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Sport: Tennis Borussia: Abschied von Wohlstand und Villa

Die Zeiten des fürstlichen Residierens sind bald vorbei. Noch führt Fußball-Regionalligist Tennis Borussia seine Geschäfte in einer vornehmen Villa in der Heerstraße.

Von Karsten Doneck, dpa

Die Zeiten des fürstlichen Residierens sind bald vorbei. Noch führt Fußball-Regionalligist Tennis Borussia seine Geschäfte in einer vornehmen Villa in der Heerstraße. Edles Interieur, jede Menge Platz, alles vom Feinsten. Doch von der nächsten Saison an werden sich die Mitarbeiter in weitaus bescheideneren Verhältnissen einrichten müssen. Der Verein beabsichtigt, nach dem Rückzug des Sponsors Göttinger Gruppe zum 30. Juni in die beengten Räumlichkeiten im Mommsenstadion zurückzukehren. Ein Schritt, symbolisch für den sportlichen Niedergang: Wo einst kühne Träume von der Champions League reiften, herrscht nun nackter Überlebenskampf.

Der Abschied vom Sponsor ist zugleich ein Abschied vom Wohlstand. Und von Personen. Erwin Zacharias ist bereits, wie berichtet, als Vorstandsvorsitzender zurückgetreten. Im Aufsichtsrat sitzt freilich noch ein weiterer Mann der Göttinger Gruppe am Hebel: Jürgen Rinnewitz. Der hat bisher noch keine Anstalten gemacht, seinen Posten zu räumen. Obwohl er das sportliche Debakel bei TeBe mit zu verantworten hat. Gemeinsam mit Zacharias und gegen allerlei Widerstände hat Rinnewitz einst die Verpflichtung von Winfried Schäfer als Trainer durchgedrückt. Unter Schäfer begann ungebremst die sportliche Talfahrt bei Tennis Borussia. Bleibt Rinnewitz möglicherweise als letzter Wachposten des Sponsors im Verein? Darüber entscheiden letztlich auch die Mitglieder. Die wählen den Aufsichtsrat. Im April wird es eine Mitgliederversammlung geben.

Es gibt Befürchtungen, dass sich die Göttinger Gruppe den Ausstieg bei TeBe bezahlen lässt. Schließlich hat das Unternehmen in den sechs Jahren seines Wirkens bei den Lilaweißen rund 50 bis 70 Millionen Mark investiert. Für nichts und wieder nichts? Ohne jetzt eine Mark als Gegenleistung zu erwarten? Alles aus reiner Nächstenliebe? TeBe-Vorstandsmitglied Michael Plassmann behauptet, dass keinerlei Rückzahlungsforderungen seitens der Göttinger Gruppe für die getätigten Investitionen existieren. "Wenn wir jedes Jahr fünf Millionen Mark zurückzahlen müssten, dann könnten wir den Laden ja gleich dichtmachen", sagt Plassmann und betont noch einmal: "Es gibt eine saubere Trennung."

Einige ältere Tennis Borussen schmieden nun Pläne hinsichtlich der Zukunft des Vereins. Heinz Pietzsch und Klaus Schumann gehören dazu, Erhard Rösler und Klaus-Volker Stolle auch. "Vielleicht", sagt Rösler, "können wir über das Grundstück in Niederschönhausen einiges ermöglichen, ohne in eine absolute finanzielle Notlage zu kommen." Manche bringen auch schon wieder den Schlagerproduzenten und ehemaligen TeBe-Präsidenten Jack White ins Gespräch. Rösler: "Ich denke, dass Jack White die ein oder andere Hilfestellung geben könnte, gerade im Jugendbereich. Dass er eine Führungsaufgabe übernimmt, schließe ich aus."

Noch kein Urteil erging gestern vor dem Arbeitsgericht im Streit zwischen Sergej Kirjakow und TeBe. Kirjakow, der jetzt in China spielt, fordert noch Gehaltszahlungen im oberen sechsstelligen Bereich. Ursprünglich war ein Vergleich vorgeschlagen worden (430 000 Mark), TeBe lehnte ab. Das Urteil wird erst Ende März erwartet.

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