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Sport: Sweet Home Köpenick

Union siegt nur daheim – auch gegen Paderborn?

Berlin - Der Anblick war nichts für schwache Gemüter. Blut lief Dominic Peitz über die Mundwinkel und gefror dort in Sekundenschnelle auf seiner Haut. In Kombination mit der geschwollenen Nase wirkte Peitz’ Gesicht, als hätte sich der Mittelfeldspieler des 1. FC Union zuvor in den Boxring und nicht auf ein Fußballfeld begeben. Als Peitz am vergangenen Wochenende den Platz bei Greuther Fürth verließ, schwante den Verantwortlichen des Berliner Zweitligisten Böses. Peitz hatte sich bei einem Zweikampf das Nasenbein gebrochen und drohte mehrere Wochen auszufallen.

Niemand hatte geglaubt, dass Peitz wenige Tage später wieder auf dem Platz stehen könnte. Beim heutigen Heimspiel gegen den SC Paderborn (13.30 Uhr) besteht jedenfalls die Möglichkeit, dass er im Stadion An der Alten Försterei aufläuft – wenn Trainer Uwe Neuhaus ihn lässt. „Noch ist nichts entschieden, wir werden letzte Tests machen und dann sehen, ob ich spielen kann“, sagt Peitz. Unter der Woche hat er eine Spezialmaske aus Carbon bekommen, welche die gebrochene Nase schützen soll. Ein Spieler, der die eigene Gesundheit den Bedürfnissen seines Arbeitgebers unterordnet, gilt als Musterprofi. Peitz geht über seine Grenzen hinaus und steht damit sinnbildlich für die Mannschaft des 1. FC Union – zumindest bei Heimspielen.

Nun wäre es falsch, Peitz diesen besonderen Willen nur vor eigenem Publikum zu unterstellen. Sicher wäre er auch auswärts mit der martialisch aussehenden Gesichtsmaske aufgelaufen, aber irgendwie schwingt beim 1. FC Union immer das Gefühl mit, ein Heimspiel würde mehr Energie freisetzen. Unions Heimstärke ist auffällig. Von ihren bisher 22 Punkten holten die Köpenicker 17 daheim. Auswärts geht dagegen wenig: Zwei Unentschieden und ein Sieg beim Tabellenletzten Arminia Bielefeld sind alles, was das Team bisher zustande brachte. Meistens ist es ein individueller Fehler, der auswärts zu einem späten Gegentor führt. So wie bei Torhüter Jan Glinker am vergangenen Wochenende. Trainer Uwe Neuhaus reagierte und kündigte an, Marcel Höttecke anstatt Glinker gegen Paderborn ins Tor zu stellen.

Die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen beschäftigt Neuhaus schon länger. Zuletzt dachte er darüber nach, einen Psychologen in die tägliche Trainingsarbeit zu integrieren. Neuhaus weiß, wie gefährlich es ist, sich nur auf die Heimstärke zu verlassen. Aber solange es in der Fremde nicht läuft, muss Union den Grundstein zum Klassenerhalt im eigenen Stadion legen. Nach Paderborn heißen die nächsten Gegner dort unter anderem Osnabrück, Ingolstadt und Bielefeld. Alles Teams, die wie Union gegen den Abstieg spielen. Neuhaus sagt: „Das könnten zwölf Punkte sein, die die Basis für unser Saisonziel wären.“ Sebastian Stier

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