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Sport: Tennis Borussia: Keine Mannschaft und kleine Ziele zeigen einen Verein im Schwebezustand

Der FC Sachsen Leipzig hat am vorigen Sonntag 8:3 gewonnen. Und zwar beim SV Steinweisen.

Von Karsten Doneck, dpa

Der FC Sachsen Leipzig hat am vorigen Sonntag 8:3 gewonnen. Und zwar beim SV Steinweisen. Ein Testspiel. Eigentlich also unbedeutend, würde es nicht aufzeigen: Die Leipziger mit ihren Neuen Kapagiannidis und Lünsmann, beide von Tennis Borussia gekommen, üben schon wieder. Wie alle anderen Klubs der neuen Regionalliga bereiten sie sich auf die nächste Saison vor. Alle Klubs? Nein, TeBe übt allenfalls den Müßiggang. Alle Spieler sind vom Training freigestellt. "Wir warten ab", sagt TeBe-Geschäftsstellenleiter Michael Plassmann. Die Borussen hoffen noch, den wegen einer fehlenden Bankbürgschaft verlustig gegangenen Platz in der Zweiten Liga zurückzuerhalten. Am 11. Juli findet vor dem Oberlandesgericht Frankfurt (Main) die Berufungsverhandlung statt. Egal, welcher Richterspruch dabei herauskommt: TeBe wird gegenüber der Konkurrenz einen unaufholbaren Trainingsrückstand haben.

Plassmann meint: "Das ist nun mal der Preis, den wir dafür zahlen müssen, dass wir um unser Recht kämpfen." Am 29. Juli soll TeBe laut Terminplan das erste Regionalliga-Punktspiel gegen Rot-Weiß Essen bestreiten. Die Saison in der nächsthöheren Klasse beginnt zwei Wochen später. "Wenn wir Recht bekommen, bleiben uns immerhin noch vier Wochen Zeit zur Vorbereitung", sagt Plassmann. Im wahrscheinlicheren Fall, der Regionalliga-Zugehörigkeit, schrumpft die Trimmzeit auf karge 17 Tage.

Eindeutig zu wenig, zumal Tennis Borussia über gar keine richtige Mannschaft mehr verfügt. Nach und nach haben sich die bisherigen Profis aus dem Staub gemacht: Spieler wie Akrapovic (Cottbus), Ciric(Frankfurt), Copado (Unterhaching), Rösler (Southampton), Hilfiker (SSV Ulm) und Tredup (1. FC Union) werden nie wieder das lilaweiße Trikot mit dem TeBe-Adler auf der Brust tragen. Ebenso wenig wie die noch auf Vereinssuche befindlichen Walker, Kirjakow, Ouakili, Brinkmann, Hamann, Suchoparek, Kern, Sakiri und andere mehr. Folge: TeBe steht zurzeit praktisch ohne Fußball spielendes Personal da. Der Rest der Amateur-Elf aus der vorigen Saison plus eine sehr erfolgreiche A-Jugend - daraus lässt sich kaum über Nacht eine schlagkräftige Mannschaft formen, schon gar nicht für den Fall des Verbleibs in der Zweiten Liga.

Da sind Realisten gefragt. Wie Heinz Pietzsch. "Egal, ob wir in der Regionalliga oder in der Zweiten Liga spielen", sagt das Mitglied des TeBe-Aufsichtsrates, "in der nächsten Saison geht es für uns nur gegen den Abstieg. Aber wir brauchen jetzt ohnehin eine Verschnaufpause." Bei allen gerichtlichen Kraftakten vernachlässigten die Verantwortlichen um Vereinsboss Erwin Zacharias offenbar den nötigen Tatendrang auf dem sportlichen Sektor. "Es gibt einen Plan A und einen Plan B", behauptet Plassmann zwar, mag aber nicht konkreter werden. Noch nicht einmal die Trainerfrage ist abschließend geklärt. Winfried Schäfer, verantwortlich für den rein sportlichen Niedergang der Borussen, ist noch im Amt. Wie lange noch? Heinz Pietzsch meint:"Kriegen wir die Lizenz nicht, erledigt sich diese Sache von selbst. Kriegen wir die Lizenz, besteht Handlungsbedarf." Mit Mirko Slomka, dem Jugendkoordinator, und Robert Jaspert, bisher Trainer der Amateure, gibt es zwei Kandidaten aus den eigenen Reihen, die beim TeBe-Fußvolk mehr Symapthien als Schäfer genießen. "Über Personalien", so sagt aber Plassmann, "reden wir erst nach dem Urteil des Oberlandesgerichts."

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