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Mal was anderes. Görges spielte untypisches Sandplatztennis.

© Reuters

Tennis - French Open: Julia Görges ist endlich wieder eine Große

Görges schlägt in Paris Top-Spielerin Wozniacki.

Am Ende hatte Julia Görges ihre Arme überglücklich hochgerissen, und doch schien sie einen Moment lang noch nicht fassen zu können, dass es wirklich passiert war. Mitten auf dem Court Philippe Chartrier, beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt, hatte Görges gegen eine der besten Spielerinnen ein Gesicht gezeigt, das man seit Jahren nicht mehr von der ehemaligen Nummer 18 gesehen hatte. In Melbourne war es bei den Australian Open zum Saisonbeginn erstmals wieder aufgeblitzt, da spielte sich Görges aus der Versenkung heraus bis ins Achtelfinale. Mit diesem Schwung wollte sie wieder angreifen und an bessere Tage anknüpfen, doch seither waren die Ergebnisse erneut dürftig gewesen. So blieb Görges auf Platz 72 der Rangliste hängen. In der zweiten Runde der French Open meldete sich die 26-Jährige aus Bad Oldesloe nun mit einer furiosen Leistung gegen Caroline Wozniacki zurück. Mit 6:4 und 7:6 bezwang sie die Dänin und schickte nach dem Aus von Simona Halep und Eugenie Bouchard die dritte Top-Ten-Spielerin frühzeitig nach Hause. Wichtiger war jedoch für Görges, dass sie nach drei Jahren endlich wieder eine Gegnerin der besten fünf der Weltrangliste schlagen konnte.

„Mir bedeutet das unheimlich viel“, freute sich Görges, „vor allem, weil es so lange her ist, dass ich eine Top-Spielerin schlagen konnte.“ Wozniacki hatte jedoch genau gewusst, was auf sie zukommen sollte. Und begeistert war die Weltranglistenfünfte von ihrem achten Treffen mit der Deutschen nicht, schon gar nicht so früh im Turnier. „Es gibt einfach Spielerinnen, bei denen ist es egal, wo sie gerade platziert sind“, erklärte die Dänin, „die machen einem immer Schwierigkeiten – und Julia gehört zu ihnen.“

Für Görges war es schon der dritte Sieg auf Sand gegen Wozniacki

Zweimal hatten beide zuvor auf Sand gegeneinander gespielt, beide Partien gewann Görges. Und das sogar 2011, als Wozniacki noch die Nummer eins der Welt war. „Das nervt mich jetzt wirklich langsam“, fügte die Dänin frustriert hinzu, „auf Rasen habe ich hoffentlich wieder bessere Chancen.“ Doch auf der roten, besonders langsamen Asche von Roland Garros machte Görges ihr das Leben noch schwerer, als es ohnehin für sie ist. „Ich spiele eben kein typisches Frauen-Sandplatztennis“, erklärte Görges, „ich variiere viel, spiele mit mehr Spin und den Ball etwas höher über das Netz. Das mag sie nicht.“

Die 3:1-Führung im ersten Durchgang konnte Wozniacki nicht halten, Görges ließ sich den Vorteil nach dem Break zum 4:3 nicht mehr nehmen. Es waren zehrende Ballwechsel, mit langen Rallyes von der Grundlinie. Und Wozniacki kann fast jeden Ball erlaufen, nicht erst, seit sie im letzten Jahr für den New-York-Marathon trainiert hatte. „Gegen Caroline ist jeder Punkt unheimlich schwer, und es kann bis zum letzten Ball etwas passieren“, meinte Görges, die im zweiten Satz ihren Aufschlag abgab, als sie zum Matchgewinn aufschlug. Die Nerven zitterten leicht, der Arm wurde schwerer. Doch Görges hatte genug Biss, blieb mutig genug, um weiter aggressiv in jeden Ballwechsel zu gehen. Den ersten Matchball verwandelte sie mit einem Smash und steht nun wie zuletzt 2011 und 2012 in der dritten Runde der French Open. Dort wartet mit der Amerikanerin Irina Falconi eine lösbare Aufgabe, das Rendezvous mit Paris muss also noch nicht morgen enden. „Ich bin einfach froh darüber, wie ich spiele“, sagte Görges, „ich hatte in den letzten Monaten auch viele gute Matches, nur habe ich die leider nicht gewonnen.“ Dieses Mal stimmte beides, das Tennis und das Ergebnis.

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