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Sport: Strategen in der Spur

In der Formel 1 entscheidet immer öfter die Tanktaktik über den Sieg – das gibt Schumacher Hoffnung in Barcelona, obwohl Alonso von der Poleposition startet

Michael Schumacher verlor zwar das Qualifikationsduell gegen den Weltmeister und Lokalhelden Fernando Alonso. Der Renault-Pilot wird heute (14 Uhr/live bei RTL und Premiere) beim Großen Preis von Spanien in Barcelona von der Poleposition starten. Doch Schumacher, der vom dritten Platz startet, hatte bereits angekündigt: „Wichtiger als die Poleposition ist hier für den Sieg wieder die Strategie.“ In der Tat ist Strtegie das Schlüsselwort der Formel 1. Auf dem Nürburgring etwa war Schumacher auch hinter Alonso gestartet und wegen der besseren Taktik vor ihm ins Ziel gekommen. Vielleicht lässt sich das Ergebnis des Qualifyings auch diesmal mit der größeren Spritmenge in Schumachers Ferrari erklären.

Die Strategie ist in der Formel 1 eine Wissenschaft für sich und stellt in ihrer Komplexität selbst Kenner immer wieder vor Fragen. Vor dieser Saison sind die Rechenspiele noch diffiziler geworden. Ross Brawn, der Technische Direktor bei Ferrari und ein Meister dieses Fachs, erklärt: „Das liegt vor allem am Reglement.“ Der neue Qualifikationsmodus sieht vor, dass Fahrer mit der Spritmenge aus dem Training auch ins Rennen gehen, außerdem sind Reifenwechsel im Rennen wieder erlaubt. „Man muss den richtigen Mittelweg finden“, sagt Brawn. „Das Auto muss leicht genug sein, um sich vorne zu qualifizieren und am Anfang schon einen Vorsprung vor dem Feld herausfahren zu können.“ Es müsse aber genug Sprit an Bord haben, um nicht zu früh zum Nachtanken kommen zu müssen und dann Zeit im Verkehr zu verlieren. „Andernfalls gibt man der Konkurrenz auch die Möglichkeit, auf die eigene Strategie zu reagieren. Du hast mehr Varianten, wenn du sieht, was die anderen beim ersten Boxenstopp machen.“ Dabei kann es um eine Runde mehr oder weniger gehen. Auf dem Nürburgring passte Ferrari nach dem Stopp von Alonso eine Runde später bei Schumachers Halt die Tankmenge so an, dass der Deutsche vor dem zweiten Stopp die drei entscheidenden Runden länger draußen bleiben konnte. Ein entscheidender Punkt für die Wahl der Strategie ist der zweite Abschnitt der dreigeteilten Qualifikation. „Da fahren alle mit leeren Tanks“, sagt Brawn. Das ist der einzige Zeitpunkt des Wochenendes, an dem sich die tatsächliche Schnelligkeit der Teams erkennen lässt. „Dann heißt es, ganz schnell zu reagieren. In den fünf Minuten vor Beginn des dritten Abschnitts muss man die Entscheidung für die Spritmenge treffen.“

Bei McLaren-Mercedes hat man dies in diesem Jahr noch nicht geschafft. Das Team geht wohl auch in Barcelona mit deutlich mehr Sprit als die Konkurrenten ins Rennen. Das funktionierte zwar 2005 sehr gut, doch durch die wieder erlaubten Reifenwechsel haben sich die Spielregeln geändert. Letztes Jahr, ohne Reifenwechsel, galt, dass man dem voll getankten Auto eines Konkurrenten nach dem Boxenstopp deutlich überlegen war und damit vorher verlorene Zeit ausgleichen konnte. Jetzt gilt: Ein Auto mit leerem Tank und abgefahrenen Reifen am Ende eines Abschnitts fährt etwa die gleichen Rundenzeit wie eines mit vollem Tank und neuen Reifen. Durch einen späteren Stopp lässt sich also die Zeit nicht mehr gutmachen, die man vorher verloren hat.

Dies funktioniert nur mit einer Mischstrategie, wie sie zum Beispiel Nico Rosberg am Nürburgring anwandte. Er fuhr als Letzter über die Hälfte der Distanz bis zum ersten Stopp, beließ es dann aber nicht bei dem einen Stopp, sondern tankte nur ganz kurz nach, so dass er noch ein zweites Mal an die Box musste. Die Erklärung dafür liefert Williams-Testfahrer Alexander Wurz: „Die Variante mit zwei kurzen Stopps ist oft schneller. Denn wenn man nur einmal tankt, müsste man das Auto ja wieder sehr voll machen.“ Das bedeutet erstens eine viel längere Standzeit, durch die Konkurrenten wieder vorbeiziehen könnten. „Bleibt man dagegen vor den Rivalen, kann man mit einem leichteren Auto oft so viel Vorsprung herausholen, dass man ihn bei einem zweiten, ganz kurzen Stopp verteidigen kann.“

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