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Obenauf im Baskenland. Emre Can hebt Stefan Kießling nach dem Sieg in den Nachthimmel von San Sebastian. Foto: dpa

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Sport: Stolz auf den eigenen Charakter

Leverkusen gibt nach dem Vorstoß ins Champions-League-Achtelfinale Titelgewinne als Saisonziel aus.

San Sebastian - Beim Bankett im pompösen Ballsaal eines Luxushotels in San Sebastian strotzte Bayer Leverkusens neuer Geschäftsführer vor Stolz über die Wiederauferstehung seines Klubs. „Wir haben wahrlich einen Grund zum Feiern“, frohlockte Michael Schade nach dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League durch den 1:0-Sieg bei Real Sociedad. „Vor zwei Wochen hatten wir noch eine Diskussion darüber, ob wir das Fußballspielen in Leverkusen einstellen sollten. Vier Siege sprechen eine klare Sprache“, sagte Schade. Bayer tanzt weiter auf drei Hochzeiten und steuert der erfolgreichsten Saison seit zwölf Jahren entgegen.

Statt sich durch das 0:5 gegen Manchester United und einer allseitigen Schadenfreude aus der Bahn werfen zu lassen, erwies sich die Blamage als Weckruf. „Es ist im Nachhinein besser gewesen, statt 0:1 gleich 0:5 zu verlieren, um diese Reaktion zeigen zu können“, meinte Nationalspieler Lars Bender.

In der Champions League ist Bayer nun weiter, im DFB-Pokal schon im Viertelfinale und hinter Bayern München Zweiter in der Bundesliga. Das weckt Erinnerungen an die Saison 2001/02, als Leverkusen die Endspiele in der Champions League und im Pokal erreichte sowie um einen Punkt den Meisterschaftsgewinn verpasste.

„Wir freuen uns alle“, sagte Leverkusens Sportchef Rudi Völler, fügte aber rasch hinzu: „Jetzt heißt es dranbleiben. Nun kommt Eintracht Frankfurt am Sonntag und da müssen wir den Lauf ausnutzen.“ Aktuell stehe man in der Liga zwischen dem Champions-League-Sieger aus München und dem Champions-League-Finalisten aus Dortmund. „Wir fühlen uns da oben sehr wohl, müssen aber immer am Limit spielen“, erklärte Völler. Um in der Rückrunde nicht einzuknicken, erwägt er in der Winterpause Geld in neue Spieler zu investieren. „Interessant“ nannte er schon mal Kevin de Bruyne vom FC Chelsea, der bei Bayer im Gespräch ist.

Nicht vergessen hat Völler, wie Bayer 2002 nach den verlorenen Finals und dem verspielten nationalen Titelgewinn mit leeren Händen dastand – und seither als „Vizekusen“ verspottet wird. „Die Mannschaft kann stolz sein auf das, was sie erreicht hat“, resümierte Torjäger Stefan Kießling nach dem Festtag in San Sebastian, mahnte aber zu Bescheidenheit. „Im Moment können wir noch keinen Titel in die Vitrine stellen.“ Nachdem Ömer Toprak mit dem Tor des Tages in der 49. Minute der Wegbereiter des Weiterkommen war, zelebrierte er es mit dem türkischen Volkstanz „Ankara Le“. „Es ist ein Zeichen des Charakters der Mannschaft. Nach zwei, drei schlechten Spielen wurden wir abgeschrieben, aber wir sind zurückgekommen“, freute er sich. Unterstützung für Bayer kam auch von Manchester United, das 1:0 gegen Schachtjor Donezk siegte. Bei einem Sieg wären die Ukrainer Gruppenzweiter gewesen.

Mögliche Gegner im Achtelfinale sind unter anderem Real Madrid, Atlético Madrid oder Paris St. Germain. Der Auslosung am Montag blickt man trotz dieser potenziell schweren Aufgaben in Leverkusen gelassen entgegen. „Wir wollen die beiden Spiele als Herausforderung annehmen und eine Überraschung schaffen“, sagte Kießling. dpa

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