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Sport: Tennis Borussia strebt mit Macht, Moneten und sieben neuen Spielern in Richtung Bundesliga

Das Thema schien bei ihm leichtes Unbehagen zu verursachen. Man will ja schließlich niemanden ohne Not vor den Kopf stoßen.

Von Karsten Doneck, dpa

Das Thema schien bei ihm leichtes Unbehagen zu verursachen. Man will ja schließlich niemanden ohne Not vor den Kopf stoßen. Also druckste Heribert Bruchhagen erst einmal ein bisschen herum. "Ich weiß nicht", zierte sich der Manager von Arminia Bielefeld, um dann immerhin noch seine Gemütslage preiszugeben, "aber ich habe da so ein Gefühl. Und das sagt mir: Die schaffen es wieder nicht."

Lorenz-Günther Köstner, der Trainer der SpVgg Unterhaching, urteilte hingegen frei von der Leber weg. Der Fußball-Zeitschrift "Anpfiff" verriet er: "Ich glaube nicht, dass TeBe zum ganz engen Kreis der Aufstiegskandidaten zählt. Denn ich bin nicht davon überzeugt, dass die Mischung innerhalb der Mannschaft unbedingt stimmt."

Skepsis allerorten. Zumindest außerhalb Berlins wird die Entwicklung beim Fußball-Zweitligisten Tennis Borussia (noch) ohne Hurra-Geschrei, dafür aber umso mehr mit Argwohn betrachtet. Was TeBe da mit Gewalt und mit gewaltigen Geldmitteln aus dem Boden stampfen will, führt das tatsächlich geradewegs in die Bundesliga? Heribert Bruchhagen und Lorenz-Günther Köstner können sich ins Fäustchen lachen: Ihre Vereine haben sich in der vorigen Saison in die Erstklassigkeit verabschiedet - und TeBe zurückgelassen. Für Winfried Schäfer bedeutet das aber nur einen einjährigen Aufschub. Der TeBe-Trainer selbst hat das Ziel unmissverständlich festgezurrt. "Der Aufstieg - nur das zählt", hat Schäfer gesagt. Und damit der Mannschaft ungeheuren Druck aufgeladen. "Was soll man denn machen?", entgegnet Schäfer all jenen, die meinen, ein bisschen mehr Bescheidenheit würde dem Klub eigentlich mal ganz gut zu Gesicht stehen. Aber, so rechtfertigt sich Schäfer, "ich kenne doch das Geschäft. Wenn man sagt, wir wollen Dritter werden, dann werden wir am Ende garantiert Vierter."

Und die Einwände von Lorenz-Günther Köstner? Die wischt der TeBe-Trainer kurzerhand beiseite. "Wenn er das wirklich so gesagt hat, dann kann er nicht viel Ahnung vom Fußball haben", giftet Schäfer zurück. Für sechs bundesliga-erprobte Profis plus den tschechischen Nationallibero Jan Suchoparek hat Tennis Borussia geschätzt knapp elf Millionen Mark Ablöse locker gemacht, so viel wie kein zweiter Klub der Zweiten Liga. Zum Vergleich: Der 1. FC Nürnberg kaufte für 6,1 Millionen Mark neue Spieler ein, Borussia Mönchengladbach investierte zu diesem Zweck 5,2 Millionen Mark.

Den deutlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz im Geldausgeben sieht bei Tennis Borussia niemand ernsthaft als Makel. Im Gegenteil. "Wir haben jetzt wenigstens auch Alternativen über die Nummer elf hinaus", frohlockt Kuno Konrad, der TeBe-Präsident. Vor allem die eigene Offensivabteilung hat TeBe kräftig aufgeforstet. Dort herrschte in der Tat Not am (stürmenden) Mann. Seit Schäfers Amtsantritt am 23. März glückten TeBe in 990 Punktspiel-Minuten nur noch ganze acht Tore, davon allein drei beim letzten, völlig bedeutungslosen Saisonspiel beim FSV Mainz 05.

Die Erwartungshaltung ist jetzt riesengroß, auch wenn aus der Mannschaft selbst noch kleinere Vorbehalte kommen. "Körperlich sind wir ganz gut drauf", sagt Kapitän und Torjäger Uwe Rösler zwar, "nur was das taktische Verhalten und das Zusammenspiel angeht, da müssen wir noch hart an uns arbeiten." Aber, so Rösler, das sei bei sieben neuen Spielern ja auch nicht weiter verwunderlich. Integration erfordert eben Zeit. Und sollte TeBe zu Saisonbeginn noch Probleme haben, wird, laut Kuno Konrad, in der Vereinsspitze nicht gleich Panik ausbrechen. Der Präsident, ohnehin ein Gemütsmensch ohne Neigung zu unüberlegten Schnellschüssen, verspricht: "Es ist nicht so wichtig, was in den ersten Spielen passiert. Wichtig ist nur das Ergebnis am Schluss." Dieses Ergebnis ist allerdings im kleinen Rahmen festgemeißelt. "Wir wollen", sagt Konrad, "am Ende unter den ersten Drei stehen."

Winfried Schäfer hat zweifellos eine Aufgabe übernommen, die ihm, zumindest kurzfristig, wenig Anerkennung einbringen wird. Schon gar nicht beim als besonders nörgelig bekannten Anhang der Lilaweißen. Nach dessen Sichtweise kann Schäfer in der neuen Saison kaum auf die Gewinnerseite gelangen. Weder - noch. Sollte er nicht aufsteigen, wird es gleich wieder heißen, dass der Trainer dafür die Alleinschuld trage und besser in die Wüste gejagt werden sollte. Schafft er es aber, dann wird herumgenölt, dass ja eine derart teure und hochkarätige Mannschaft auch von der eigenen Oma hätte trainiert werden können. Solche Vorbehalte schrecken Schäfer nicht ab, zumindest mit letzterer Denkweise kann er sich sogar anfreunden. "Ich hoffe", sagt er mit leichtem Augenzwinkern, "die Leute können am Schluss so reden. Denn dann wären wir ja immerhin aufgestiegen."

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