwas mehr Sachlichkeit einkehrt“ in die Debatte. „Ich gehe davon aus, dass sich jeder an die Spielregeln hält und dieses Votum nicht auf Umwegen zu umgehen versucht.“ Der Widerstand gegen die Olympiabewerbung in Garmisch-Partenkirchen ist nun erst einmal gebrochen, mit demokratischen Mitteln. „Wir respektieren das Ergebnis, der Zug ist abgefahren, dass wir die Bewerbung noch verhindern können“, sagte Ludwig Hartmann, der für die Grünen im bayerischen Landtag sitzt und zu den Organisatoren der Olympiagegner zählt. Aber ganz klein beigeben wollte er nicht. „Wir können zufrieden sein mit unserer Stimmenzahl, es war doch ein Kampf David gegen Goliath“, sagte er, „die Olympiabewerbung ist mit einem blauen Auge davon gekommen, und es könnte ein blaues Auge zu viel sein.“ Er will nun den Schwerpunkt seiner Arbeit wieder von Garmisch-Partenkirchen auf München verlegen und auf die seiner Meinung nach noch bestehenden Schwachstellen der Kampagne hinweisen, auf ökologische wie ökonomische.

In München wird an diesem Dienstag auch das Ergebnis des IOC-Evaluierungsberichts bekannt gegeben. Thomas Bach wollte den Bericht schon am Montag aufwerten. „Ich halte den Bericht für besonders wichtig, weil Winterspiele technischer sind als Sommerspiele, man kann Schwimmbäder verschieben, aber keine Berge“, sagte Bach, ahnend oder wissend, dass München in diesem Bericht gut abschneiden werde.

Bei der Zustimmung der Bevölkerung liegt der Hauptkonkurrent Pyeongchang vorne. Annecy komplettiert das Feld derzeit nur noch. 90 Prozent wollen angeblich in Pyeongchang die Spiele, in München hatte das IOC 61 Prozent gemessen. Dem hielt Bach eine eigene Zahl entgegen, 75 Prozent, das hätte eine Umfrage ergeben: „Jeder im Ausland kennt uns Deutsche und weiß, dass wir erst einmal skeptisch sind. Für unsere liberale demokratische Kultur sind 75 Prozent ein enorm hoher Zuspruch.“

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