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Alle Hände voll. Green Bays Scott Wells stemmt nach dem Finalsieg über Pittsburgh seine Tochter (r.) und den Meisterpokal (l.) der American-Football-Liga NFL.

© dpa

Super Bowl: Größe ist nicht alles

Mit den Green Bay Packers gewinnt die kleinste NFL-Stadt den Super Bowl. Der Zuschauerrekord im Stadion wurde zwar verpasst, dafür schauten 111 Millionen Menschen an den Bildschirmen, so viele wie nie zuvor.

Die Umkleidekabine ist fast so groß wie ein Basketballfeld – in Texas ist eben alles ein bisschen größer. In einer Ecke liegt ein nassgeschwitztes American-Football-Trikot, die Spieler schneiden sich die Tapeverbände von Armen und Knöcheln, es riecht nach Schweiß. In dem Gewusel wirkt der Spind von Aaron Rodgers noch verlassener. Erst zwei Stunden nach dem Spiel schafft es der Quarterback in die Kabine der Green Bay Packers, ein Preis hier, ein Schulterklopfer dort, was man eben so mitnimmt nach einem gewonnenen Super Bowl inklusive des Preises für den besten Spieler – ein rotes Cabriolet. Er lächelt. „Ein Traum ist wahr geworden“, sagt der 27-Jährige, Nachfolger des legendären Packers-Quarterbacks Brett Favre.

Zuvor hatte Rodgers in der 45. Ausgabe des Super Bowl den Unterschied gemacht. Er führte die Green Bay Packers zu einem 31:25-Sieg über die Pittsburgh Steelers, es war ein emotionaler Sieg, nicht nur, weil es gegen Ende nochmal richtig spannend geworden war. Rodgers blieb cool: 304 Yards ohne einen einzigen abgefangenen Pass, noch präziser waren in einem Super Bowl erst zwei Spielmacher. „Wir haben das Spiel sozusagen auf seine Schultern gelegt“, erklärte Packers-Cheftrainer Mike McCarthy seine Strategie.

Dabei hatte Pittsburgh bis 49 Sekunden vor dem Ende noch alle Chancen auf den dritten Titelgewinn seit 2006 gehabt. Doch als ein Pass von Steelers-Quarterback Ben Roethlisberger nicht den Mitspieler erreichte und Green Bay in Ballbesitz kam, war die Entscheidung gefallen. Die Spieler liefen jubelnd aufs Feld. „Die kleinste Stadt der Liga hat das größte Spiel gewonnen“, sagte der Chef der National Football League (NFL), Roger Goodell, bei der Siegerehrung. „Die Vince-Lombardi-Trophäe kommt endlich nach Hause“, jubelte McCarthy im Konfettiregen mit dem Pokal in seiner Hand. Trainerlegende Vince Lombardi hatte einst die ersten beiden Super-Bowl-Ausgaben nach Green Bay geholt.

Die NFL hatte mit der Vergabe des Finales einen Superlativ angestrebt, und weitestgehend ist das auch gelungen. Das Spiel war begleitet worden von 103 219 Zuschauern, die in dem überdachten Cowboys-Stadion einen Lärm machten, wie es eine Super- Bowl-Veranstaltung lange nicht erlebt hat. Bis wenige Stunden vor dem Spiel wurden Sitze eingebaut, insgesamt sollte es 14 000 zusätzliche geben. Einige wurden allerdings nicht rechtzeitig fertig, 400 Zuschauer mussten das Stadion verlassen. Die NFL wollte wohl unbedingt den Zuschauerrekord aus dem Jahr 1980 knacken. Am Ende wurde er um 766 Zuschauer verpasst.

Dafür geht das Endspiel der National Football-League NFL als bislang erfolgreichste Sendung in die US-Fernsehgeschichte ein. In Spitzenzeiten verfolgten am Sonntagabend (Ortszeit) bis zu 111 Millionen Menschen den Super Bowl. Das teilte das für die Ermittlung der Einschaltquoten zuständige Unternehmen Nielsen Media Research laut dpa-Informationen mit. Damit wurde die bisherige Bestmarke von 106,5 Millionen Zuschauern aus dem Vorjahr übertroffen.

Die Green Bay Packers aber haben dafür gesorgt, dass später nicht nur über die Randerscheinungen geredet wurde. Sie sorgten für eine unerwartete Erfolgsgeschichte: Nur als sechstplatzierte Mannschaft hatten sie die Play-offs der National Football Conference erreicht und mussten sich über drei Auswärtsspiele für den Super Bowl qualifizieren; sie improvisierten im Spiel gegen die Steelers, als ihr Passempfänger Donald Driver verletzt ausfiel und der eher unbekannte Jordy Nelson mit insgesamt 140 Yards in die Bresche sprang. Auch dank des kühlen Kopfes von Aaron Rodgers, der am Ende doch noch dazu kam, mit dem Team den ersten Titel seit 14 Jahren ausgiebig zu feiern.

Christoph Leischwitz

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