zum Hauptinhalt

Tennis: Djokovic holt aus zum großen Schlag

Gewinnt Novak Djokovic die Australian Open? Die Chancen des Serben stehen gut, denn Roger Federer und Rafael Nadal gehen angeschlagen in das Turnier.

Bisher war jedem Tennisprofi die Vorfreude förmlich anzusehen, wenn in Melbourne Mitte Januar mit den Australian Open das erste Grand-Slam-Turnier die neue Saison einläutete. Ein wenig schienen sich die Spieler wie Grundschüler am ersten Schultag nach den großen Ferien zu fühlen: „Es ist toll, jeder freut sich, die Anderen wiederzusehen. Alle sind noch ausgeruht und frisch, denn das neue Jahr beginnt erst gerade“, sagte der Weltranglistenerste Roger Federer und taufte das Turnier kurz den „Happy Slam“.

Doch in diesem Jahr wird die Freude ein wenig getrübt. Der Schweizer Titelverteidiger quält sich mit einem Magen-Darm- Virus, der ihn am Montag zur Absage des Einladungsturniers im Melbourner Stadtteil Kooyong zwang. „Es ist während des Wochenendes schlimmer geworden, daher rieten mir die Ärzte, mich ein paar Tage zu erholen, um wieder zu Kräften zu kommen“, erklärte Federer, der sich in seinem Domizil in Dubai auf die neue Saison vorbereitet hatte. Ohne ein einziges Match Spielpraxis in diesem Jahr muss der 25-Jährige seinen Titel nun quasi mit einem Kaltstart verteidigen.

Ein möglicher Vorteil also für die Herausforderer. Allerdings ist Herausforderer Rafael Nadal ebenfalls angeschlagen. Schon zum Ende der letzten, kräftezehrenden Saison schwirrten Gerüchte durch die Gazetten, der Spanier müsse seine Karriere aufgrund von ständigen Verletzungen bald beenden. Nadal wehrte sich vehement, so wie er nun beharrlich betont, er sei fit für die Australian Open. „Ich bin nicht beunruhigt und nicht verletzt, ich bin nur müde“, stellte Nadal nach seiner glatten 0:6-, 1:6-Niederlage gegen den Russen Michail Juschni im Finale von Chennai klar. Im Halbfinale hatte er sich mit seinem Landsmann Carlos Moya einen fast vierstündigen Kampf geliefert, länger dauerte seit 15 Jahren kein Dreisatzmatch mehr. Wie gut sich Nadal regeneriert und ob er seine hartnäckigen Fuß- und Knieverletzungen auskurieren konnte, muss sich jedoch zeigen.

Möglich, dass mit Novak Djokovic daher der Dritte im Favoritenkreis am Ende die Trophäe in Händen halten darf. 2007 hatte sich der Serbe mit fünf Titeln als Nummer drei der Welt etabliert. Seine Niederlage gegen Federer im Endspiel der US Open schien seiner Unerfahrenheit in seinem ersten Grand-Slam-Finale geschuldet, ebenso wie seiner Erschöpfung nach den harten Runden zuvor – ohne Chance war er nämlich nicht. Auch für Djokovic war die Belastung 2007 enorm: „Ich hatte das Gefühl, die Saison endet überhaupt nicht. Aber jetzt fühle ich mich gut.“ Er habe viel aus der Niederlage in New York gelernt, betonte der 20-Jährige. Die komischen Parodie-Einlagen auf seine Kollegen hatten ihm den Beinamen Clown eingebracht, doch es zeigt nur eine Seite von ihm. Wie kaum ein zweiter Spieler arbeitet Djokovic akribisch, mit dem Streben nach Perfektion an seinen Schwächen.

Ob Djokovic das in Melbourne gelingen kann, wird auch davon abhängen, wie der Serbe mit dem neuen Bodenbelag zurechtkommt. Nach 20 Jahren trennten sich die Veranstalter vom grünen Rebound-Ace- Boden und verlegten einen knallblauen Kunststoffbelag, den so genannten Plexicushion. Weicher soll er sein und nicht mehr so stumpf werden bei extremer Hitze. Ständiges Umknicken der Spieler sei damit künftig verhindert. Vor allem soll der Belag den Spielern endlich konstante Ballgeschwindigkeiten bieten. Doch in erster Linie ist der brandneue und unbespielte Boden eines: langsam. Genau das Gegenteil hatte Turnierdirektor Craig Tiley den Spielern versprochen. „Vielleicht wird der Platz nach einer Woche ja schneller“, hofft Djokovic, „momentan ist er noch ziemlich langsam.“

Spieler wie der lokale Hoffnungsträger Lleyton Hewitt hatten jahrelang den schnelleren Belag schon fast erbettelt. Er wird sich nun wohl wieder einmal schwer tun, die ersehnte zweite Turnierwoche zu erreichen. Das könnte jedoch Andy Murray gelingen. Mit seinem Sieg in Doha unterstrich der Brite, dass zumindest er fit zur rechten Zeit ist. Kampflos wird sich Federer den Herausforderern aber nicht ergeben. Er ließ vorab verlauten, er habe am neuen Belag nichts auszusetzen. So leicht will er sich seinen „Happy Slam“ dann doch nicht vermiesen lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false