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Neven Subotic und Antonio da Silva feiern den Titel mit Flaschenbier.

© AFP

Stimmen und Stimmung: "Bah, ist das eklig"

Der BVB feiert sich selbst – mit 80.000 Fans und den obligatorischen Bierduschen. Die ganz große Party soll es aber erst am letzten Spieltag nach dem Heimspiel gegen Frankfurt geben.

Alles hat dann doch nicht funktioniert an diesem denkwürdigen Nachmittag im Dortmunder Stadion: Als die Spieler von Borussia Dortmund ihren Trainer Jürgen Klopp immer wieder in die Höhe warfen, rutschte er ihnen durch die Hände und fiel unsanft auf den Rasen. Der 43-Jährige wird es verkraftet haben, schließlich ist er mit seiner Mannschaft jetzt ganz oben auf. Als das große Ziel des BVB erreicht war und der Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet als jüngster Deutscher Meister in der heimischen Fußballgeschichte feststand, zog sich der Schwabe erst einmal für einige Momente zurück. Dortmunds Präsident Reinhard beobachte das mit Wohlwollen: „Du musst bei aller Euphorie eine gewisse Zeit allein sein.“

Obwohl diese Meisterschaft, Klopps erste in seiner Karriere, auch sein persönlicher Triumph ist, tat sich der Trainer leicht, seinen Himmelsstürmern die Bühne zu überlassen. Zum einen, weil er noch Zeit genug hat, zum Dortmunder Feierbiest zu werden, zum anderen, weil er die Leistung seiner kickenden Rasselbande in den Mittelpunkt gestellt wissen will: „Dies ist ein wunderschönes Gefühl“, sagte er eine halbe Stunde, nachdem das 2:0 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg abgepfiffen worden war, „aber das betrifft nicht in erster Linie mich persönlich. Diese Mannschaft hat 32 Spieltage lang Überragendes geleistet. Diese Jungs müssen im Mittelpunkt stehen, sie gilt es zu würdigen.“

Das wird zu Genüge geschehen in den nächsten Tagen und Wochen. Die Leistung des BVB in dieser Saison ist nicht hoch genug einzuschätzen. „Diese Einheit passt einfach zusammen“, sagt Rauball, der den großen Bogen spannte zu den Zeiten, als die Borussia der Insolvenz nur um Haaresbreite entgangen war: „Was hier passiert, ist in der Nähe eines Märchens. Man darf nicht vergessen, dass wir hier nicht wussten, ob es überhaupt weiter geht.“

Mit solch tiefgreifenden Gedanken mochten sich die Spieler gar nicht erst aufhalten. „Meine Haare kleben vor Bier, meine Hose ist klitschnass“, sagte Manndecker Neven Subotic, als er sich mit blankem Oberkörper den Journalisten präsentierte. Sein Trikot hatte er seinem besten Freund geschenkt, „als Dankeschön für all die Unterstützung.“ Subotic schaute zur Südtribüne hinauf, wo sich auch eine geschlagene Stunde niemand der 25.000 Zuschauer aus der Gelben Wand verabschiedet hatte. Wie schon während der 90 Minuten, in denen Lucas Barrios und Robert Lewandowski mit ihren Treffern den finalen Schritt zum Titel vollendet hatten, veranstaltete die Kulisse ein Höllenspektakel. „Und das war noch gar nichts im Vergleich zu dem, was wir hier in den nächsten Wochen erleben. Ich kann es kaum erwarten, mit mehr als 100.000 Menschen auf der B1 zu feiern.“

Das wird in zwei Wochen geschehen, wenn das letzte Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gelaufen und die Party nach der Übergabe der Schale ihren Höhepunkt erreichen wird. Wenn die Inszenierung das hält, was die erste Probe verspricht, erwartet die Stadt Dortmund eine legendäre Party, die alles toppen wird, was die Reviermetropole jemals erlebt hat. „Es ist eine super Saison, wir sind alle überglücklich“, betonte der Argentinier Barrios in einem Mischmasch aus deutsch, spanisch und englisch. Am liebsten, so Subotic, würde er schon an diesem Abend auf die Sprache gehen, um mit den Fans zu feiern. Er wird sich diesen Wunsch verkniffen haben, um nicht von der Liebe der schwarz-gelben Gemeinde erdrückt zu werden und seine weitere Karriere zu gefährden. Stattdessen hat sich Mannschaft von Borussia Dortmund am Abend zurückgezogen, um gemeinsam bei ihrem Lieblingsitaliener zu feiern.

Was er bis dato erlebt hatte, fand Mats Hummels „zum Ausrasten. Ich habe fünf Wochen jeden Tag geträumt, das zu schaffen, und bin immer wieder aufgewacht. Jetzt ist es passiert.“ Dann ging eine neue Bierdusche über dem Nationaspieler nieder: „Bah, ist das eklig“, sagte Hummels lachend. Diese Spieler, das war klar, werden es in Dortmund richtig krachen lassen. „Wir feiern jetzt bis morgen früh“, sagte Marcel Schmelzer, bevor er sich in die Kabine verabschiedete: "Und dann geht es weiter."

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